Leerkündigungen: Zürich führt die Liste der Hotspots an
Leerkündigungen konzentrieren sich auf Städte und Ferienregionen.
Grafik Zürcher Kantonalbank
Es zeigt sich: Leerkündigungen konzentrieren sich besonders auf Städte sowie Feriengebiete. Im untersuchten Zeitraum kam es schweizweit zu 10900 entmieteten Mehrfamilienhäusern – beinahe 12% davon in der Stadt Zürich. Einordnend zu erwähnen ist jedoch, dass in Zürich jedes vierte entmietete Gebäude gemeinnützigen Wohnbauträgern gehört – das heisst, Betroffene bekommen im Idealfall dauerhaft eine andere Wohnung des Bauträgers angeboten, oder sie können nach der Sanierung zurückkehren.
Nicht selten schwingt bei Leerkündigungen die Frage mit, ob diese unangemessen sind. Dies wäre beispielsweise der Fall, wenn lediglich ‹Pinselrenovationen› erfolgen, die auch im bewohnten Zustand möglich wären. Die Analyse des Immobilienresearchs zeigt: 80% der im betrachteten Zeitraum entmieteten Gebäude sind älter als 40 Jahre – diese dürften grösstenteils erheblichen Renovationsbedarf haben. Etwas anders präsentiert sich die Situation bei rund 10% aller Leerkündigungen: diese betrafen Gebäude, die erst nach der Jahrtausendwende entstanden sind, also noch relativ jung sind.
Vor allem jüngere Erwachsene betroffen
Es ist verständlich, dass diejenigen, denen das traute Heim gekündigt wird, am liebsten in der Nähe bleiben möchten: wegen der lang gehegten sozialen Kontakte, der Erreichbarkeit des Arbeitsplatzes, des Einkaufs im gewohnten Umfeld. Tatsächlich gelingt dies häufig: Zwei Drittel der Betroffenen finden innerhalb der Gemeinde eine neue Wohnung, weitere 12% in einer Nachbargemeinde. Familien mit Kindern im schulpflichtigen Alter bleiben sogar zu annähernd 80% in der Gemeinde.
Von den über 65-Jährigen in einer grösseren Stadt bleiben 84% dort und davon mehr als die Hälfte sogar im Quartier. Die Umzugsdistanzen sind daher im Vergleich zu freiwilligen Umzügen eher gering. Zudem zeigt die Analyse, dass die Unterbelegung nach einer Entmietung im Schnitt kaum abnimmt. Das heisst: Die Mieter können und wollen sich eine mindestens gleichgrosse Wohnung leisten. Eine weitere Erkenntnis der ZKB-Analyse: Von einer Kündigung des Mietverhältnisses sind besonders häufig Personen zwischen 25 und 35 Jahren betroffen – eine Altersklasse, die grundsätzlich umzugsaffin ist.
‹Aufstockungen attraktiver machen›
‹Obwohl die meisten nach der Kündigung ihres Mietverhältnisses immerhin im näheren Umfeld fündig werden und sich teilweise sogar grössere Wohnungen leisten können, bleiben Leerkündigungen ein Dilemma. Sie sind häufig notwendig für die klimafreundliche Modernisierung und den flächeneffizienten Ausbau des Wohnungsangebotes. Betroffenen hilft die mit der Leerkündigung verbundene Aufwertung jedoch meistens nicht. Ganz im Gegenteil: Jeder muss wohnen, aber nicht jeder kann sich die gehobene Wohnqualität leisten›, sagt Ursina Kubli, Leiterin Immobilienresearch bei der Zürcher Kantonalbank.
Gerade in den Städten sei der Erhalt und die Entstehung von günstigem Wohnraum deshalb sehr wichtig, so Kubli. Dazu gehöre auch, dass Aufstockungen hinsichtlich der erlaubten Ausbaufläche und des Bewilligungsaufwandes attraktiver würden, um im Rahmen der baulichen Verdichtung möglichst viele erschwinglichere Altbauwohnungen zu erhalten.
Link ZKB Immobilien aktuell, Nov. 2024 (PDF, 2.4 MB)