Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Lignum Ost will mit Holz im Thurgau hoch hinaus

Aus dem Börsengang der Thurgauer Kantonalbank von 2014 verfügt der Kanton Thurgau über 127 Millionen Franken, die er zukunftsweisend investieren will. Dafür sucht er gute Ideen. Die Thurgauer Holzbranche schlägt den Aufbau eines Kompetenzzentrums für Holztechnologie, Gebäude-IoT und Nachhaltigkeit mit schweizweiter Ausstrahlung in Frauenfeld vor – angesiedelt in einem Hochhaus aus regionalem Holz.

Die Lignum Ost will zusammen mit einer geballten Ladung an Partnern den Thurgauer Kantonshauptort zu einem Zentrum für Holz mit schweizweiter Ausstrahlung werden lassen. Das Atelier für Baukultur tektur ag und Staufer & Hasler Architekten mit SJB Fitze Kempter AG skizzieren im Projektantrag der Lignum Ost, wie die baulichen Landmarken dafür aussehen könnten: ein Hochhaus aus Holz (Bild), ein ganzer Holz-Campus auf einem Areal der früheren Artilleriekaserne im Stadtzentrum könnten Frauenfeld zu einem neuen Hotspot der Schweizer Holzbranche machen. 
Visualisierung Staufer & Hasler Architekten, Frauenfeld/SJB Fitze Kempter AG, Frauenfeld
 

So etwas wie eine ETH für Holz soll in Frauenfeld entstehen, wenn es nach Paul Koch, dem Präsidenten der Lignum Ost, und Lignum-Ost-Geschäftsführer Simon Biegger geht. Nebst Forschung, Entwicklung und Wissensvermittlung, so die Idee, die sie am 6. Oktober vor den Medien erläuterten, fänden in den innovativen Holzgebäuden auch repräsentative Kongressräume Platz. Dazu kämen Büroflächen der angesprochenen Branchen, Forschungslabors sowie Kursräume für Lehrlinge aus den holznahen Berufen. In den höheren Etagen könnte moderner und gesunder Wohnraum entstehen.

Auf CHF 60–80 Millionen veranschlagt die Lignum Ost die Erstellungskosten. ‹Das Kompetenzzentrum wird als Leuchtturm die Region weit über die Landesgrenzen hinaus überstrahlen. Als Innovationszentrum, Denkfabrik, Kreativwerkstatt, Kollaborationsplattform, Bildungsstätte und Konzeptschmiede ist es der Ort, wo das zukünftige Bauen entwickelt werden wird›, zeigt sich Thomas Rohner, Professor für Holzbau und BIM an der Berner Fachhochschule, von der Idee begeistert.


95 Ideen für 127 Millionen Franken

Voraussetzung ist natürlich, dass sich der Kanton für das ehrgeizige Vorhaben der Thurgauer ‹Hölzigen› entscheidet – und dabei einen klaren Schwerpunkt setzt, statt mit den vorhandenen Mitteln Verschiedenes gleichwertig zu fördern. An Konkurrenz fehlt es nämlich nicht. Bis Ende Juni konnte die Thurgauer Bevölkerung Projektideen einreichen, wie der Erlös aus den Partizipationsscheinen der Thurgauer Kantonalbank verwendet werden soll. Insgesamt sind nicht weniger als 95 Vorschläge eingegangen.

Eine Chance haben die eingereichten Ideen dann, wenn sie einen Nutzen für die Allgemeinheit stiften, nachhaltig sind und ausserhalb des Bereichs der ordentlichen Staatsaufgaben liegen. Was nun an Eingaben vorliegt, ist heterogen und deckt praktisch alle Facetten des Kantons Thurgau ab. So gibt es zum Beispiel solche für Freizeit und Tourismus, aber auch solche, welche die Natur und die Umwelt im Fokus haben oder die Bildung und die Digitalisierung vorantreiben wollen.


Aussichtsturm als zweites Holz-Projekt

Als ‹Nebenprojekt› regt die Lignum Ost auch einen Holzturm im Murg-Auenpark an. Für diesen Grünraum in Frauenfeld sind ein Stück alter Flusslandschaft und das ehemalige, nach dem Neubau der Kaserne ausserhalb des Stadtzentrums nutzlos gewordene Militärgelände mustergültig umgenutzt worden. Bei der Bevölkerung ist das Naherholungsgebiet sehr beliebt.

Gemäss Gestaltungsplan für den Park wäre ein Turm geplant gewesen; er wurde aber nicht realisiert. So liesse sich dieses fehlende Puzzleteil der Anlage zu Kosten von etwa CHF 950000.– einschliesslich der Umgebungsarbeiten noch nach einem einfachen Baueingabeverfahren nachtragen. Nach der Erstellung würde der Turm der Stadt Frauenfeld übergeben, so die Idee.


Sorgfältiger Auswahlprozess

Um die Fülle der Eingaben adäquat zu prüfen, hat der Regierungsrat eine Projektgruppe unter der Leitung des Departementes für Finanzen und Soziales eingesetzt. Basierend auf deren Arbeit will der Regierungsrat in einem ersten Schritt bis Ende 2020 jene Projektideen benennen, welche die Projektvoraussetzungen erfüllen.

In einem zweiten Schritt werden diese von der Projektgruppe nach den Bewertungskriterien analysiert. Im Frühling 2021 will der Regierungsrat die Beurteilung der verbliebenen Vorschläge zuhanden des Gossen Rates in der Form eines Berichts verabschieden. Die Stimmberechtigten werden über die zu unterstützenden Eingaben abschliessend entscheiden.


Links www.lignum-ost.ch | www.tg.ch