Weitere Ehrung für Holzbaupionier Hermann Blumer

Hermann Blumer (links) revolutionierte mit seinen Erfindungen den Holzbau und veränderte damit das architektonische Denken. 2023 hat er bereits den Building-Lifetime-Award der Schweizerischen Stiftung zur Förderung des Ingenieurnachwuchses im Bauwesen erhalten. Eugen Brühwiler (rechts) setzt sich seit vielen Jahren für den Erhalt des historischen Ingenieurerbes und die Entwicklung neuer Methoden für die Überprüfung und die Ertüchtigung von Tragwerken ein.
Bild Hermann Blumer © Philipp Horak/zvg SIA | Bild Eugen Brühwiler © Alain Herzog/zvg SIA
Hermann Blumer, Sohn des Inhabers eines Holzbauunternehmens, machte zuerst eine Lehre als Zimmermann und studierte später Bauingenieurwesen an der ETH Zürich. Nach dem Studium war er zuerst als wissenschaftlicher Assistent am Holzbaulehrstuhl der Universität Karlsruhe tätig. 1971 übernahm er den väterlichen Holzbaubetrieb und gründete später unter anderem die Ideenschmiede Création Holz AG in Herisau.
Blumer hat den Holzbau seit den siebziger Jahren durch seine Erfindungen (BSB-Verbindungen, Lignatur-Decken und Lignamatik-Robotik) revolutioniert und übersetzte architektonische Visionen in bahnbrechende Freiform-Holzkonstruktionen. Besonders seine CNC-gesteuerten Fertigungsmethoden und seine Expertise in der Holzverbindungstechnik haben neue Möglichkeiten für den nachhaltigen Ingenieurbau geschaffen.
Blumer unterstützte namhafte Architektinnen und Architekten wie Peter Zumthor, Daniel Libeskind, Shigeru Ban und Helen & Hard bei der Realisierung wegweisender Holzbauten. Auf seiner Referenzenliste mit über 1000 Holzbauprojekten stehen Bauten wie das Centre Pompidou in Metz, der Golfclub Yeoj in Südkorea, der Tamedia-Neubau in Zürich und als neuestes Projekt das Wisdome-Museum in Stockholm.
Eugen Brühwiler: Visionär für nachhaltige Bauwerkserhaltung
Eugen Brühwiler diplomierte an der ETH Zürich und promovierte 1988 an der EPFL. Nach einem Forschungsaufenthalt in den USA arbeitete er 1991–1994 bei den SBB im Bereich Brückenbau. Dort sorgte er für Aufmerksamkeit im Zusammenhang mit der 1856 gebauten ‹Gitterlibrücke› bei Koblenz. Brühwiler überzeugte die Deutsche Bahn, die Brücke zu erhalten, statt sie neu zu bauen.
Brühwiler veröffentlichte mehrere Aufsätze und Buchkapitel zur Bauwerkserhaltung und kreierte den Begriff des ‹Examineering› (examination + engineering) als Ansatz, um die Leistungsfähigkeit bestehender Bauwerke zu bewerten und zu verbessern. Ab 1991 war er massgebend an der Erarbeitung der meisten SIA-Ingenieurbau-Erhaltungsnormen beteiligt. Die Norm SIA 269 ‹Erhaltung von Tragwerken› wurde auch dank ihm zum Exportartikel.
1995 nahm Brühwiler den Ruf als Professor an die EPFL an. In seinem Labor für die Erhaltung und Sicherheit von Tragwerken entwickelte er mit einem internationalen Team den Einsatz des ultra-hochleistungsfähigen, zementgebundenen Faserverbundbaustoffs UHFB für die Bauwerkserhaltung, die ab 2004 in die Schweizer Baupraxis eingeführt wurde. Holzinteressierte erinnern sich an den Holzbau-Publikumsfavoriten des Prix Lignum 2024, die Rigiaa-Brücke in Arth. Auch in diesem Bauwerk steckt das UHFB-Know-how der EPFL.
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