Ausgeschrieben hat den Preis proHolz Austria in Kooperation mit dem Architekturzentrum Wien. Von oben nach unten die Preisträger 2021: Kindergarten Pötzleinsdorf (Schluder Architekten, 2018), Wohnanlage Paulasgasse (Riepl Kaufmann Bammer Architektur, 2016), Ilse-Wallentin-Haus der BOKU Wien (SWAP Architekten + Delta, 2020), ‹HoHo Wien› (Rüdiger Lainer + Partner Architekten, 2019).
Bilder Bruno Klomfar/proHolz Austria

Die Stadt Wien hat in den letzten Jahren viel dafür getan, um den Holzbau in der Stadt voranzubringen. Seit 2015 ist die Errichtung von bis zu sechs Geschossen in Holz ohne Brandschutzkonzept möglich. Zusätzlich förderten mehrere Bauträgerwettbewerbe die Umsetzung von Holz-Wohnbauten. Die jüngsten Impulse sind ein Wohnbau-Wettbewerb (2019) und das im Juli dieses Jahres präsentierte Wiener Wohnbaumprogramm, mit dem 1000 Wohneinheiten in Holz entstehen sollen (Lignum Journal online vom 10.8.2021).

Seit der ersten Vergabe des ‹wienwood› 2005 hat sich der Holzbau in Wien rasant weiterentwickelt. Die Intensivierung der Bautätigkeit aufgrund des starken Bevölkerungswachstums hat zur Entstehung ganzer Stadtteile, zu unzähligen Aufstockungen bis hin zum veritablen Ausbau urbaner Dachlandschaften sowie zur vermehrten Errichtung von öffentlichen Bauten wie etwa Schulen geführt. Mittlerweile werden immer öfter mehrgeschossige und grossvolumige Gebäude in Holz- oder Holzhybridbauweise errichtet. Der ‹wienwood 21› zeigt eine weitere Ausdifferenzierung der Anwendungsmöglichkeiten des Baustoffes Holz – von demontierbaren temporären Bauten für den städtischen Raum bis hin zum stadtbildprägenden Hochhaus.

Kindergarten und genossenschaftliche Wohnanlage

Wer trägt die Preise in diesem Jahr davon? Überzeugt haben die Jury zum ersten die drei Pavillons des städtischen Kindergartens Pötzleinsdorf inmitten eines idyllischen Parkschutzgebiets. Der hohe Vorfertigungsgrad (tragende Wände in Holzrahmenbauweise, Brettsperrholzelemente für Decken und Dach) ermöglichte eine kurze Bauzeit bei laufendem Betrieb. Die Jury lobt den ökologischen Gesamtansatz, die räumliche Grosszügigkeit und die fachgerechte Ausführung des Holzbaus.

Zum zweiten hat die Wohnanlage Paulasgasse dem Preisgericht ganz besonders gefallen. Sie setzt ein wichtiges Signal: Nach längerer Pause hat eine gemeinnützige Wohnbaugenossenschaft in Wien erstmals wieder eine grössere Wohnanlage in Holzbauweise errichtet, was im Rahmen des straffen Kostenrahmens eindrucksvoll gelungen ist. Der dreigeschossige Wohnbau mit Staffelgeschoss punktet durch seine städtebauliche Integrität, sein differenziertes Freiraumangebot und seine holzbautechnische Umsetzung.

Seminargebäude und Holz-Hochhaus

Das Ilse-Wallentin-Haus – der dritte Preisträger – ist das neue Bibliotheks- und Seminargebäude der Universität für Bodenkultur. Es ist der erste Holzbau im universitären Kontext am Wiener Standort. Der viergeschossige Holzskelettbau mit einem Holzanteil von 78%, bei dem schon von aussen der strukturelle Raster ablesbar ist, ruht auf einem Stahlbetonsockel mit Untergeschoss. Die Stützen sind aus Brettschichtholz, die Wände und Decken aus Brettsperrholz gefertigt. Die skelettartige Konstruktion umfängt einen aussteifenden Betonkern mit verschränkten Treppen.

Der vierte Preisträger ist wenig überraschend das ‹HoHo Wien›, mit seiner Gesamthöhe von 84 m das derzeit höchste Holzhochhaus in Österreich. Der Holz-Hybridbau hat die Jury durch seine Ausführungsqualität, sein einfaches Grundkonzept und die strategische Herangehensweise in der Planung sowie der behördlichen Abstimmung fasziniert. Gemeinsam mit der Stadt Wien haben Bauherrin, Architekten und Fachplaner die Möglichkeiten des Holzbaus in dieser Gebäudeklasse beharrlich ausgelotet und gangbare Lösungen vor allem im Hinblick auf den Brandschutz gefunden.

Link www.wienwood.at