Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Abschied von der roten Holz-Ikone auf dem Julier

Der 2017 auf Zeit errichtete Rote Turm auf dem Julierpass ist abgebaut. Das kühne Holzbauwerk der Bündner Kulturinstitution Origen wurde rund um den Globus rezipiert. Tausende Besucher haben den Turm und seine ausgezeichnete Akustik erlebt. Und die Welt war nah und fern mit dabei: Vom rätoromanischen Fernsehen bis zur englischen BBC haben Medienteams auf dem Pass gedreht.

Temporärer Theaterturm auf dem Julier, 2017 (Bauherrschaft: Origen Festival, Riom; Holzbauingenieur: Walter Bieler, Bonaduz; Holzbau: Uffer AG, Savognin).
Bild Corinne Cuendet, Clarens

 

Bundesrat Alain Berset eröffnete das Bauwerk 2017 und präsentierte ein Jahr später den Staatsoberhäuptern Österreichs, Deutschlands, Luxemburgs, Belgiens und Liechtensteins an diesem Ort den vielsprachigen Kanton Graubünden. Damit begann eine internationale Erfolgsgeschichte: Das Bauwerk hat Kooperationen mit Kulturorganisationen auf der ganzen Welt ermöglicht. Tänzerinnen und Tänzer der grossen Ballettkompanien der Welt gaben sich auf dem Pass ein Stelldichein, unter ihnen Künstler der Pariser Oper, des Wiener Staatsballetts, der Hamburger Staatsoper, des Petersburger Mariinsky-Theaters, aber auch Vertreter der grossen zeitgenössischen Kompanien wie das niederländische NDT. 

Der Julierturm ist in den vergangenen Jahren zum Markenzeichen der Bündner Kulturinstitution Origen geworden. Die Programme auf dem Pass erfreuten sich eines stetig wachsenden Zuschauerinteresses, so dass die Spielpläne kontinuierlich erweitert werden konnten. Der Standort im Herzen Europas hat dem Turm mit seinen babylonischen Anspielungen eine kraftvolle Präsenz beschert und das Potential der Kulturarbeit in den Alpen betont. Der Dialog mit der allgegenwärtigen Natur und der dichten Kulturgeschichte des Ortes hat den Theaterraum geprägt. Im Roten Turm wurden drei Dutzend neue, abendfüllende Werke uraufgeführt. 

Ursprünglich hätte der Turm nur bis 2020 bestehen bleiben sollen. Doch das überwältigende Interesse an dem einzigartigen neuen Kulturort führte zu einer Verlängerung der Standzeit auf das Doppelte. Anfang September 2023 wurde mit dem Abbau des hölzernen Theaterturms begonnen. Vor Beginn des Rückbaus wurden die gesamte Theatertechnik, die Sound- und Lichtanlagen ausgebaut. Die technischen Geräte und die Bühnenmotoren werden andernorts wiederverwendet. Die Heizungsmodule und die Elektroinstallationen wurden sorgfältig zurückgebaut, um sie anderweitig einzusetzen. Die Brandschutztüren des Roten Turmes können auf Origen-Baustellen in Mulegns wiederverwendet werden, ebenso das Mobiliar des Turms.


Link Baudarstellung im Lignum-Holzbulletin 125/2017 ‹Holz Bau Kultur›