Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Highlights in Agglomeration, Stadt und Bergen in der Region Zentrum

Die Gewinner des Prix Lignum 2021 in der Region Zentrum sind ganz verschieden verortet: Die erstrangierte Wohnüberbauung Moos steht am Siedlungsrand von Cham, die zweitrangierte Produktionshalle von V-Zug dagegen mitten in der Stadt. Das Centro Sci Nordico im Bleniotal im dritten Rang bringt den Baustoff in die Berge und ins Tessin. Sieben weitere Projekte erhalten eine Anerkennung.

106 Eingaben zählte die Preis-Region Zentrum (LU, NW, OW, SZ, TI, UR, ZG). Die Gewinner in dieser Region sind die Wohnüberbauung Moos in Cham (1. Rang, oben), der Zephyr-Hangar der V-Zug in Zug (2. Rang, Mitte) und das Centro Sci Nordico Campra in Olivone (3. Rang, unten).
Bilder Roland Bernath (oben) | Walter Mair (Mitte) | Tonatiuh Ambrosetti (unten) | Prix Lignum 2021

 

Die Chamer Wohnüberbauung Moos (Bauherrschaft: privat;  Architektur: Loeliger Strub Architektur, Zürich; Holzbauingenieure: Pirmin Jung Schweiz, Rain; Holzbau: ARGE Nussbaumer Kost Burch, Sarnen/Küssnacht am Rigi; Schreinerei: Meienberger + Egger, Münchwilen) findet mit grosser Spielfreude Antworten auf Fragen wie Verdichtung, Suffizienz oder klimaneutrales Bauen.

Am Siedlungsrand von Cham bilden zwei abgewinkelte Baukörper einen klar definierten Abschluss zur Landschaft und schaffen gleichzeitig eine neue innere Mitte, einen Ort, an dem Nachbarschaft wachsen kann und sich so etwas wie Zugehörigkeit einstellt. Trotz des massiven Massstabssprungs zu dem streuselkuchenartigen Einfamilienhausquartier auf der einen Seite und dem offenen Landschaftsraum auf der anderen fügen sich die Neubauten mit rund 50 Wohneinheiten mit lässiger Entspanntheit ein. 


Rundum stimmiges Projekt in neuer Frische

Der Baustoff Holz dient als Vermittler in diesem noch ländlich geprägten Kontext, entzieht sich dabei aber den üblichen Sehgewohnheiten. Die explizite Farbkomposition unterstreicht gekonnt die tektonische Fügung und sorgt für einen im besten Sinne merk-würdigen architektonischen Ausdruck: konstruktive Logik trifft auf gestalterischen Eigensinn. 

Diese Frische begeistert das Preisgericht. ‹Das Projekt beweist, dass Holz mehr kann, als nur urchig und heimelig zu wirken. Mit diesem zeitgenössischen Wohnungsbau ist der Baustoff nun offiziell aus der reinen Öko-Ecke befreit›, lautet das Urteil der Jury.


Urbane Produktion – Zephyr-Hangar in Zug

Die neue Werkhalle (Bauherrschaft: V-Zug Infra, Zug; Architektur: Diener & Diener Architekten, Basel; Bauingenieure: Bänziger Partner, St. Gallen; Holzbau/Bauingenieure: Strüby Holzbau, Seewen SZ/neue Holzbau AG, Lungern; Schreinerei: Strüby Holzbau, Seewen SZ) fällt nicht auf im Industriegelände; das Sheddach sucht den Anschluss an die Nachbarschaft.

Der Holzbau ist die Aufstockung einer ersten Etappe aus Beton. Die Halle überspannt 90 x 39 m ohne eine einzige Stütze. So entfällt jegliche räumliche Einschränkung, und die Halle ermöglicht völlige Flexibilität, um Maschinen, Roboter und Förderstrassen anzuordnen. Die schiere Grösse der Halle lässt die Konstruktion beinahe in den Hintergrund rücken. 39 m lange und 4 m hohe Fachwerkträger – vorwiegend aus Brettschichtholz – liegen in Querrichtung und ermöglichen eine helle, natürlich belichtete Halle.

Der Jury gefällt, wie die Firma den Industriestandort Zug weiterbaut. So kann sie die Produktion an einem urbanen Ort halten, der sich markant wandelt. Die vertikale Produktionshalle leistet einen Beitrag zur Verdichtung und führt das Material Holz in einen neuen Kontext ein, für den es prädestiniert ist: grosse Spannweiten, leichte Konstruktion, angenehme Arbeitsatmosphäre. All diese Vorzüge verbinden die Architekten in Zug überzeugend und nachhaltig.


Bemerkenswertes Skizentrum im Tessin

Oberhalb von Olivone im Bleniotal treffen sich im Winter die Langläufer, um ihre Loipen zu ziehen. Bisher haben sie in einer einfachen Berghütte im Massenschlag übernachtet. Rund herum sind verschiedene Container und temporäre Pavillons dazugekommen, die die schöne Landschaft verstellen.

Um die Lage zu bereinigen, errichteten die Betreiber einen Ersatzneubau, der die drei wichtigsten Funktionen vereint: Garderoben und Abstellräume im Kellergeschoss, Restaurant mit Terrasse im Erdgeschoss und darüber die Schlafzimmer. Der Neubau (Bauherrschaft: Centro Sci Nordico Campra, Olivone; Architektur: Durisch + Nolli Architetti, Mas-sagno; Ingenieure: Reali e Guscetti Studio d’Ingegneria, Ambrì; Holz-bau: Veragouth, Bedano; Schreinerei: Binda, Taverne) klärt die Situation städtebaulich.
 
Die Jury lobt die touristische und städtebauliche Weiterentwicklung des Ortes: ‹Die Architekten nehmen den Skihüttencharme auf und nobilitieren ihn sanft; das Resultat ist eine schlichte und starke Architektur. Und sie setzten konsequent auf Holz. Das ist bemerkenswert. Insgesamt ist das Projekt ein Lichtblick für den Holzbau im Tessin.›


Sieben Werke in der Region Zentrum würdigt die Jury mit einer Anerkennung für den hochwertigen und zukunftsweisenden Einsatz von Holz: Gotthard-Raststätte Erstfeld, Schattdorf; Firmensitz Max Felchlin, Ibach; Bürohaus Küng, Alpnach; Gasthaus Hergiswald, Obernau; Wohnüberbauung ‹Ghiringhelli›, Bellinzona; Wohnüberbauung neuRaum, Horw; Regal ‹001› (Sonderpreis Schreiner auf nationaler Ebene).


Link www.prixlignum.ch