Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Schweizer Finanzmarkt auf dem Klimaprüfstand

Erstmals hat sich der gesamte Schweizer Finanzmarkt auf Initiative des Bundesamts für Umwelt freiwillig auf Klimaverträglichkeit testen lassen. Die Resultate des repräsentativen Untersuchung zeigen, dass nach wie vor stark in die Erdöl- und Kohleförderung investiert wird. Einen wichtigen Beitrag zu den Klimazielen können Pensionskassen leisten, wenn sie geplante Gebäudesanierungen umsetzen.

Anteile der im Portfolio gehaltenen Firmen, die Strom aus erneuerbaren bzw. CO2-intensiven Technologien produzieren (Quelle: 2°Investing Initiative). Nicht abgebildet sind Anteile an Firmen, die Strom aus CO2-armen Alternativen herstellen, die jedoch aufgrund anderer Umweltauswirkungen umstritten sind. Dazu zählt die Untersuchung nicht nur die Atom- sondern auch etwa die Wasserkraft. Jeder Balken entspricht einem teilnehmenden Finanzinstitut.
Grafik Abstract Bericht ‹Bridging the Gap›, November 2020

 

Das Bundesamt für Umwelt BAFU als Initiant hat zusammen mit dem Staatssekretariat für internationale Finanzfragen SIF den Klimaverträglichkeitstest nach der internationalen PACTA-Methode durchgeführt. Daran haben 179 Finanzinstitute teilgenommen, erstmals auch Banken und Vermögensverwaltungen. Das sind mehr als doppelt so viele wie beim letzten Test im Jahr 2017, der nur Pensionskassen und Versicherungen offenstand. Die Ergebnisse sind repräsentativ für den gesamten Schweizer Finanzmarkt.

Die Resultate des Klimatests 2020 zeigen, dass der Test im Jahr 2017 nachweislich zu mehr Transparenz für Finanzinstitute bezüglich klimaschädigender bzw. -freundlicher Investitionen geführt und konkrete Aktionen ausgelöst hat. Die Hälfte aller Teilnehmenden an beiden Testrunden hat eigenen Angaben zufolge aufgrund der Testresultate von 2017 Klimamassnahmen ergriffen und schneidet nun im Durchschnitt klimafreundlicher ab als die Konkurrenz.


Durchzogene Klimabilanz

Insgesamt investiert der Schweizer Finanzplatz heute viermal mehr Mittel in Firmen, die Strom aus fossilen Quellen wie Kohle und Gas erzeugen, als er zu Produzenten von erneuerbarem Strom lenkt. 80% der Teilnehmenden halten Firmen in ihren Portfolien, die Kohle abbauen. Dabei unterstützt der Schweizer Finanzplatz im Schnitt einen zusätzlichen Ausbau der internationalen Kohle- und Erdölförderung.

Dies läuft dem Klimaziel zuwider. Investitionen in fossile Energien können auch finanzielle Risiken für Kapitalgeber bergen, wenn solche Energieträger aufgrund klimapolitischer Massnahmen künftig weniger attraktiv werden. Es gibt aber auch Fortschritte zu verzeichnen: Verschiedene Finanzinstitute halten vermehrt Firmen in ihren Portfolien, die erneuerbare Energien und Elektromobilität ausbauen.


Klimastrategien im Aufwind – aber noch zu schwach

In der ergänzenden Befragung zum Test gaben über zwei Drittel der Teilnehmenden an, eine Klimastrategie zur verfolgen. Damit diese Wirkung zeigt und Kunden genügend über Klimarisiken und Auswirkungen ihrer Investitionen informiert sind, besteht aber Handlungsbedarf: Mehr als die Hälfte der Institute, die eigenen Angaben zufolge Kohle bei ihren Investitionen ausschliessen, halten noch Aktien und Anleihen von Unternehmen, die Kohle abbauen oder Kohlestrom produzieren.

Grossen Einfluss auf die direkte Emissionsverminderung können die Halter von Immobilienportfolien nehmen. Pensionskassen planen heute bei 30% ihrer Gebäude eine Umstellung von fossilen auf erneuerbare Heizsysteme. Hingegen gaben die anderen Finanzbranchen lediglich für 1–2% ihrer Liegenschaften solche Massnahmen an.


Link www.bafu.admin.ch | Bericht (deutsche Zusammenfassung, PDF, 8 MB)