Lignum Holzwirtschaft Schweiz

In der EU kommt der digitale Bauproduktepass

Das Europäische Parlament hat am 10. April seine endgültige Zustimmung zur überarbeiteten Bauprodukteverordnung gegeben. Damit wird in der EU künftig der digitale Produktepass (DPP) Realität. Mit der Publikation im Amtsblatt der EU ist diesen Herbst zu rechnen. Die Schweiz will möglichst rasch nachziehen.

Framework für vernetzte Bauproduktdaten als Grundlage für die Zirkularität
Grafik Bauen digital Schweiz/buildingSMART Switzerland

 

Die neuen Vorschriften sollen die Veröffentlichung von Normen für Bauprodukte in der EU verbessern, so dass Hersteller neue Produkte schneller und billiger auf den Markt bringen können. Die Verordnung soll auch die Verfahren harmonisieren und vereinfachen und es den Unternehmen erleichtern, ihre Produkte in der gesamten EU ohne Hürden zu vermarkten.

Um die Nachhaltigkeit zu fördern, werden in den neuen Vorschriften Umweltanforderungen aufgeführt, welche die Hersteller künftig in ihren Leistungs- und Konformitätserklärungen angeben müssen. Die Verordnung fördert auch den verstärkten Einsatz von wiederverwendeten Baumaterialien und harmonisiert die Regeln für Nachhaltigkeitskriterien im öffentlichen Beschaffungswesen.

Mit der Inwertsetzung dieser zusätzlichen Nachhaltigkeitsleistungen, welche viele Unternehmen bereits mit eigenen Umweltproduktdeklarationen dokumentieren, bildet die Verordnung wichtige Anreize für einen transparenten und geregelten Nachhaltigkeitswettbewerb im Bauwesen.


DPP: zentraler Baustein für Digitalisierung

Produkte müssen künftig mit einem digitalen Produktpass versehen sein, damit die Benutzer die Anleitungen und Informationen beispielsweise über einen QR-Code überprüfen können, wo immer dies erforderlich ist, etwa auf der Baustelle. Alle Informationen im digitalen Produktepass müssen maschinenlesbar sowie mit BIM kompatibel und interoperabel sein, was einen wichtigen Schritt in Richtung Digitalisierung des Bauökosystems darstellt. Dazu sieht die Verordnung konkret die Schaffung eines gemeinsamen Wörterbuchs für Produkteigenschaften vor, welche auf den jeweiligen harmonisierten Bauproduktenormen basieren.

Lignum ist mit der Initiative TIMBIM in Zusammenarbeit mit CEI-Bois, dem europäischen Verband der Holzindustrie, bereits einen Schritt in diese Richtung gegangen. Sie hat in Zusammenarbeit mit der Firma Cobuilder die entsprechenden Bauproduktenormen in einem gemeinsamen data dictionary übersetzt und auf den internationalen und frei zugänglichen building Smart Data Dictionary bSDD geladen.

Von dort können Daten auf Basis einer gemeinsamen, maschinenlesbaren Identifikation von Herstellern grenzüberschreitend bereitgestellt und nachgefragt werden – dies über API-Schnittstellen vernetzt und unabhängig von der jeweiligen Programmiersprache der verwendeten Software. Für KMU sieht Lignumdata eine Plattform zur firmenspezifischen Deklaration von Produkten auf der Grundlage generischer Daten vor, wie sie bei KBOB und SIA bereits offiziell anerkannt existieren.


Schweiz bereitet gleichwertige Lösung vor

Wenn Schweizer Unternehmen die gleichen Chancen wie europäische haben sollen, müssen auch sie vom digitalen Produktepass profitieren können. Die Einführung und Nutzung des digitalen Produktepasses in der Schweiz könne aber wohl erst erfolgen, wenn die neuen oder aktualisierten europäischen Produktstandards veröffentlicht seien, erklärt das Bundesamt für Bauten und Logistik (BBL) auf Anfrage.

Der freie Zugang zum europäischen Markt hänge von der Aufrechterhaltung des Mutual Recognition Agreements (MRA) ab. Voraussetzung dafür sei, dass die in der Schweiz und der EU geltenden rechtlichen und technischen Regelungen für Bauprodukte gleichwertig seien. Dabei sollte es vermieden werden, unterschiedliche digitale Lösungen zu entwickeln, so das BBL. Auf einen ‹Swiss Finish› gelte es zu verzichten. Denn auch auf Ebene des Informationsaustauschs gilt es Handelshemmnisse zu vermeiden.

Um die negativen Folgen für Schweizer Unternehmen, insbesondere KMU, so gering wie möglich zu halten und die Situation im Falle einer Aktualisierung des MRA bestmöglich vorzubereiten, gleist der Fachbereich Bauprodukte und Europäische Angelegenheiten (FABEA) des BBL eine Revision der Schweizer Bauproduktegesetzgebung auf, die derjenigen der EU gleichwertig ist.


Links www.europarl.europa.eu | www.bbl.admin.ch | www.lignumdata.ch | Industry dictionary for products in wood