Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Medaillen für drei Holz-Hasen – und ein Holz-Kaninchen

Seit 1993 prämiert die Zeitschrift ‹Hochparterre› jährlich die besten Bauten und Objekte in Architektur, Design und Landschaftsarchitektur: die ‹Hasen›. Bei den Architekturprojekten räumt Holz dieses Jahr mit gleich drei Rangierten ab. Ein Holzbau ist auch das ‹Kaninchen›, der neue Senn-Förderpreis für junge Architektur.

Oben: Architektur Gold – Wohnatelierhaus Altes Weinlager, Nuglar SO. Mitte: Architektur Silber – Firmensitz Max Felchlin AG, Ibach SZ. Unten: Architektur Bronze – Schulanlage Les Vergers, Meyrin GE. Mitglieder der Architektur-Jury waren Esther Deubelbeiss (Gut Deubelbeiss Architekten, Luzern), Mia Hägg (Habiter Autrement, Locarno und Paris), Paul Humbert (LVPH architectes, Pampigny und Freiburg), David Leuthold (Pool Architekten, Zürich) sowie Andres Herzog (Hochparterre , Juryleitung).
Bilder Mark Niedermann (oben) | Karin Gauch, Fabien Schwartz (Mitte) | Yves André (unten)

Die von ‹Hochparterre› prämierten Projekte sind bis zum 5. Januar 2020 im Museum für Gestaltung in Zürich zu sehen.

 

 

Gold erhält im Bereich Architektur das Wohnatelierhaus Altes Weinlager im solothurnischen Nuglar SO (Bauherrschaft: Hürzeler Holzbau, Magden; Architektur: Lilitt Bollinger Studio, Nuglar). Es baut auf dem auf, was da ist: dem Kellergeschoss und den Mauerresten eines alten Weinlagers. So bewahrt der Ersatzumbau einen Teil der Identität des Dorfs und spart graue Energie. 

 

Bemerkenswert ist in den Augen der Architektur-Jury der Wille der Architektin, die Dinge mit dem Holzbauer selbst in die Hand zu nehmen: ‹Sie überwindet das Gärtchendenken der Einfamilienhäuser rundherum und rückt die Bewohner zusammen. Die Architektur mischt lustvoll ländliche und industrielle Themen und findet einen kraftvollen zeitgenössischen Ausdruck. Der reduzierte Grundausbau zeigt, dass weniger mehr sein kann.›

 

Bella figura in Schweizer Holz

 

Silber-Preisträger ist der Firmensitz Max Felchlin AG in Ibach SZ (Bauherrschaft: Max Felchlin AG, Ibach; Architektur: Meili, Peter & Partner Architekten, Zürich). Er unterstreicht eindrücklich, dass auch die Gewerbezone zur Baukultur gehört. Pragmatisch erweitern die Architekten den Bestand. Mit einem expressiven Dach binden sie Alt und Neu zusammen und setzen ein Zeichen für die Firma.

 

Das Dach gibt dem Ort eine besondere Identität und verweist auf die steilen Berge im Tal. Im Inneren spielt die elaborierte Konstruktion des Dachstuhls auf die reiche Geschichte des Holzbaus an und schafft mit den primären Bauelementen Raum, Atmosphäre und Dichte. So wird der Repräsentationsanspruch der Firma zu einem integralen Bestandteil der Architektur. Eingesetzt wurden insgesamt 1296,5 m3 Massivholz, Leimholz und Holzwerkstoffe wobei 83,4% des verbauten Holzes aus dem Schweizer Wald stammten.

 

Holz und Beton geschickt kombiniert

 

Bronze geht an die Schulanlage Les Vergers in Meyrin GE (Bauherrschaft: Gemeinde Meyrin und Association La Voie Lactée; Architektur: Sylla Widmann Architectes, Genf). Das Schulhaus spannt in der Agglomeration einen öffentlichen Rahmen auf, der von allen Seiten her zugänglich ist. Die vier Bauten bilden gut proportionierte Gassen und Plätze. Die Architektur reagiert auf das heterogene Umfeld mit einer klaren, flexiblen Struktur.

 

Die hybride Bauweise spielt die Vorteile der Materialien gezielt aus. Die Balkonschicht aus Beton steift aus, dient als Brise-soleil und erlaubt, die Gänge frei zu möblieren. Im Inneren setzen die Architekten konsequent auf Holz. Die Jury lobt die Konstruktion als ‹erfrischend effizient›: Der Bau kommt mit wenig Haustechnik aus und schont damit Ressourcen.

 

Klare Ansage mit einem Erstlingswerk

 

Auch das ‹Kaninchen›, der neue Senn-Förderpreis für junge Architektur, ist ein Holzbau. Er geht an das Büro Comte/Meuwly (Zürich und Genf) für ihr ‹Permanent Weekend House› in Vernier. Es ist in erster Linie ein für eine junge Familie gut brauchbares Wohnhaus am Stadtrand. Geschickt haben die Architekten einem alten Chalet einen langgezogenen Rucksack so angehängt, dass aus einem Garten drei verschiedene Gärten auf drei Seiten des Hauses werden konnten.

 

Die Holzkonstruktion, die Kleinteiligkeit und der Ausdruck verbinden beide Teile miteinander. ‹Das 'Permanent Weekend House' ist frisch, ungewohnt und trägt ein freches Parfüm. Es ist ein selbstbewusstes Projekt, ein Erstling, wie er im Buch steht›, erklärt die ‹Kaninchen›-Jury.

 


Links www.hochparterre.ch | www.museum-gestaltung.ch