Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Lignum-Holzbulletin im Frühling: Kulturbau in Holz

Das Holzbulletin 150/2024 zeigt Ende März sechs neue Kulturbauten, bei denen sich Wertschätzung für Schweizer Holz mit Sinn für lokales Handwerk und Baukultur verbindet: das Kultur- und Kongresshaus ‹Verrucano› in Mels, das Landenberghaus in Greifensee, das Blindenmuseum ‹anders sehen› in Zollikofen und aus der Westschweiz den Umbau des Théâtre de Beaulieu in Lausanne, den Pavillon für zeitgenössischen Tanz in Genf und das Theater ‹Le douze dix-huit› im Genfer Vorort Grand-Saconnex.

Holzbulletin 150/2024 – Kulturbauten
32 Seiten A4, vierfarbig
Herausgegeben mit Unterstützung des Aktionsplans Holz des BAFU
Lignum-Mitglieder erhalten das Holzbulletin viermal jährlich automatisch und kostenlos per Post. Die vierteljährliche Bautendokumentation der Lignum kann man unabhängig von einer Mitgliedschaft abonnieren. Holzbulletin-Hefte können auch einzeln bezogen werden. Die neue Ausgabe 150/2024 ‹Kulturbauten› ist ab 8. April im Lignum-Shop bestellbar. Lignum-Mitglieder erhalten sie Anfang April.
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Bauen mit Holz hat eine jahrhundertealte Tradition und ist damit Teil eines kulturellen Erbes, in architektonischer, aber auch in handwerklicher Hinsicht. Im besten Fall schreibt zeitgenössische Holzarchitektur diese Geschichte fort. Um so mehr, wenn sie zur Bühne oder zum Rahmen von Kultur wird, sei es für Museen, Theater oder Musiksäle. Sie kann flüchtig und vergänglich sein wie der rote Turm des Origen-Theaters, der von 2017 bis 2023 auf dem Julierpass stand und zur Standortentwicklung der Bergregion beitragen sollte, oder der Pavillon des ETH-Studios von Tom Emerson für die Zürcher Manifesta 2016 auf dem Zürichsee – oder sie ist auf Dauerhaftigkeit ausgelegt wie das Projekt für das Klanghaus im Toggenburg, das aktuell realisiert wird und selbst zu einem Klangkörper für die Besuchenden werden soll.

Allen drei Projekten gemeinsam ist, dass sie eine Verbindung zur Tradition des Holzbaus und zu den lokalen und unverwechselbaren Eigenschaften eines Ortes schaffen. Gleichzeitig sind oder waren sie im Hier und Jetzt verankert und können zu Bildern für künftige Entwicklungen werden. Auch die in diesem Heft vorgestellten Objekte verbinden Holzbautradition und zeitgenössisches Architekturschaffen mit dem Material Holz. Sie schaffen damit ein neues Stück Baukultur und bilden gleichzeitig den Rahmen für kulturelle Aktivitäten und Ausstellungen, sei es regional – auch für Vereine in der Gemeinde – oder mit nationaler und internationaler Ausstrahlung wie beispielsweise das Theater Beaulieu in Lausanne – notabene das grösste Theater in der Schweiz, zu dessen Eröffnung die Pianistin Clara Haskil spielte.


Impulsgeber für die regionalen Zentren Sargans und Genf

Das Spektrum der im Detail dokumentierten Projekte reicht vom Umbau ebendieses Theaters, das neben der restaurierten Fassade in erster Linie den Reichtum und die Vielfalt des Holzeinsatzes im erneuerten, akustisch qualitätsvollen Saal für Musik und Theater belegt, bis zu Neubauten wie dem neuen Kultur- und Kongresshaus ‹Verrucano› in Mels, einem Holzelementbau, der zusammen mit der in Massivbauweise erstellten Erweiterung des Rathauses das Ortsbild von nationaler Bedeutung stärkt und weiterbaut. Und damit einen Anstoss für die weitere Entwicklung in der Region Sargans gibt – in kultureller Hinsicht, aber auch was die Architektur und die Wertschätzung für das lokale Handwerk betrifft.

Ebenso schafft das Theater ‹12–18› im Genfer Vorort Le Grand-Saconnex einen neuen Treffpunkt für die Einwohner der Gemeinde. Das Gebäude steht in einem zu einem öffentlichen Park umgestalteten Garten und bildet das Gegenüber zu einem baukulturell wertvollen Bauernhaus, das in ein Quartierzentrum umgebaut wurde. Formal erinnert der Neubau mit der dunkelblau eingefärbten Holzfassade in Kombination mit den eingesetzten Betonelementen an eine Scheune. Im Inneren lässt das überhohe Foyer, mit Holz in dunklem Grün eingefärbt, eine festliche Raumatmosphäre entstehen, die in den noch dunkler gehaltenen Theaterraum führt.


Festsaal in Greifensee und Blindenmuseum in Zollikofen

Eine völlige andere, aber nicht minder festliche Stimmung verbreitet der Saal im Landenberghaus am Greifensee. Der Ersatzneubau des Kulturhauses umfasst neben dem Saal Vereinsräume und ein Bistro am See und ist ein Ort für Veranstaltungen aller Art. Das Zusammenspiel der historischen Bruchsteinmauern mit dem hölzernen Innenleben schafft eine einzigartige, lichte Atmosphäre im Festsaal, der über eine hervorragende Akustik verfügt.

Zwei weitere Projekte sind pavillonartige Baukörper. Der eine beherbergt das Schweizerische Blindenmuseum ‹anders sehen› in Zollikofen. Vier gleich grosse Räume fügen sich zu einer quadratischen Grundrissfigur in Holz mit einem einladenden, aber geschützten Ankunftsbereich. Das kräftige Dunkelrot der Aussenhülle und die tektonisch sorgfältig gestaltete Holzkonstruktion machen den Bau sowohl für sehende als auch für sehbehinderte Menschen visuell und haptisch erfahrbar.


Betonung des Regionalen – vom Material bis zum Handwerk

Der andere Pavillon liegt mitten in der Stadt Genf und bietet eine Bühne für den zeitgenössischen Tanz und die darstellende Kunst. Die Abfolge der portalartigen Elemente aus Lärchen- und Fichtenholz, deren Geometrie variiert, lässt formal eine wellenförmige Bewegung entstehen, die den temporären Bau von aussen zum ‹Tanzen› bringt. Er lässt sich aufgrund der vorgefertigten Struktur abbauen und an einem neuen Ort wieder aufstellen.

Holz findet bei allen gezeigten Objekten ganz unterschiedliche Anwendungen: Als Material für die Konstruktion oder für einen qualitätsvollen, facettenreichen Innenausbau, eingefärbt oder roh belassen. Allen Bauten gemeinsam ist der Fokus auf die regionale Wertschöpfung – sowohl in Bezug auf das gewählte Material als auch was die Verarbeitung, das Handwerk und den Bau betrifft. Damit werden die Kulturbauten mit ihren differenzierten Räumen selbst Teil einer kulturellen Vielfalt, welche die Architektur mit einschliesst.


Jutta Glanzmann
Technische Kommunikation Lignum