Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Holzbau als Kohlenstoffspeicher von erstrangiger Bedeutung

Um das Bauwerk Schweiz bis 2050 an das Netto-null-Klimaziel heranzuführen, braucht es ein Maximum an nachwachsenden Rohstoffen wie Holz – im Neubau ebenso wie in der Transformation des Bestands. Darauf weist eine gemeinsame Forschungsarbeit der ETH Zürich und des Zürcher Büros für Umweltchemie im Auftrag der Stadt Zürich hin.

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In Zürich ist das Klima ein Thema. Kanton und Gemeinden sollen sich im Kanton Zürich künftig aktiv gegen den Klimawandel und dessen Folgen einsetzen. Das haben die Zürcher Stimmberechtigten am 15. Mai mit einer Zweidrittelmehrheit beschlossen. Ziel ist die Reduktion der Treibhausgase auf netto null. Dafür soll ein Klimaschutzartikel in der Kantonsverfassung sorgen.

Aufs Tempo drückt die Stadt Zürich. Fast drei Viertel der Stimmberechtigten sprachen sich am 15. Mai für eine verschärfte Gangart gegenüber der bisherigen Zielvorgabe aus. Statt auf eine Tonne CO2 pro Kopf bis 2050, wie bereits 2008 beschlossen, sollen die direkten Treibhausgasemissionen der Limmatstadt bis 2040 auf null sinken.


Untersuchung zur Kohlenstoffspeicherung im Holzbau

Netto null bis 2040, wie es Zürich anstrebt, ist natürlich ausserordentlich ehrgeizig. Dennoch: Welche Ansätze bieten sich an, um dem hohen Ziel näherzukommen? Angesichts der Bedeutung, die das Bauwesen von seinen CO2-Emissionen her hat – Gebäude tragen noch immer 24% zu den Treibhausgas-Emissionen der Schweiz bei – ist es folgerichtig, dass die Stadt Handlungsmöglichkeiten in diesem Bereich untersucht.

Der Bericht ‹Holzbau als Kohlenstoffspeicher – Potenzial des Schweizer Gebäudeparks› vom Mai 2022 führt die Ergebnisse einer gemeinsamen Forschungsarbeit der ETH Zürich und des Zürcher Büros für Umweltchemie zusammen. Die Untersuchung dient dem Ziel, das Potential der Kohlenstoffspeicherung in Holzbauprodukten in der Stadt Zürich bis zum Jahr 2050 zu bewerten und sowohl die Stärken als auch die Schwächen verschiedener Ansätze für die Anrechnung von biogenem Kohlenstoff zu bestimmen.


Zwei Partner, zwei Methoden – und zwei Ergebnisse

Die beiden Forschungspartner sind sich nicht einig hinsichtlich der geeigneten Methodik. Im Kern geht es um die Frage, ob für eine Lebenszyklusbetrachtung eine statische oder eine dynamische Berechnungsmethode angezeigt ist. Aber: Auf der Ebene des Gebäudeparks stellen sie keine signifikanten Unterschiede zwischen den Ökobilanzmethoden fest.

Die beiden Teams kommen aufgrund abweichender Systemgrenzen in der Betrachtung dennoch zu unterschiedlichen Ergebnissen. In einer Sache sind sie sich aber wieder einig: Ein massiver Einsatz von Holz im Bauwesen reduziert die CO2-Emissionen stark, unabhängig von der Methode zur Berechnung der CO2-Speicherung in Bauholz. Und beide Seiten empfehlen, die biogenen Kohlenstoffflüsse zu quantifizieren, wenn es um den Gebäudebestand und lange Zeiträume geht.


Baumarkt kann nicht auf Knopfdruck auf Holz umschwenken

Der vom ETH-Team verwendete Ansatz ermöglicht eine Stabilisierung der CO2-Emissionen bis 2050. Das würde bedeuten, dass die Verwendung von Holz im Bauwesen es erlauben würde, im Jahr 2050 einen Netto-null-Gebäudepark zu schaffen. Dies ist ein äusserst wichtiges Ergebnis, da es zeigt, dass dieses Ziel tatsächlich erreichbar ist.

Das einzige Szenario, das eine solche Stabilisierung der Emissionen ermöglicht, ist jedoch, wenn ab sofort jedes neue Gebäude mit Holz gebaut wird. Das ist nun allerdings unrealistisch. Denn der Marktanteil von Holz im Schweizer Bauwesen liegt derzeit erst bei etwa 15,6%.


Möglichst viel Holz im Neubau und im Weiterbauen des Bestandes

Beide Forschungspartner empfehlen daher, ergänzende Strategien zu verfolgen, die leicht umgesetzt werden können, indem auch die Anstrengungen mit Blick auf einzelne Gebäudeteile verstärkt werden, etwa Fassade oder Dämmung mit biobasierten Materialien. Überdies sind auch städtebauliche Strategien wichtig. Verdichtung durch Transformation des Bestands – mit Aufstockungen, Anbauten usw. – wirkt ebenfalls stark holzfördernd und CO2-sparend.

Beide Seiten sind sich einig, dass eine Kombination aus biobasierten Materialien für die Renovierung von Bestandsgebäuden und Holz für den Neubau in einem differenzierteren Modell quantifiziert werden sollte. Eine solche Kombination könnte, auch bei einem langsamer voranschreitenden Übergang zu nachwachsenden Materialien, dazu beitragen, eine Stabilisierung der Emissionen bis 2050 zu erreichen.


Links Stadt Zürich: Holzbau als Kohlenstoffspeicher | Lignum-Flyer ‹Holz & CO2 – Zeit für Holz› (PDF, 3.72 MB)