Lignum Holzwirtschaft Schweiz

‹Kreis-Haus› als Labor für kreislauffähiges Bauen und Wohnen

In Feldbach am Zürichsee steht ein ganz besonderes Haus: das ‹Kreis-Haus›. Bei diesem Pionierbau ist alles nach dem Kreislauf-Prinzip aufgebaut – von den Baumaterialien bis zum Abwasser für den Dachgarten. Das Gebäude kommt ganz ohne Beton aus. Die Konstruktion beruht auf einem Vollholzelementbau-System aus naturbelassenem Massivholz, das mit Holzdübeln verbunden ist.

Oben: Für den Bau wurden Naturbaustoffe verwendet, aber auch langlebige, rezyklierte und wiederverwendete Materialien. Das Haus steht auf Stahl-Schraubfundamenten. Unten: Initiantin Devi Bühler vor dem ‹Kreis-Haus› in Feldbach.
Bilder ZHAW

 

Interessierte können das ‹Kreis-Haus› nicht nur besichtigen, sondern auch darin übernachten. Dadurch erfahren sie zum einen direkt, wie es sich in einem kreislaufwirtschaftlichen Gebäude lebt, zum andern werden sie gleichzeitig auch Teil eines Forschungsprojekts des Instituts für Umwelt und Natürliche Ressourcen der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW. Es untersucht, wie sich das Haus im Alltag bewährt. In Interaktion mit den Nutzerinnen und Nutzern können die Anwendungen getestet und verbessert werden. Ziel des Forschungsprojekts ist die Konzeption eines Wohnalltags, der das Klima und die Umwelt schont.

Initiiert und konzipiert wurde das Projekt von Devi Bühler, ZHAW-Umweltingenieurin sowie Präsidentin des Vereins Synergy Village. Sie leitet das von über 40 weiteren Partnerinnen und Sponsoren unterstützte Kooperationsprojekt zwischen der ZHAW als Forschungspartnerin und dem Verein Synergy Village als Umsetzungspartner. ‹Wir haben versucht, das Prinzip der Kreislaufwirtschaft bis ins Detail und auf kleinstem Raum umzusetzen›, erläutert Devi Bühler. ‹Damit möchten wir in einem Praxislabor sowohl praktische als auch wissenschaftliche Erkenntnisse sammeln, um das nachhaltige und kreislauffähige Bauen zu fördern.›


Nach- und werthaltig bauen mit Holz

Das Haus mit etwa 40 m2 Fläche, das auf dem Grundstück des Vereins Synergy Village errichtet wurde, besteht aus einer voll ausgebauten kleinen Wohneinheit mit Wintergarten. In der Kreislaufwirtschaft werden Abfallstoffe wieder zu Wertstoffen. Durch dieses zweite oder dritte Leben erhält jeder Stoff seinen individuellen Lebensweg. Leicht verschmutztes Abwasser aus Küche und Bad wird direkt im Gebäude gereinigt und für die Bewässerung genutzt. Der benötigte Strom kommt von den im Wintergarten integrierten Solarmodulen, wobei überschüssiger Strom in Second-Life-Batterien gespeichert wird.

Der Bau des ‹Kreis-Hauses› kostete rund CHF 600000.–. Darin enthalten sind Materialkosten und Facharbeit. Würde das Haus in der realisierten Form nachgebaut, könnte es um rund einen Drittel günstiger erstellt werden, da die Entwicklungskosten wegfallen. Die Bauteile, welche neu angeschafft wurden, sind allesamt qualitativ hochwertige Produkte. Teils gibt es auch günstigere Alternativen, die zwar nicht den gleichen Standard erreichen, aber dennoch im Sinne einer Kostenreduktion eingesetzt werden könnten. Damit liessen sich nochmals rund CHF 100000.– einsparen. Das eigene ‹Kreis-Haus› wäre also ohne Land ab etwa CHF 300000.– zu haben, rechnet die Initiantin vor.


Link Projekt-Website ‹Kreis-Haus›