Lignum Holzwirtschaft Schweiz

S-WIN zu Gast im ‹Fachwerk› in Ostermundigen

Mitte November war das Swiss Wood Innovation Network S-WIN mit dem ‹Top Programm Holz› im ‹Fachwerk›-Neubau von Beer Holzbau zu Gast. Heinz Beer informierte 50 Teilnehmer über die Projektidee und den Bau. Ein Vortrag über die Entwicklung des modernen Holzbaus durch Prof. Andrea Bernasconi (heig-VD) rundete die Veranstaltung ab.

Oben: Der Neubau der Firma Beer Holzbau in Ostermundigen überzeugt mit seiner klaren Form und dem Zusammenspiel der Solarfassade mit den durch Schwartenbretter (Fichte/Tanne) verkleideten Fassadenflächen. Unten: Das 3 m hohe Fachwerk mit Streben aus Eschenholz überbrückt die stützenfreie Produktionshalle, ist ‹Fundament› für die oben aufgesetzten Attikaräume und birgt zugleich wie ein Loft die Büros des Unternehmens sowie eines Mieters.
Bilder: Beer Holzbau AG
 

 

Heinz Beer konnte Ende 1998 die Infrastruktur einer konkursiten Zimmerei übernehmen und startete mit vier Mitarbeitern einen neuen Betrieb. Innovative Ideen liessen das Unternehmen rasch wachsen, innert 17 Jahren auf 60 Mitarbeitende. Der Raum wurde knapp, ein Projekt für einen Neubau bedingte einen Umzug in ein Provisorium von März 2015 bis Dezember 2016.

 

In dieser Zeit entstand der Neubau in Ostermundigen bei Bern. Er ist zugleich Werkstatt, Büro, Veranstaltungs- und Wohnort und zeigt in Grenzbereichen, was im Holzbau derzeit technisch machbar ist. Innovationen sind realisiert und sichtbar. Damit dient das nach Minergie-P zertifizierte Gebäude auch der Vermarktung der Firmenangebote und -kompetenzen.

 

Werken, Planen, Events und Wohnen am selben Ort

 

Der Neubau umfasst ein Erdgeschoss und vier Stockwerke. Die Produktionshalle misst 77,90 x 23,30 m im Grundriss und ist innen 10 m hoch, entsprechend dem Erdgeschoss und zwei Bürogeschossen. Stützenfrei ist die Halle dank dem überspannenden Holzfachwerk von 4,0 m gesamter Höhe – Gurten aus Fichte, Stäbe grossteils aus Esche – mit zehn Bindern und feingliedriger Konstruktion. 

 

Der unkonventionell in das Fachwerk über der Halle integrierte Raum ergibt 1600 m2 Zusatzfläche. Er beherbergt Büros und ist gegenüber der Produktion in der Halle wirksam schallisoliert. Damit dient er auch als Schallpuffer zum darüber liegenden Attikageschoss und gibt dem gesamten Bauwerk den Namen.

 

Im Attikageschoss finden sich vier grosszügige, über eine Dachterrasse erschlossene Wohnungen und ein von der Erschliessung des Betriebs her zugänglicher Eventraum für maximal 240 Personen. Am nordseitigen Kopfende liegen im zweiten Obergeschoss Ausstellungs- und Besprechungsräume mit Blick in die Produktion.

 

Bau- und betriebstechnische Neuerungen

 

Eine derart dichte durchmischte Nutzung bedingt technische Vorrichtungen für eine sichere Nutzung und ein störungsfreies Nebeneinander. Der nord- und südseitige Zugang für Betrieb und Wohnungen sind klar getrennt. Dem Schallschutz kommt ein hoher Stellenwert zu. Gebäudehülle inklusive Fenster erfüllen erhöhte Dämmanforderungen zur Gewerbe- und Wohnzone. Die Geschossdecken von Büro und Wohnungen sind mit Füllungen aus Kalksplitt und Unterlagsboden konstruiert.

 

Die aus Brettschichtholz in Buche konstruierte Kranbahn (1040 x 200 mm) für die beiden Zehn-Tonnen-Krane ist mit vorgespannten Stahlfedern vollgefedert konstruiert – ein Unikat. Dies reduziert den Körperschall um 10 dB (90–95%). Produktions-, Büro- und Aufenthaltsräume weisen absorbierende Decken aus Holz auf.

 

Von aussen fällt der sorgfältig gestaltete Bau durch seine grosszügige Fotovoltaik-Fassade (für den Eigenbedarf) auf, vor allem aber auch durch seine ungewohnte Schwartenschalung. Der Bau ist gegenüber dem Wohngebiet in der Nachbarschaft dreiseitig geschlossen gestaltet. Die unbehandelten Schwartenbretter – sonst als Restholz im Sägewerk anderweitig genutzt – wirken als ‹weicher› Gegenpol zur ‹harten› High-Tech-Fassade mit Fotovoltaik.

 


Links www.s-win.ch | www.beer-holzbau.ch