Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Zwei Tage für die Bau- und Raumakustik im Holzbau

Der 52. Fortbildungskurs des Swiss Wood Innovation Network S-WIN widmete sich den guten Leistungen zeitgemässer Holzbauten hinsichtlich Bau- und Raumakustik. Erste Voraussetzung dafür ist eine schall- und holzbautechnisch optimale Konstruktion. 180 Teilnehmer tauchten Ende Oktober in Weinfelden in die komplexe Materie ein.

Im Leichtbaulabor an der Empa werden die verschiedenen Schallübertragungswege untersucht und deren Unterdrückung optimiert. Derzeit entwickeln Empa und Lignum im Rahmen des Projekts ‹Schallschutz im Holzbau› ein Softwaresystem, das die schalltechnischen Prognosen im Holzbau vereinfachen soll.
Bild Empa

 

Der Anlass war in vier Themen klar strukturiert. Zum ersten war von bauakustischen Grundlagen und Normierung die Rede; in einem zweiten Block kamen bautechnische Lösungen zur Sprache. Planung und Umsetzung sowie generell das Thema Raumakustik bildeten die Schwerpunkte der zwei abschliessenden Blocks. Den Kurs leiteten Bernhard Furrer (Leiter Technik und stv. Direktor Lignum, Holzwirtschaft Schweiz) und Stefan Schoenwald. Er führt seit 2013 den Bereich Bauakustik in der Abteilung Akustik/Lärmminderung der Empa. 


Schallschutz als wesentlicher Wohlfühlfaktor

Der zeitgemässe Holzbau ist dank guten Wärmedämmeigenschaften, der Schonung von Ressourcen, der schnellen und trockenen Bauweise sowie einem hohen Vorfertigungsgrad attraktiv. Haptik, Geruch und Feuchteausgleichswirkung wirken sich positiv auf die Wohnbehaglichkeit aus. Für diese Qualität spielt allerdings auch ein genügender Schallschutz eine wesentliche Rolle.

Holzbauten sind aus technischer Sicht komplexe Systeme. Sie haben Anforderungen unterschiedlicher Planungsdisziplinen zu erfüllen, um den Ansprüchen der Nutzer zu genügen. Wenn der Bauingenieur starre Verbindungen vorsieht, möchte der Akustiker die Teile entkoppeln, wenn dem Architekten sichtbare Holzflächen gefallen, bevorzugen Akustiker wie Brandschutzspezialisten Verkleidungen, etwa mit Gipsplatten.

Schallschutzkonzepte sind deshalb bei Holzbauprojekten (und nicht nur dort) von Beginn an in die Planung einzubeziehen und konsequent umzusetzen. Im Zentrum haben dabei die Nutzerbedürfnisse zu stehen. Das verlangt frühzeitige Planung und Abstimmung des Entwurfs mit Spezialisten – angefangen bei der Raumanordnung insgesamt bis hin zu den Ausführungsdetails.


Nach Konzept vorgehen – Details nicht vernachlässigen

Aus akustischer Sicht lassen sich Bauteile als einschalige oder mehrschalige Systeme definieren. Bei einschaligen Wänden führen ein hohes Flächengewicht und hohe Biegesteifigkeit zu befriedigender Schalldämmung. Holzkonstruktionen setzen sich zumeist aus mehreren Schichten zusammen, und diese können im Vergleich zu einschaligen Bauteilen mit weitaus geringerer Masse gleich hohe Schalldämmwerte erreichen.

Oft wird beim Schallschutz vor allem der Übertragung von Schall durch Geschossdecken oder über Wände Aufmerksamkeit geschenkt. Doch ist auch die Flankenübertragung des Schalls, etwa über Deckenauflager, eine mögliche Schwachstelle, die nach technischen Lösungen ruft. Deshalb wurden hochelastische Lager für die Stossstellen zwischen Wand und Decke entwickelt, welche die dort möglichen Schallübertragung wirkungsvoll unterbinden können und nachweislich die Wirkung einer Vorsatzschale erreichen.

Ausführungsfehler beim Schallschutz sind allerdings nicht selten, denn die kaum standardisierten Details verlangen nicht nur eine fachlich korrekte Planung, sondern darüber hinaus eine sorgfältige Ausführung auf der Baustelle. Bereits falsch verlegte Bodenbeläge können zu Problemen mit Trittschall führen; falsch montierte Wasser- oder Abwasserrohre verschlechtern die Situation. Die Fachtagung von S-WIN zeigte eindrücklich auf, wie sehr Details die Qualität von Bauten und Räumen im positiven oder auch negativen Sinne zu beeinflussen vermögen. 


Link Tagungsband Weinfelden 2021 (online verfügbar, PDF, 15.4 MB)