Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Shigeru Bans Tamedia-Holzbau eröffnet

Gestern wurde der bereits voll genutzte Holz-Neubau des japanischen Stararchitekten Shigeru Ban für das Medienhaus Tamedia in Zürich offiziell eingeweiht. 480 Mitarbeitende von ‹20 Minuten›, ‹Tages-Anzeiger› und weiteren Medien finden darin neue Arbeitsplätze.

 


Japanische Holzarchitektur für Zürich


Ansicht des Tamedia-Neubaus von der Stauffacherbrücke (oben links), Innenansicht im Erdgeschoss (unten rechts) und Blick in eine flusseitig geöffnete Loggia in einem oberen Geschoss (oben rechts); Architekt Shigeru Ban (unten links).


Bilder Michael Meuter, Zürich

 


Shigeru Ban zeigte sich angesichts des vollendeten Werks ebenso zufrieden wie Pietro Supino als Präsident des Tamedia-Verwaltungsrates. Dieser, so Ban, habe ihn mit seiner Anfrage, ob er einen Neubau übernehmen würde, zunächst in Erstaunen gesetzt, da keine Geschäftsbeziehungen bestanden hätten, kein Bau zuvor schon in Zusammenarbeit entstanden sei.

 

Doch das Resultat des Miteinandergehens, so Ban aufgeräumt, sei ja nun doch gut herausgekommen. In allen Bereichen, wollen die zur Eröffnung geladenen Medienleute wissen? Fast, gibt der Meister zu. Den Boden im Erdgeschoss – ein Terrazzo mit handgrossen aufgeschnittenen Steinen aus Tessiner Fliessgewässern – hätte der Architekt gern farblich etwas dezenter gestaltet gesehen. Der Entwurf dafür stammt nicht von ihm.

 

Lob für Schweizer Holzbautechnik

 

Shigeru Ban bezog im Gespräch mit den Medien unmissverständlich Position für den Baustoff Holz. Dieser spielt in der sichtbar gemachten Tragkonstruktion trotz der Aussenhülle aus Glas und Metall optisch die Hauptrolle, sobald man das Gebäude betritt – und zwar fast in Möbelqualität, was die optische Erscheinung und die Oberflächen der Holzbauteile angeht. ‹Holz ist das einzige nachwachsende und mithin tatsächlich ‚unerschöpfliche‘ Baumaterial›, sagte Ban. ‹Damit ist sein Gebrauch unbedingt ein Teil Nachhaltigkeit, abgesehen davon fühlt man sich damit ja aber auch einfach wohl.›

 

Ban lobte den Stand des Wissens und der Technik im Schweizer Holzbau und vor allem bei den Baubeteiligten des Tamedia-Gebäudes als hervorragend. Das sei Voraussetzung gewesen, um einen solchen Bau überhaupt zu schaffen; die Schweiz sei in dieser Hinsicht gegenüber Japan weit voraus. In seinem Heimatland, so Ban, wäre es allein schon aufgrund der feuerpolizeilichen Vorschriften unmöglich gewesen, einen solchen Bürobau zu erstellen. Auch sei Holz in Japan keineswegs als modernes und leistungsfähiges Baumaterial anerkannt, und es fehle an staatlicher Förderung seines Gebrauchs.

 

Ansprechende Arbeitsumgebung

 

Insgesamt wirkt der nach rund zweieinhalb Jahren reiner Bauzeit fertiggestellte Neubau mit seiner Tragstruktur aus rund 2000 Kubikmetern Fichtenholz aus der Steiermark hell, zeitgemäss und luftig. Rein rechnerisch stehen jedem Mitarbeiter 12,5 Quadratmeter Fläche zur Verfügung – der Augenschein vor Ort ergibt gefühlsmässig dann doch einiges weniger. Doch in der Tat haben die TA-Journalisten nicht bloss die Fläche zur Verfügung, auf der sie ihr Tagwerk verrichten.

 

Besonders geschätzt werden von den Journalistinnen und Journalisten, die in der ‹inneren Hülle› des Baus in angenehm temperierten Grossraumbüros arbeiten, die Loggien in der ‹äusseren Hülle› gegen die Sihl, die entstehen, wenn die Fassade zum Fluss über zwei Geschosshöhen geöffnet wird. Sie lassen sich als Sitzungszimmer, aber auch als Pausenraum nutzen. Die Doppelfassade gegen die Sihl hin wirkt als Klimapuffer sowie als natürliches Ventilationssystem. Die Verbindung zwischen innen und aussen, so Ban, sei ihm ein besonderes Anliegen bei einem Gebäude. Eingesperrt möge er nicht sein; es brauche Durchlässigkeit bei einem Bau.

 

Im obersten Geschoss des neuen Gebäudes befindet sich der moderne Newsroom von ‹20 Minuten›, der dem Medienverbund eine vollkonvergente Arbeitsweise erlaubt. Die Redaktionen des ‹Tages-Anzeigers›, des Onlinenetzwerks ‹Newsnet›, des ‹Tagblatts der Stadt Zürich› sowie die dazugehörige Verlagsorganisation nutzen das erste, zweite und dritte Geschoss des neuen Gebäudes.

 


Link www.tamedia.ch/de/unternehmen/tamedia/neubau-werd