Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Schweizer Team gewinnt Solar Decathlon

Das Schweizer Team hat am Solar Decathlon 2017 in Denver (USA) den Sieg davongetragen. Sein Holz-Solarhaus ‹NeighborHub› wurde am Labor für intelligentes Wohnen der Blue Factory Fribourg entwickelt. Beteiligt waren Studierende der Hochschule für Technik und Architektur und der Universität Fribourg, der ETH Lausanne und der Hochschule für Kunst und Design in Genf.

Schweizer Beitrag ‹NeighborHub› zum Solar Decathlon 2017
Oben und Mitte: Aussen- und Innenansicht des Schweizer Beitrags in Denver. Unten: Jubel beim Schweizer Team nach dem Sieg.
Bilder Dennis Schroeder/U.S. Department of Energy Solar Decathlon (oben und Mitte) | EPFL (unten)

 

 

Die Ausschreibung schlug vor, ein solarbetriebenes Einfamilienhaus zu entwickeln und als Prototyp zu bauen. Die Verantwortlichen für die Schweizer Equipe waren von der Idee ‹Wohnhäuschen› wenig begeistert und stellten sich eigenmächtig die Aufgabe, eine Art Quartierzentrum zu entwerfen. Das kann in etwa gleich gross wie ein Einfamilienhaus sein, hat jedoch breiten Nutzen und nachhaltige Wirkung – so die Überlegung.

 

Die Schweizer Equipe steckte sich selber bei ihrem Tun drei Ziele. Zum ersten wollte sie Partizipation in der Planung schaffen. Das Haus sollte zum Treffpunkt werden, zu einem Ort des Austauschs und der Diskussion verschiedener am Entwicklungsprozess des Quartiers beteiligter Akteure. Zum zweiten sollte das Haus als Leuchtturm verschiedene technische, architektonische und soziale Prinzipen aufzeigen, welche von Bauherren in ihren Projekten umgesetzt werden können. Durch die modulare Struktur lassen sich technische Elemente dem neusten Stand anpassen.

 

2000-Watt-Verhalten erlernen

 

Drittens schliesslich sollte der Grundsatz ‹Learning by doing› gelten: Im Haus kann durch verschiedene Aktivitäten und anhand von sieben Schlüsselthemen (Energie, Wasser- und Abfallmanagement, Mobilität, Essen, Material, Biodiversität) erlebt und erlernt werden, welches die besten Wege sind, um den Energieverbrauch und den CO2-Fussabdruck stark zu reduzieren. Ziel ist die 2000-Watt-Gesellschaft.

 

Der ‹NeighborHub› ist nun so beschaffen, dass seine Besucher dazu angehalten werden, alltägliche Gewohnheiten zu ändern und sparsamer bzw. besser mit den Ressourcen umzugehen. Als Quartierhaus schlägt er Ideen für ein nachhaltigeres Leben vor: zum Beispiel Entwickeln gemeinsamer Aktivitäten zum Thema Nachhaltigkeit, wie Urban Gardening, ein Repair Café, Bienenzucht in der Stadt usw.

 

Intensive Arbeit im Team

 

Nach mehr als zwei Jahren intensiver Vorbereitung kann das Schweizer Team auf die Leistung seiner Studierenden stolz sein. Insgesamt haben mehr als 250 von ihnen mitgedacht, mitgeplant und mitgearbeitet, um dieses clevere Solarhaus zu verwirklichen. Es misst aussen 15 x 12 x 4 m, sein beheizter Kern ist 8,8 x 7,2 m gross. Gebaut ist es aus Kertoplatten von 27 und 21 mm Dicke, gedämmt mit Pavatherm. Die Fassade besteht aus Metall und Polycarbonat, Acrylglas, fotovoltaischen und thermischen Paneelen.

 

Nach seinem probeweisen Aufbau in der Fribourger Bluefactory überquerte das Haus zerlegt und in Container verpackt den Atlantik, reiste mehr als 10000 Kilometer auf Strasse, Meer und Schiene und bahnte sich seinen Weg durch die Hurrikane Harvey und Irma. Das Schweizer Team war das erste, das am ersten Tag um sieben Uhr morgens voll ausgestattet und bereit war, von seinem Stück Land am Austragungsort des Wettbewerbs Besitz zu ergreifen.

 

Energie aus der Fassade

 

Dank innovativer Anwendung bekannter Technologien kann der ‹NeighborHub› seinen eigenen Energiebedarf ausschliesslich über Sonnenkollektoren an seinen Fassaden decken. Das Quartierzentrum produziert sogar mehr Energie, als es verbraucht. Das solarzellfreie Dach ist zu anderen Zwecken zu nutzen, wie zum Beispiel zur Erhaltung der Biodiversität durch grosse Grünflächen.

 

Die Selbstversorgung mit Energie, die der ‹NeighborHub› als einstöckiges Haus unter Beweis stellt, eröffnet erfreuliche Perspektiven für andere Gebäude. So erzeugt jede Etage ausreichend Strom, um sich selbst über diese eigene Energieproduktion zu versorgen. Das ist ein enormer Vorteil für die Städte, die sich nach oben verdichten. Das Solarhaus wird auf dem Areal der Blue Factory in Fribourg wieder aufgebaut und soll dort Kristallisationspunkt der Arealentwicklung werden.

 


Link www.solardecathlon.gov