Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Schu­len und Gesundheitsbauten entstehen vermehrt in Holz

Bildungs-, aber auch Gesundheitsbauten sind Segmente auf dem Schweizer Immobilienmarkt, in denen der Holzbau eine wachsende Rolle spielt. In letzterem Bereich ist die Basis mit Pionierprojekten wie dem Neubau des Kinderspitals in Zürich gelegt. Verglichen mit Bildungsbauten nehmen Investoren bei Gesundheitsbauten eine aktivere Rolle ein.

Neubau Kinderspital Zürich-Lengg, Aufnahme Baustand Areal Süd (Akutspital) am 15.2.2023, Baubeginn 2018, geplanter Bezug 2024 (Bauherrschaft: Kinderspital Zürich – Eleonorenstiftung, Zürich; Gesamtprojektleitung: KOMOXX GmbH, Zürich; Gesamtleitung Bau und Architektur: ARGE KISPI, Herzog & de Meuron/Gruner, Basel; Holzbauingenieure: Pirmin Jung Schweiz AG, Sursee (Fassadenplanung), ZPF Ingenieure AG, Basel (Patientenzimmer); Holzbau: Kifa, Aadorf; Holz- und Fassadenbau: Künzli Holz AG, Davos/Zürich).
Bild Michael Meuter, Zürich

 

Die Wahl von Holz als Baustoff bringt neben ökologischen Aspekten weitere Vorteile mit sich: Das Material hat gute haptische Qualitäten und sorgt für ein angenehmes Raumklima. Dem Wohlbefinden von Kindern, Schülern und Studierenden in Innenräumen wird in der Konzipierung von Neubauten immer mehr Beachtung geschenkt. Holz soll gar das Konzentrationsvermögen steigern. Aber auch Patienten profitieren vom natürlichen Baumaterial, da ein positiver Effekt auf den Heilungsprozess angenommen wird, und schliesslich bietet der Holz-Modulbau einige Vorteile.


Zunehmend mehr Investoren

Zu den Bildungsbauten zählen nebst Schulhäusern der obligatorischen und tertiären Schulstufe auch Gebäude für die Kinderbetreuung, Weiterbildung, Spezialräume wie Bibliotheken und Studierendenwohnungen. Grösste Eigentümerin von Bildungsimmobilien und wichtigste Investorin in diesem Segment ist die öffentliche Hand. Wüest Partner schätzte ihr Portfolio 2020 auf rund CHF 90 Mia. Sie ist für 89% der Baugesuche (Zeitraum 2017–2020) im Bildungssektor verantwortlich, wovon die meisten öffentliche Schulen betreffen. Als Investoren treten des weiteren AGs und GmbHs (4%), Stiftungen (3%) und auch Private (1%) auf. Sie kombinieren Flächen, die Bildungszwecken dienen, meist mit anderen Nutzungen.

Verglichen mit Bildungsbauten nehmen Investoren bei Gesundheitsbauten eine aktivere Rolle ein. Im Spitalbau dominieren AGs und GmbHs als Eigentümer (61%) vor Vereinen/Stiftungen (20%) und der öffentlichen Hand (18%). Wüest Partner schätzt, dass Gesundheitsbauten rund 5–10% des Wohnungsmarkts ausmachen. Dabei ist der Übergang vom freien Wohnungsmarkt zu Alterswohnungen fliessend. Weiter gehören Gesundheitseinrichtungen und Heime (1553 Heime laut Bundesamt für Statistik, 2020), Seniorenresidenzen und schliesslich Kliniken und Spitäler (gemäss Kennzahlen der Schweizer Spitäler 3/2022: 276 Spitäler) zu den Gesundheitsbauten. Der Immobilienmarkt für Gesundheitsbauten zieht zunehmend Investoren an.


Marktanteile Holzbau

Der Marktanteil von Tragkonstruktionen aus Holz ist im Neubausektor Nicht-Wohnen seit 2019 bei rund 10,5% stabil. Stand heute kommt Holz nach wie vor am meisten bei landwirtschaftlichen Gebäuden zum Einsatz. Die Marktanteile bei den Gesundheitsbauten folgen an zweiter Stelle, jene von Bildungs-, Kultur- und Freizeitbauten an dritter Stelle.
 


Im Vergleich zu den Vorjahren hat der Marktanteil von Holz bei Gesundheitsbauten stark zugenommen und liegt mit 15,6 % so hoch wie noch nie. Hier bewegen sich die Anteile von Holz und Leichtbau in der gleichen Grössenordnung mit teils alternierenden Spitzen. Inwiefern Tragkonstruktionen aus Holz bei Gesundheitsbauten als Alternative zu (provisorischen) Leichtbauten dienen oder sich bei (Ersatz-)Neubauten etablieren, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Mit Pionierprojekten wie dem Neubau des Kinderspitals in Zürich oder dem Bewohnerhaus Aarhus in Gümligen BE ist die Basis gelegt. Der Einsatz von Holz bei den Bildungsbauten hat sich bei etwas über 10% etabliert (aktuell 11,6%). Die folgende Grafik zeigt die Holz-Marktanteile bei Tragkonstruktionen (nur Neubau).

 

 

Modulare Bauten im Gesundheits- und Bildungswesen

Der Holz-Modulbau eignet sich für Provisorien zur Aufrechterhaltung der Gesundheits- bzw. Schulstruktur während eines Bauvorhabens. Diese temporär benötigten Bauten können durch den hohen Vorfertigungsgrad schnell errichtet werden und sind einfach rück- oder abbaubar. Allenfalls bietet sich sogar eine wiederholte Nutzung an anderen Standorten an. Geringere Lasten und häufig auch das Weglassen des Untergeschosses vereinfachen aufwendige und kostenintensive Spezialtiefbauarbeiten.

Modulbauten eignen sich auch für permanente Bauten mit repetitiven Grundstrukturen, wie sie bei Gesundheits- und Bildungsbauten häufig vorkommen. So können Klassen- und Patientenzimmer in effizienter Weise konzipiert werden. Im Schulhausbau haben Modulbauten mittlerweile einen Wiedererkennungseffekt. Das schlägt sich auch in den Zahlen nieder. In den letzten zehn Jahren wurden insgesamt 46 Gesundheitsbauten in Modulbauweise zur Bewilligung eingereicht, davon 14 (30%) in Holz.

Bei den Bildungsbauten sind es ungleich mehr: 246 Projekte sahen Modulbauweise vor, davon 88 in Holz. Die Investitionssumme für Holzmodulbauten für Gesundheits- und Bildungsbauten weist zwar über die Jahre starke Schwankungen auf. Betrachtet über die Zeitspanne von 2012 bis 2022, wurden dennoch beachtliche 34% (341 Mio. von CHF 1000 Mio.) der Investitionen für Holzmodulbauten aufgewendet. Die folgenden Grafiken geben Aufschluss über Modulbauten 2012–2022 nach Anzahl (links) und Investitionssumme (rechts).

 

 

* Rebekka Habegger, Senior Consultant, MSc ETH Civil Engineering, BSc ETH Civil Engineering, DAS ETH Applied Statistics
** Julia Selberherr, Partner, Chartered Surveyor MRICS, Dr. sc. ETH Zürich, Dipl. Civil Engineer, Magistra of Business Economics
 

Dieser Artikel erschien zuerst  im Sonderheft ‹Stadt aus Holz – Bildungsbauten aus Holz› von espazium. Wiedergabe im Lignum Journal online mit freundlicher Genehmigung der Autorinnen.