Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Gelebte Nachhaltigkeit: die Besten in Holz in der Region West

Ein Bau, der für die humanitäre Tradition der Schweiz und ebenso für die Offenheit der Calvinstadt steht, hat es in der Westschweiz auf den ersten Rang geschafft: die Asylunterkunft Rigot in Genf. Der überraschend hybride Schulkomplex im Ökoquartier ‹Les Vergers› in Meyrin erreicht den zweiten Rang. Im dritten Rang folgt eine exzellente Wohnhausaufstockung in Vevey, die auf nationaler Ebene Bronze geholt hat. Fünf Projekte erhalten eine Anerkennung.

Zur Preis-Region West zählen BE-f, FR-f, GE, JU, NE, VD und VS-f. In diesem Gebiet gab es 85 Eingaben für den Prix Lignum 2021. Die drei Rangierten sind die Asylunterkunft Rigot in Genf (1. Rang, oben), die Schulanlage ‹Les Vergers› in Meyrin (2. Rang, Mitte) und eine Aufstockung in Vevey (3. Rang).
Bilder Marcel Kultscher (oben) | Rasmus Norlander (Mitte) | Joël Tettamanti (unten) | Prix Lignum 2021

 

Die Genfer Asylunterkunft Rigot befindet sich in der Nähe der Place des Nations, unweit des Hochkommissariats der Vereinten Nationen für Flüchtlinge und des Palais des Nations. Die Wahl des Standorts ist eine starke Geste, welche die Tradition der Aufnahme von Flüchtlingen in Genf bekräftigt. Anstatt das Zentrum in der Nähe einer Autobahnausfahrt oder am Rande eines Industriegebiets zu errichten, wählte die Stadt bewusst einen zentralen Standort, der den Kontakt zur Nachbarschaft sucht.

Der Komplex (Bauherrschaft: Hospice general, Parc immobilier, Les Acacias; Architektur: Acau architecture, Carouge; Ingenieure: Charpente Concept, Perly-Certoux; Holzarbeiten: JPF-Ducret, Bulle; Label Schweizer Holz für Tragwerk, Fassaden und Fundamente) besteht aus zwei fünfstöckigen, modular aufgebauten Volumen mit Unterkünften für 370 Flüchtlinge. Die Gebäude sind sowohl topografisch als auch städtebaulich genau gesetzt. Sie nehmen die leichte Hanglage des Grundstücks auf und begrenzen einen Innenhof. Eine Reihe von Terrassen bildet einen Puffer zur Strasse, mit Blumenbeeten, die die Bewohner gemeinsam mit den Anwohnern pflegen.

Am anderen Ende öffnet sich der Hof zum Rigot-Park, der durch keinen Zaun abgetrennt ist. Das Zentrum ist eine temporäre Struktur, die auf zehn Jahre Bestand ausgelegt ist. Die Architekten entschieden sich für eine modulare Bauweise und eine Null-Beton-Strategie. Die beiden Volumen sind komplett aus Holz gefertigt, vom Fundament aus gerammten Lärchenpfählen bis zum Dach. Dies ermöglicht es der Stadt, das Grundstück in zehn Jahren an den Park zurückzugeben und die Module an einem anderen Ort wieder aufzustellen. Alle Elemente können wiederverwendet werden.


Bemerkenswert konstruierte Schulanlage in Meyrin

Der Schulkomplex ‹Vergers› liegt am Stadtrand von Meyrin. Die Architekten kehrten die übliche Logik um, indem sie zunächst das Exoskelett und die Aufzugsschächte aus Beton und dann die Struktur und die Innenausstattung aus Holz erstellten. Aus konstruktiver Sicht passen die beiden Materialien hervoragend zusammen; die Verbindungen sind aus Sicht der Jury sehr sauber gelöst und perfekt ausgeführt.

Im Inneren des Schulbaus (Bauherrschaft: Gemeinde Meyrin und Association La Voie Lactée, Meyrin; Architektur: Sylla Widmann architectes, Genf; Ingenieure: B + S Ingénieurs conseils, Genf; Holzarbeiten: Charpentes Vial, Le Mouret) dominiert das helle Fichtenholz der Wände und Böden. Die terrazzobedeckten Mischböden aus Holz und Beton sorgen für die notwendige Schalldämmung und thermische Masse.

Schulen werden landauf, landab mit schöner Regelmässigkeit im Holzbau erstellt. Der Komplex in Meyrin erweitert die Palette der Möglichkeiten. Es überzeugt nicht nur durch seine Aufteilung, sondern auch durch seine Organisation und die Atmosphäre der Räume. Die Hybridkonstruktion, die das übliche Verhältnis zwischen Holz und Beton umkehrt, eröffnet einen vielversprechenden Weg.


Aufstockung in Vevey auf nationaler Ebene mit Bronze geehrt

Die Aufstockung in Vevey, welche auf nationaler Ebene Bronze geholt hat, wurde an dieser Stelle bereits am vergangenen Freitag bei der Darstellung der Schweizer Gewinner präsentiert (Lignum Journal online vom 1.10.2021; Bauherrschaft: privat; Architektur: Rapin Saiz Architectes, Vevey; Holzbauingenieure: Ratio Bois, Cuarny; Holzarbeiten: Burgy, Denges; Schreinerei: la passion du bois, Belfaux/Wider, Morges).


Die Jury verleiht fünf Projekten in der Preis-Region West des Prix Lignum eine Anerkennung: Maison de l'Ile aux Oiseaux, Préverenges; Théâtre Le Douze dix-huit – Ferme Pommier, Le Grand-Saconnex; Nouvelle crèche, Renens; Logements pour étudiants Vortex, Chavannes-près-Renens; Surélévation Ecole Rudolf Steiner de Genève, Confignon.


Link www.prixlignum.ch