Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Netto null im Wohnungsbestand: ‹anspruchsvoll, aber möglich›

Der Schweizer Wohnungsbestand soll bis 2050 klimaneutral werden. Eine Analyse der Credit Suisse kommt zum Schluss, dass das geht – jedoch nicht ohne vermehrte Anstrengungen. Die lange Abschreibungsdauer vieler Bauteile bilde ein grosses Hindernis für einen nachhaltigen Immobilienbestand. Entscheidend sei, wie die energetische Sanierung von Fassaden, Dächern und Fenstern vorangehe.

Kaum noch Neubauten mit fossiler Heizung: Baubewilligungen Wohnen (Anzahl Wohneinheiten) nach Heizungstyp, in Prozent
Grafik Credit Suisse

 

Der Immobilienmarkt wird nicht nur von der Zinswende und einer zu geringen Bautätigkeit herausgefordert, sondern auch der Klimawandel erzeugt Handlungsdruck. Bis 2050 soll der Ausstoss von Treibhausgasen der Schweizer Wohngebäude auf netto null gesenkt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, führt kein Weg an einer massiven Reduktion des Energieverbrauchs und einer Abkehr von fossilen Energieträgern vorbei.

Bei Neubauten ist man diesbezüglich schon sehr weit; es werden kaum noch Wohngebäude mit fossilen Heizungen erstellt. Anders präsentiert sich jedoch die Situation bei Bestandsbauten. Aufgrund der langen Lebensdauer vieler Bauteile und der folglich hohen Abschreibungskosten bei einem frühzeitigen Ersatz werden energetische Sanierungen nur selten früher als nötig in Angriff genommen. Diese Problematik können auch staatliche Förderprogramme nur beschränkt lösen.


BFE-Szenarien im Realitätscheck

Rund 60% der Wohngebäude werden daher noch fossil beheizt. Das Bundesamt für Energie hat mit einer Szenarioanalyse abzuklären versucht, ob und wie das Netto-null-Ziel erreicht werden kann. Die Immobilienökonomen der Credit Suisse haben die Absenkpfade der Treibhausgasemissionen, die diesen Szenarien zugrunde liegen, einem Realitätscheck unterzogen und mit eigenen Szenarien ergänzt. Sie gelangen zum Schluss, dass das Netto-null-Ziel zwar anspruchsvoll ist, aber erreichbar sein dürfte.

Das Tempo des Heizungswechsels müsste sich dazu aber nochmals beschleunigen. Der jährliche Absatz an Wärmepumpen müsste sich beispielsweise im Vergleich zu 2021 bis 2027 um 69% erhöhen. ‹Zusätzlich dürfte es ohne gewissen gesetzlichen Druck wohl nicht gehen›, formulieren die Immobilienökonomen der Credit Suisse. Zuallererst gelte es aber, den Wissensstand über die Gebäudeheizungen auf Vordermann zu bringen, stammten doch bei rund der Hälfte der Gebäude die Information über den Heizungstyp noch aus dem Jahr 2000.


Link CS-Studie ‹Schweizer Immobilienmarkt 2023› (PDF, 5.97 MB)