Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Unterwegs zu einer internationalen Sprache für Ökobilanzdaten

Zusätzliche Anforderungen in Ausschreibungen bedingen zusätzliche Informationen des Herstellers von Bauprodukten. Lignum setzt sich beim Thema Ökobilanzdaten auf europäischer Ebene für digitale und KMU-freundliche Lösungen ein. Dabei spielen generische Datenbanken der jeweiligen Staaten eine wichtige Rolle.

Im Herbst 2021 hat die Europäische Kommission das High Level Construction Forum (HLCF) ins Leben gerufen. Beim ersten einer Reihe von Treffen kamen Interessenvertreter aus der gesamten Branche zusammen, um gemeinsam den Weg zu einem grünen, digitalen und widerstandsfähigen Bauökosystem zu diskutieren.

Der Beizug von Vertretern der Industrie, der EU-Länder, der Europäischen Kommission, der Sozialpartner und anderer Interessengruppen soll helfen, die Hauptprioritäten, Themen und effektivsten Methoden für die Entwicklung und Umsetzung geeigneter Programme in naher Zukunft richtig zu identifizieren.


Binnenmarkt für Baudaten
 
Die Sitzung zum Thema ‹Enabling collection, interoperability and sharing of data› fand in der zweiten Sitzungsreihe im Frühjahr 2022 unter der Leitung der DG Grow statt. DG Grow ist die Generaldirektion der Kommission, die für die EU-Politik in den Bereichen Binnenmarkt, Industrie, Unternehmertum und kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in der EU zuständig ist.

Das Gespräch konzentrierte sich dabei auf die Definition eines koordinierten Ansatzes zur Schaffung eines Binnenmarktes für Baudaten, um die Fragmentierung des Sektors durch digitale Plattformen zu überwinden. Lignum/CEI-Bois hatte die Gelegenheit zu erläutern, wie die Bereiche Nachhaltigkeit und Digitalisierung im Bausektor angewendet werden können, ohne KMU auszuschliessen.

Mit der schweizerischen KBOB-Liste ‹Ökobilanzdaten im Bauwesen› und dem europäischen TIMBIM-Projekt wurden bereits umgesetzte Praxisbeispiele sowie der international bereits existierende Building smart Data Dictionary (BSDD) vorgestellt. Als Hauptpunkt der Diskussion wurden nationale Datenbanken mit generischen Umweltproduktdeklarationen (EPD) hervorgehoben, die als Rückfalllösung für KMU ohne eigene EPD dienen.


Gemeinsames Datenwörterbuch

Gleichzeitig können solche Daten der öffentlichen Hand dazu dienen, die Umweltauswirkungen ihrer Bautätigkeit vor der Ausschreibung fair und reproduzierbar zu analysieren und zu optimieren. Zur Identifizierung und Interoperabilität der maschinenlesbaren Daten wird ein gemeinsames Datenwörterbuch benötigt. Darin können alle relevanten Entitäten und Eigenschaften im Baubereich eindeutig in maschinenlesbare Sprache übersetzt werden.
 
Eine Lösung wäre, europäisch harmonisierte Bauproduktnormen in einem integralen Prozess bei der Publikation künftig sowohl in menschenlesbarer Sprache als auch in einer maschinenlesbaren Sprache zu veröffentlichen. Denn die harmonisierten Bauproduktenormen sind durch das Abkommen zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und der Europäischen Union über die gegenseitige Anerkennung von Konformitätsbewertungen (MRA) bei öffentlichen Beschaffungen über den jeweils definierten Schwellenwerten auch in der Schweiz anzuwenden. Damit sollen Handelshemmnisse abgebaut und der Wettbewerb gefördert werden.


Link HLCF Meeting report – Enabling collection, interoperability and sharing of data (PDF, 473 KB)