Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Prix Lignum 2015: Gold, Silber und Bronze für die Besten in Holz

Alle drei Jahre zeichnet der Prix Lignum die besten Schweizer Leistungen mit Holz aus. 2015 geht Gold auf nationaler Ebene an das Depot des Museums für Kommunikation in Schwarzenburg BE, Silber an das Mehrgenerationenhaus ‹Giesserei› in Winterthur ZH und Bronze an ein herausragendes Umbauprojekt in Sarreyer VS. Ausserdem wurden zwei Laubholzpreis-Gewinner erkoren.

Zukunftsweisende Arbeiten mit Holz bekannt machen und fördern, das ist das Ziel des Prix Lignum. Der Preis wird dieses Jahr zum dritten Mal nach 2009 und 2012 gesamtschweizerisch verliehen. Es waren alle Arten von Objekten zugelassen, vom Stuhl bis zur Sporthalle. Unter zwei Bedingungen: Der Standort musste in der Schweiz oder im Fürstentum Liechtenstein sein, und das Werk musste bereits realisiert worden sein, und zwar zwischen Januar 2011 und Februar 2015. Auszuwählen hatten die Jurys in den fünf Preis-Regionen unter der enormen Vielfalt von nicht weniger als 437 Eingaben.

 

Unterstützung von höchster Stelle im Wirtschaftsdepartement

 

Der Wettbewerb 2015 steht unter dem Patronat von Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann, der an der gestrigen Preisverleihung in Bern ein Grusswort an die anwesenden Beteiligten der national ausgezeichneten Werke und die zahlreichen Gäste des Anlasses richtete. Bundesrat Schneider-Ammann beglückwünschte die Gewinner, erinnerte aber daran, dass Dank zuerst sämtlichen Teilnehmern gebühre: denn indem sie mitmachten, brächten sie die Anwendung von Holz und damit die ganze Branche weiter.

 

 

‹Das Holz ist gut, wenn es nur zum rechten Zimmermann kommt›

Bundesrat Johann Schneider-Ammann gestern bei seiner Ansprache zur nationalen Preisverleihung Prix Lignum 2015 in Bern.

Bild Geri Krischker, Zürich | Prix Lignum 2015

 

Schneider-Ammann ging vertieft auf die herausfordernde Situation des Wirtschaftszweigs Wald und Holz unter der herrschenden Euroschwäche ein. Der Bundesrat sehe die Bedrängnis, in der sich die Branche befinde. Deshalb habe er dem Parlament auch eine Reihe von Anpassungen im Waldgesetz vorgeschlagen. Dessen Debatte im Nationalrat habe nun positive Impulse gebracht, indem etwa zusätzliche Massnahmen zur Absatzförderung in der Holzwirtschaft bejaht worden seien. Das zeige deutlich, dass die Politik Sorge zum Wald und zur hiesigen Holzwirtschaft trage. ‹Alle sind sich sehr bewusst: es geht um Perspektiven und Arbeitsplätze.›

 

Holz auf Erfolgspfad

 

Nationalrätin und Lignum-Präsidentin Sylvia Flückiger bedankte sich in ihrer Ansprache für die Unterstützung von höchster Stelle im Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung. Das Patronat des Wirtschaftsministers über den Prix Lignum 2015 passe aus ihrer Sicht perfekt, hielt Flückiger fest. Zum einen sei Holz in der Schweiz ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, zum zweiten handle es sich dabei um ein Material, in dem enorm viel Köpfchen stecke. Rasant fortschreitende Forschung und Entwicklung hätten aus dem natürlichen Rohstoff High-Tech-Produkte entstehen lassen, von denen noch vor einer Generation niemand zu träumen gewagt habe. Sie seien in den Händen gut ausgebildeter Berufsleute die Grundlage dafür, dass Holz im Bauwesen laufend zulege.

 

 

‹Holz ist unschlagbar›

Nationalrätin und Lignum-Präsidentin Sylvia Flückiger leitete die nationale Preisverleihung Prix Lignum 2015 nach dem bundesrätlichen Grusswort ein.

Bild Geri Krischker, Zürich | Prix Lignum 2015

 

Flückiger gratulierte allen Preisträgern und Trägern von Anerkennungen und bedankte sich wie ihr Vorredner besonders bei allen, die Projekte für den Preis eingegeben haben. Die Preisträger und Anerkennungen des Prix Lignum 2015, so Flückiger, zeigten allesamt die hohe Qualität und die enorme Bandbreite der heutigen Anwendung von Holz. Sie seien damit die besten Botschafter für den nachwachsenden Werkstoff, für seine erstaunliche Leistungsfähigkeit ebenso wie für seine immer wieder neu faszinierende Ästhetik. ‹Holz ist natürlich und gesund und lässt sich unglaublich vielseitig einsetzen. Das kommt bei den Menschen an›, sagte Flückiger. Als natürlicher CO2-Speicher in Form von Bauten habe es ausserdem noch viel ungenutztes Potential. Der Marktanteil von Holz am Bau erreiche erst rund 15%. ‹Das muss mehr werden›, zeigte sich Flückiger kämpferisch.

 

Gold für einen ökologischen Pionierbau

 

Das Depot des Museums für Kommunikation in Schwarzenburg BE würdigt die nationale Jury des Prix Lignum 2015 mit Gold. Damit steht der Berner Architekt Patrick Thurston zum zweiten Mal in Folge im ersten Rang auf dem nationalen Podest. Auf den ersten Blick wirkt das ausgezeichnete Gebäude, das er in Schwarzenburg erstellt hat, wie ein Landwirtschaftsbau. Doch das Innere birgt 75 gelbe Postautos und andere Fahrzeuge als Zeugen vergangener Zeiten. Der Berner Schriftsteller Beat Sterchi haucht ihnen mit acht ‹Geräuschwörtern›, die von den Architekten eigenhändig auf die vier V-Stützen gemalt wurden, trotz Stillstands Leben ein.

 

 

Gold: Depot Museum für Kommunikation

Bauherrschaft: Schweizerische Stiftung für die Geschichte der Post und Telekommunikation; Architektur: Patrick Thurston, Bern; Holzbauingenieur: Indermühle Bauingenieure, Thun; Holzbau: Remund Holzbau, Schwarzenburg

Bilder Ralph Hut, Zürich | Prix Lignum 2015

 

Die Jury lobt den Zweckbau als kohärent und mutig gedacht und gebaut. Die Konstruktion sei materialgerecht, die Form konsequent aus der Funktion abgeleitet. Das Kaltdach und die Brise-Soleils halten Hitze und Hagel fern und lassen den Wind hindurchströmen, um den Bau ohne Technik zu kühlen. So spielt der Bau die Vorteile von Holz auf vielen Ebenen aus: Um die Dämmung zu optimieren, um 53 Meter mit Leichtigkeit zu überbrücken, um Etappen zu realisieren. Aus seiner Konstruktion heraus entwickelt er eine Kraft, die weit über den Pragmatismus eines Depots hinausgeht. Der Bau ist normalerweise für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Am Nachmittag des 24. Oktober besteht indessen für Interessierte die Gelegenheit, eine Führung durch Bauherrschaft, Architekt und Ingenieur mitzumachen (Details in der Lignum-Agenda).

 

Silber für wegweisenden urbanen Wohnungsbau

 

Silber geht auf nationaler Ebene an das Mehrgenerationenhaus ‹Giesserei› in Winterthur ZH. Mit ihren 155 Wohnungen auf sechs Geschossen zählt die ‹Giesserei› zu den grössten Holzbauten der Schweiz. Die Minergie-P-Eco-Siedlung ist ökologisch, sozial und ökonomisch wegweisend. Neben den inneren Werten überzeugt die Architektur. Das Projekt verdeutlicht exemplarisch, was Holz im grossen Massstab leisten kann. Bis auf das Untergeschoss und die Treppenhäuser ist das Gebäude komplett aus Holz gebaut.

 

 

Silber: Mehrgenerationenhaus ‹Giesserei›

Bauherrschaft: GESEWO, Genossenschaft für selbstverwaltetes Wohnen, Winterthur; Architektur: Galli Rudolf Architekten, Zürich; Holzbauingenieur: Indermühle Bauingenieure, Thun; Holzbau: ARGE MGH Implenia Brunner, Zürich; Knecht, Oberwil

Bilder Hannes Henz, Zürich | Prix Lignum 2015

 

Seine Konstruktion trägt der Neubau mit roten Brettern stolz nach aussen. Die Balkonschicht schützt die Konstruktion, erlaubt luftige Aussenräume und lockert mit den Schiebeläden die Fassade auf. Sie verdichtet die Haltung der Genossenschaft zu einem vielschichtigen Ausdruck und bringt das Holz sichtbar in die Stadt. So ist der Bau im wahrsten Sinne des Wortes ein Leuchtturm, der zeigt, welche Rolle der moderne Holzbau im urbanen Raum heute und morgen spielt.

 

Bronze für einen Umbau im Alpenraum auf höchstem Niveau

 

Mit Bronze würdigt die Jury den Umbau eines Wohnhauses in Sarreyer VS. Viele Ställe in den Alpen stehen leer und verfallen – oder werden unsensibel zu Ferienhäusern umgebaut. Der Umbau in Sarreyer sei eine überraschende Ausnahme auf höchstem Niveau, so die Jury. Der denkmalgeschützte Holzbau bleibt integral erhalten und wird mit einer innenliegenden Holzkonstruktion ergänzt, die wie der Neubau die konstruktiven Prinzipien des Bestandes reflektiert. Der Umgang mit dem Bestand ist in den Augen der Jury wegweisend. Die Architekten imitierten keinen Stall, sondern entwickelten mit den vorhandenen Elementen eine neue Sprache.

 

 

Bronze: Holzhaus in Sarreyer

Bauherrschaft: Marta Ventós, Eusebio Díaz Morera; Architektur: Bosshard Vaquer Architekten, Zürich; Ingenieur: Conzett Bronzini Gartmann, Chur; Holzbau: Delarzes Charpente, Versegères/Bagnes

Bilder Hélène Binet, London | Prix Lignum 2015

 

Aus diesem Vorgehen resultiert ein respektvolles Nebeneinander von Alt und Neu, das spektakulär unspektakulär wirkt. Die Details sind sauber geplant und handwerklich hervorragend umgesetzt. Darüber hinaus verdeutlicht das Projekt, wie in die Dörfer in den Alpen, die sich entleeren, wieder Leben gebracht werden kann – zumindest zeitweise. Das Ferienhaus aktiviert den Bestand sorgfältig, statt auf der grünen Wiese zu bauen.

 

Zwei gleichwertige Gewinner beim Laubholzpreis

 

Unter Trägerschaft des Aktionsplans Holz des Bundesamtes für Umwelt BAFU wird parallel zum Prix Lignum 2015 ein nationaler Sonderpreis ‹Laubholz› verliehen.  Gewinner des Laubholzpreises sind ex aequo das ‹ETH House of Natural Resources› sowie der Holzscheitturm des japanischen Künstlers Tadashi Kawamata in der Kartause Ittingen für das Kunstmuseum des Kantons Thurgau.

 

 

Laubholzpreis: ‹House of Natural Resources› und Scheiterturm-Kunstwerk in Warth

Links: House of Nattural Resources. Bauherrschaft: ETH Immobilien, Zürich; Architektur: Meyer.Moser.Lanz.Architekten, Zürich; Holzbau, Bauingenieur: Häring Holz- und Systembau, Eiken; Holzbauforschung: ETH, Institut für Baustatik und Konstruktion, Prof. Andrea Frangi, Zürich. Rechts: Scheiterturm Warth. Bauherrschaft: Kunstmuseum Thurgau, Warth; Architektur: Tadashi Kawamata, Tokio/Paris, mit Christophe Scheidegger, Basel; Bauingenieur: Ingenieurholzbau + Holzbautechnik (IHT), Rafz

Bilder Marco Carocari, ETH Zürich (links) | Kunstmuseum Thurgau, Warth (rechts) | Prix Lignum 2015

 

Das ETH-Bürogebäude des ‹House of Natural Resources› auf dem Hönggerberg setzt neuentwickelte Holzkonstruktionen erstmals in der Praxis ein und erprobt sie im Betrieb. Die Stützen der innovativ vorgespannten Skelettkonstruktion sind aus Eschen-Brettschichtholz gefertigt. Die Träger sind aus Esche und Fichte zusammengesetzt, um die Festigkeit zu erhöhen. Buche kommt mehrfach in neuartiger Weise in den Decken zum Einsatz. Das spannende Gebäude steht am 29. September im Fokus eines Kolloquiums des Instituts für Baustatik und Konstruktion der ETH Zürich (Details in der Lignum-Agenda).

 

Tadashi Kawamata stapelte bei der Kartause Ittingen Buchenscheite zu einem Turm. In ihm spürt man Laubholz mit allen Sinnen – und er verbildlicht eine umfassende Verwertungskette für das Material, das heute noch viel zu oft direkt in den Ofen wandert, ohne zuvor stofflich genutzt worden zu sein. Gebaut hat der Künstler den Turm mit Studentinnen und Studenten aus Paris, die während zwei Wochen bei Wind und Wetter Hand anlegten und dabei das Schichten und Fügen von elementarsten Bauteilen übten. Wer das beeindruckende Gemeinschafts-Kunstwerk in Augenschein nehmen will, muss sich beeilen: denn der Turm ist nicht auf Dauer angelegt, sondern wird ab dem 17. Oktober abgebaut.

 

‹Hochparterre›-Heft, App und Wanderausstellungen zum Prix Lignum 2015

 

Der Verlag Hochparterre gibt ein Themenheft in drei Sprachen über den Prix Lignum 2015 heraus. Es erscheint als Beilage zum ‹Hochparterre›-Oktoberheft und stellt alle 50 Preisträger vor. Die Publikation ist unter diesem Link bei Lignum zu bestellen. Als Ergänzung zum Themenheft gibt der Verlag Hochparterre die App ‹Prix Lignum. Holzbauten ab 2007› für iPhone und iPad heraus. Die App steht im iTunes-Store gratis zum Download bereit.

 

Alle eingereichten Projekte zum Prix Lignum 2015 werden auf der Website www.prixlignum.ch präsentiert. Die regionalen Preisverleihungen des Prix Lignum 2015 erfolgen heute Freitag. Wanderausstellungen zeigen die Preisträger 2015 ab diesem Herbst bis Ende 2016 in allen Landesteilen. Die erste nationale Ausstellung zum Prix Lignum 2015 gastiert vom 26.11. – 29.11.2015 an der Bau+Energie-Messe in Bern.

 


Link www.prixlignum.ch