Lignum Holzwirtschaft Schweiz

‹Wohneigentum wird mehr und mehr zum Privileg›

Herr und Frau Schweizer müssen immer länger sparen, bis sie sich Wohneigentum leisten können. Für jüngere Eigenheimkäufer sind Finanzierungen vielfach nur noch ausserhalb der besten Lagen möglich. Dennoch sind die Hürden für den Erwerb einer Immobilie im europäischen Vergleich nicht besonders hoch. Das stellt die aktuelle Raiffeisen-Publikation ‹Immobilien Schweiz› fest.

Anzahl Jahre, die ein Durchschnittshaushalt für eine typische Eigentumswohnung arbeiten muss
Grafik Raiffeisen Economic Research

 

Der Wunsch nach Wohneigentum ist in der Schweiz auch in der anhaltenden Pandemie ungebrochen stark. Die wenigen zum Verkauf stehenden Objekte erfreuen sich weiterhin einer sehr regen Nachfrage. Dies treibt die Preise weiter in die Höhe, wie Raiffeisen feststellt. So haben die Raiffeisen-Transaktionspreisindizes mit einem Anstieg von 1,9% für Einfamilienhäuser und 0,8% für Eigentumswohnungen gegenüber dem Vorquartal erneut Höchststände erreicht. 

Was langjährige Wohneigentümer freut, erschwert künftigen Eigentümern den Zugang zu den eigenen vier Wänden immer mehr. Vor allem für jüngere Eigenheimkäufer sind Finanzierungen vielfach nur noch ausserhalb der besten Lagen möglich. Zudem steigen aufgrund der sehr hohen Tragbarkeitshürden die Einkommens- und Eigenkapitalanforderungen überproportional stark an.

‹Wer nicht bereits wohlhabend ist oder über Erbvorbezüge an Kapital gelangen kann, wird erst in einer späteren Lebensphase eigentumsfähig. Um die eigenen Kinder im Einfamilienhaus aufwachsen zu sehen, wird es dann aber für einige zu spät sein›, bringt es Martin Neff, Chefökonom von Raiffeisen Schweiz, auf den Punkt.


Aufschlussreicher Blick über die Grenze

Raiffeisen wirft in der jüngsten Ausgabe der Publikation ‹Immobilien Schweiz› einen Blick über die Landesgrenzen hinaus. Das fördert spannende Erkenntnisse über unseren Immobilienmarkt zutage. Obwohl die Preise seit 25 Jahren praktisch nur eine Richtung kennen – nämlich nach oben –, sind die Eigentumspreise in der Schweiz im Verhältnis zu den hohen Einkommen nicht besonders hoch.

Im Vergleich mit den Nachbarländern steht die Schweiz sogar am besten da. Nur rund achteinhalb Jahre muss ein Haushalt hierzulande theoretisch arbeiten, um so viel zu verdienen, wie eine durchschnittliche Eigentumswohnung kostet. In Deutschland sind es über neun Jahre, in Österreich über zehn und in Frankreich sogar 13 Jahre. Zudem kann mit einem Umzug von der Miet- in die Eigentumswohnung in der Schweiz – verglichen mit anderen Ländern – mit am meisten Geld gespart werden.

Trotz der hohen Attraktivität von Wohneigentum weist die Schweiz mit rund 36% die mit Abstand kleinste Wohneigentumsquote aller untersuchten Länder auf. Dies liegt darin begründet, dass die Schweiz im politischen Spannungsfeld zwischen Wohneigentumsförderung und Systemstabilität im internationalen Vergleich stärker auf Sicherheit setzt. Letzlich führt dies dazu, dass Wohneigentum hierzulande immer mehr zum Privileg wird.


Link www.raiffeisencasa.ch | ‹Immobilien Schweiz›, 2. Quartal 2021 (PDF, 1.68 MB)