Lignum Holzwirtschaft Schweiz

‹Peak bei der Baupreisteuerung dürfte erreicht sein›

Innert Jahresfrist sind die Baupreise im Hochbau um 8,2% gestiegen. Beim Material Holz hat sich die Lage bereits länger beruhigt. Doch jetzt scheint der Höhepunkt auch bei weiteren Materialien überschritten. Dafür hielt Wüest Partner vor Weihnachten. Das Beratungsunternehmen geht für 2023 in Berücksichtigung aller Faktoren von einer Baupreisteuerung von 4,5% aus.

Wachstum der Baupreise und einiger wichtiger Einflussfaktoren
Grafik Wüest Partner | Quellen BFS, KBOB

 

Die Kosten für Baumaterialien machen einen bedeutenden Anteil an den Gesamtkosten eines Gebäudes aus: Gemäss Wertschöpfungsstatistik des Bundesamts für Statistik (BFS) entfallen rund 45% der Aufwände auf Material und Waren. Jüngst konnte bei den Materialpreisindizes, die von der Koordinationskonferenz der Bau- und Liegenschaftsorgane der öffentlichen Bauherren KBOB in Zusammenarbeit mit dem BFS monatlich publiziert werden, ein Abflachen der Preisdynamik beobachtet werden.

Im November 2022 lagen die Materialpreise noch immer um 6,4% höher als im Vorjahresmonat; im Vergleich zum Höchststand im Mai 2022 haben sich die Preise jedoch um 5,5% reduziert. Dabei sind es vor allem die Stahlpreise, die von dem sehr hohen Niveau in der ersten Jahreshälfte deutlich nach unten korrigierten. Lieferkettenunterbrüche konnten teilweise behoben werden, und auch die Lockerungen hinsichtlich der Nulltoleranz-Covid-Politik in China dürften die Situation zukünftig eher beruhigen.


Treiber: Energie und Löhne

Im Vergleich zum Vorjahr lagen die Energie- und Treibstoffpreise gemäss dem Landesindex für Konsumentenpreise im November 2022 um 18,6% höher als noch im Vorjahr. In letzter Zeit haben sich die Energiepreisanstiege zwar etwas abgeschwächt, allerdings ist die Voraussage der zukünftige Entwicklung mit sehr vielen Unsicherheiten behaftet. Zudem sind die administrierten Strompreise für Privatkunden 2023 höher als im laufenden Jahr.

Mit Sicherheit werden die Lohnkosten dieses Jahr ansteigen. Sie schwanken zwar weniger stark als die Materialpreise, jedoch kann davon ausgegangen werden, dass sie im Jahr 2023 spürbar auf eine Steigerung der Baupreise hinwirken werden. Einerseits steigen die Löhne generell aufgrund der aktuellen Teuerung, andererseits sind die Arbeitskräfte aufgrund des Personalmangels in einer guten Verhandlungsposition.


Bremser: Konjunktur

Ein weiterer bestimmender Faktor für die aktuelle und zukünftige Baupreisteuerung ist die konjunkturelle Lage. Die Konsumenten, aber auch die Unternehmen blicken derzeit wenig optimistisch in die Zukunft. Das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes und der Baupreise bewegte sich in der Vergangenheit typischerweise in eine ähnliche Richtung. Der eingetrübte Konjunkturausblick dürfte daher die Baupreise seinerseits eher dämpfen.

Auch die preisbereinigten Mengen im Baugewerbe entwickeln sich zurückhaltend. Wegen erhöhter Zinsen, hoher Baupreise und Lieferengpässen rechnet Wüest Partner teuerungsbereinigt mit einem Rückgang der Neubauten. Anders sieht es bei den Umbauten und Renovationen aus. Aufgrund von energetischen Verbesserungen wird sich deren Zahl erhöhen. Zudem dürften die Baufirmen weiteres Umsatzplus aufgrund von Preiserhöhungen generieren. 


Link Wüest Partner: Baumarkt in Zeiten steigender Baupreise (Video)