Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Prix Lignum prämiert Schweizer Bestleistungen mit Holz

Alle drei Jahre sucht der Prix Lignum die besten neuen Arbeiten mit Holz. Die nationalen Preise Gold, Silber und Bronze wurden gestern Donnerstag in Bern verliehen. Sie gehen diesmal an eine wegweisende innerstädtische Verdichtung, einen clever konzipierten Low-Tech-Bau und eine Wohnhaus-Aufstockung, die ein ganzes Quartier mit aufwertet – Leistungen mit exemplarischem Charakter, die multipliziert gehören. Zwei Arbeiten erhalten den Sonderpreis Schreiner (siehe gesonderten Beitrag von heute Freitag im Lignum Journal online).

Oben: GOLD 2021 – Überbaung Maiengasse in Basel. Unten links: SILBER 2021 – Landwirtschaftliches Zentrum St. Gallen in Salez. Unten rechts: BRONZE 2021 – Aufstockung in Vevey.
Bilder Kuster Frey (oben) | Seraina Wirz (unten links) | Joël Tettamanti (unten rechts) | Prix Lignum 2021

 

Der mit Gold ausgezeichnete Ersatzneubau an der Maiengasse in Basel (Bauherrschaft: Immobilien Basel-Stadt, Basel; Architektur: Esch Sintzel Architekten, Zürich; Tragwerksplanung: Ernst Basler + Partner, Zürich; Holzbau: Husner Holzbau, Frick) bringt den Holzbau in mehrerlei Hinsicht entscheidend weiter. Er verdichtet die Stadt und schafft angemessene öffentliche Räume und Wegverbindungen. Die Siedlung führt Holz auf überzeugende Weise in ein städtisches Umfeld ein, wo in Zukunft viel mit dem Material gebaut wird. Daneben sind die soziale Durchmischung und bezahlbarer Wohnraum ebenso wichtige Aspekte.

Die Architekten setzen Holz auf allen Ebenen als tragendes und prägendes Baumaterial ein. Sie nehmen Bezug auf die Werkhofwelt, die den Ort früher prägte, finden aber eine eigene, atmosphärisch dichte Sprache für das Heute. Die virtuose Komposition entstammt der Logik des Holzbaus. Die präzisen Schwellenräume strotzen vor Detailliebe. Die sichtbaren Balkendecken ermöglichen luftig hohe Räume und beeinflussen das Wohngefühl wesentlich. Die vielteilige und feinfühlige Konstruktion steht für eine neue Frische im Schweizer Holzbau. Das Projekt weist die Branche in die Zukunft, vom Städtebau über die Konstruktion bis zum Umgang mit Farbe. In all diesen Bereichen spielt das Holz die Hauptrolle.


Einfach clever – Landwirtschaftliches Zentrum St. Gallen

Das Schulgebäude in Salez im St. Galler Rheintal, das Silber davonträgt, ist ein Leuchtturmprojekt des ökologischen Bauens. Die Realisation erfolgte mit einer Vielzahl regionaler Unternehmen (Bauherrschaft: Kanton St. Gallen; Architektur: Andy Senn, St. Gallen; Bauingenieure: Merz Kley Partner, Altenrhein; Egeter & Tinner, Haag; Holzbau: Blumer-Lehmann, Gossau/Abderhalden Holzbau, Wattwil/Gebrüder Schöb, Gams/Alpiger Holzbau, Sennwald/BN Holzbau Bless Norbert, Tscherlach/Bernhof-Vetsch, Frümsen/Düsel Bodenbeläge, Buchs/Etter Fenstertechnik, Rosenfeld-Leidringen/Dütschler, Salez/Bach Heiden, Wolfhalden; Schreinerarbeiten: Schreinerei Stolz, Unterwasser/Stieger, Mels).

Statt auf automatisierte Technik setzt der Low-Tech-Bau auf natürliche Mechanismen und Materialien. Das spart graue Energie und passt hervorragend zur guten Ökobilanz eines Holzbaus. Das Gebäude nutzt die Vorteile von Holz auf allen Ebenen aus, von der Struktur im Grundriss bis hin zur Stimmung in den Räumen. Die reduzierte Architektur trumpft nicht mit gestalterischen Kapriolen auf, sondern überzeugt mit kluger Funktionalität. Der Holzbau ist sorgfältig geplant und ausgeführt. So hilft das Gebäude, das Bauen im ländlichen Raum mit dem nachwachsenden Material zu stärken. Die Jury sieht darin einen Gewinn für die Architektur und für die Landschaft, in der diese meist prägend steht.


Mehrwert für ein ganzes Quartier: Aufstockung in Vevey

Die mit Bronze ausgezeichnete Aufstockung eines Wohnhauses in Vevey (Bauherrschaft: privat; Architektur: Rapin Saiz Architectes, Vevey; Holzbauingenieure: Ratio Bois, Cuarny; Holzarbeiten: Burgy, Denges; Schreinerei: la passion du bois, Belfaux/Wider, Morges) wirkt trotz ihres farblich forschen Auftretens, als hätte es sie schon immer gegeben. Die Architekten leiten aus dem denkmalgeschützten Bestand ein Vokabular ab, mit dem sie die Geschichte des Hauses weitererzählen. Hinzu kommen Themen, die sie in der Nachbarschaft abgeschaut haben.

Das Resultat ist eine Aufstockung, die das Quartier nicht nur baulich, sondern auch baukulturell nachverdichtet. Die Strategie ist exemplarisch für viele Aufstockungen in der Schweiz. Sie stärkt die Vorteile des Holzbaus für diese allgegenwärtige Aufgabe, für welche der Baustoff Holz prädestiniert ist. Sie beweist, dass die Nachverdichtung ein Gewinn sein kann für alle – die Eigentümer, die Bewohnerinnen und das Quartier. Und sie vereint den Werkstoff Holz mit dem Massivbau, als hätten die beiden schon immer zusammengehört.

Im Verlauf der kommenden Woche präsentieren wir an dieser Stelle alle Rangierten in den fünf Preis-Regionen.


Links www.prixlignum.ch | Video GOLD 2021 | Video SILBER 2021 | Video BRONZE 2021