Lignum Holzwirtschaft Schweiz

EUDR: Länder-Benchmarking veröffentlicht

Die Europäische Kommission hat am 22. Mai eine erste Benchmarking-Liste veröffentlicht, welche Länder in die Risikokategorien ‹niedrig›, ‹Standard› oder ‹hoch› einstuft. Zuvor hätten sich die EU-Staaten einvernehmlich positiv dazu geäussert, so die Kommission. Beim Treffen der EU-Agrarminister vom 26. Mai hat sich indessen eine breite Mehrheit der Mitgliedsländer für die Einführung einer Null-Risiko-Kategorie ausgesprochen.

Die vier Länder, die in dieser ersten Benchmarking-Liste der EU-Kommission als solche mit hohem Risiko eingestuft sind, unterliegen Sanktionen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen oder des Rates der EU bei Ein- oder Ausfuhren der relevanten Rohstoffe und Produkte. Es sind Belarus, die Demokratische Volksrepublik Korea (Nordkorea), Myanmar und Russland. Rund 50 Länder, darunter wichtige Provenienzen wie Brasilien, Indonesien oder Malaysia, landen indirekt in der Kategorie ‹Standard›.

Die Schweiz wird in der Liste vom 22. Mai 2025 wie ihre Nachbarn Deutschland, Österreich, Liechtenstein, Frankreich und Italien als Land mit niedrigem Risiko eingestuft. Die Beschaffung aus Ländern mit geringem Risiko bringe vereinfachte Sorgfaltspflichten für Marktteilnehmer und Händler, so die EU-Kommission. Konkret bedeute dies, dass sie Informationen sammeln, aber keine Risiken bewerten und mindern müssten. Eine erste Überprüfung der Liste kündigt die Kommission für 2026 an.


Kommt eine Null-Risiko-Kategorie?

Beim Treffen der EU-Agrarminister vom 26. Mai hat sich eine Mehrheit der Mitgliedsländer für die Einführung einer Null-Risiko-Kategorie für die Umsetzung der EU-Entwaldungsverordnung ausgesprochen. Die Arbeitsgemeinschaft der deutschen Waldeigentümer AGDW sowie der Hauptverband der Deutschen Holzindustrie HDH begrüssen in ersten Reaktionen das mehrheitliche Votum für einen solchen Schritt.

‹Das ist ein wichtiges Signal für Entbürokratisierung›, meint HDH-Hauptgeschäftsführer Denny Ohnesorge. Er warnt aber auch: ‹Dieser Schritt allein greift aber zu kurz, wenn bürokratische Lasten entlang der nachgelagerten Lieferkette bestehen bleiben. Der HDH fordert daher, die EUDR grundsätzlich zu überarbeiten und entlang der Lieferkette alle Akteure zu entlasten, die Holz und Holzprodukte in Null-Risiko-Ländern verarbeiten oder handeln.›


‹Milliardengrab ohne Mehrwert›

Das treibt auch die österreichische Holzindustrie um. ‹Die Wertschöpfungskette Holz wurde schlicht nicht verstanden›, zeigt sich Heinrich Sigmund, Geschäftsführer des Fachverbands der Holzindustrie, überzeugt. Die mit der EUDR losgetretene Datenflut sei weder überprüfbar noch zielführend. Eine Studie aus Finnland beziffere die Kosten für die Einführung allein dort auf über EUR 200 Mio., gefolgt von laufenden Kosten in der Höhe von EUR 65 Mio. pro Jahr.

‹Europaweit droht ein Milliardengrab ohne Mehrwert›, warnt Sigmund. Der neue Holzindustrie-Obmann Erlfried Taurer folgert: ‹Die EUDR muss tiefgreifend vereinfacht oder – noch besser – vollständig aufgehoben werden.› Anstelle der EUDR gebe es auch Alternativen wie eine neue Risikokategorie 'insignificant risk' für Länder ohne Entwaldungsrisiko – wie etwa Österreich. In diesen Ländern würde eine Dokumentation wie bisher unter der EU-Holzhandelsverordnung EUTR ausreichen. Im Europäischen Parlament habe diese Idee bereits im Herbst 2024 eine Mehrheit gefunden.


Links Vollständige EUDR-Länderliste vom 22.5.2025 | waldeigentuemer.de | holzindustrie.de | holzindustrie.at