Energiepreis ‹Watt d'Or› für cleveres Bauen und Sanieren
Oben: Beat Kegel (links) und Michael Mettler, Geschäftsführer der Mettiss AG. Unten: Walter Schmid, Präsident der Stiftung Umwelt Arena Schweiz (links) und René Schmid, René Schmid Architekten AG, Zürich.
Bilder BFE
Innovative Schweizer Unternehmen und Hochschulen setzen die Energiezukunft bereits heute erfolgreich und mutig in die Praxis um. Zu ihren Ehren hat das Bundesamt für Energie den ‹Watt d'Or› geschaffen, das Gütesiegel für Energieexzellenz.
2007 wurde der Preis zum ersten Mal verliehen. Sein Ziel ist es, aussergewöhnliche Leistungen im Energiebereich bekanntzumachen. Sie sollen Wirtschaft, Politik und die breite Öffentlichkeit motivieren, die Vorteile innovativer Energietechnologien für sich zu entdecken.
‹Kegels Regel› – einfaches Rezept mit durchschlagender Wirkung
Die meisten älteren Bürogebäude der Schweiz verpuffen massenhaft Energie. Die Sanierung der angejahrten Betonbunker kostet viel Geld, dauert oft lange, und die komplizierte Haustechnik verunsichert Bauherren. In St. Gallen steht in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs ein frisch saniertes Bürogebäude aus den sechziger Jahren, welches diese Bedenken zerstreut.
Hier wurde das Energiekonzept von Beat Kegel – kurz ‹Kegels Regel› – zusammen mit dem St. Galler Immobilienunternehmen Mettiss AG umgesetzt. So konnte die Sanierung sehr rasch und kostengünstig realisiert werden, und das Gebäude erreicht spielend den Passivhaus-Standard. Der Bau verbraucht nach der Sanierung nur noch 7% der ursprünglich benötigten Energie.
Was ist der Kerngedanke von Kegels Sanierungsrezept? ‹Die massiven Decken und Wände des Gebäudes übernehmen 70–80% der Heiz- und Kühlleistung selbst. Die Haustechnik muss sich nur noch um den Rest kümmern.› Die Sanierung in St. Gallen brilliert energetisch dank einem kostengünstigen Low-Tech-Lüftungs- und Heizungssystem mit vorgefertigten Brüstungselementen und Verbundlüftern in den Türen.
Ausgeklügeltes Sytem für Energieselbstversorgung im Verbund
Die neue Überbauung in Männedorf von Walter Schmid, Energiepionier und Präsident der Stiftung Umwelt Arena Schweiz, und seinem Sohn, dem Architekten René Schmid von René Schmid Architekten AG in Zürich, ist ein veritables Schaufenster für alles, was heute an Energie-Know-how und Technologie verfügbar ist.
Die Überbauung setzt auf die Energieselbstversorgung im Verbund. Der gesamte jährliche Energiebedarf wird mit Fotovoltaikanlagen an den Fassaden und auf dem Dach und zusätzlich mit Windenergieanlagen selbst produziert. Dennoch sind die Gebäude nicht energieautark, sondern ans Strom- und Gasnetz angeschlossen.
Reduktion der Winterstromlücke mitgedacht
Die Hälfte des selbstproduzierten Stroms verbrauchen die Mieterinnen und Mieter direkt vor Ort. Der Rest wird im Stromnetz zu einer Power-to-Gas-Anlage transportiert, zu erneuerbarem Gas umgewandelt und im Erdgasnetz für die Strom- und Wärmeproduktion im Winter gespeichert.
Die Verbundnetze sorgen also für die saisonale Speicherung der selbstproduzierten Energie – ein Konzept, das eine vollständig erneuerbare und CO2-freie Energieversorgung ermöglicht und einen aktiven Beitrag zur Reduktion der Winterstromlücke leistet. Die Investitionskosten für dieses finessenreiche Gesamtsystem schätzen die beiden Schmids auf nur 5–7% höher als bei einem konventionellen Neubau.
Links Kurzfilm Sanierung St. Gallen (2.27 min) | Kurzfilm Überbauung Männedorf (1.42 min) | Übersicht Siegerprojekte ‹Watt d'Or› 2021 (PDF, 3.6 MB) | www.bfe.admin.ch