Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Energiepreis ‹Watt d'Or› 2023 für vier sonnige Ideen

Gestern hat das Bundesamt für Energie den renommierten Schweizer Energiepreis ‹Watt d'Or› für das Jahr 2022 verliehen. Unter den sechs Gewinnern, die ein Expertenteam aus 39 Einreichungen bestimmt hat, finden sich gleich vier gute Ideen zur Nutzung der Solarenergie.

Solarenergie hat Zukunft – aber die spezialisierten Fachleute, welche die dafür benötigte Technik erstellen und in Betrieb nehmen können, sind Mangelware. Das soll sich nun ändern: Ab dem Schuljahr 2024/25 werden die neuen Berufslehren ‹Solarmonteur:in EBA› und ‹Solarinstallateur:in EFZ› starten. Schulungsstandorte werden die Polybau-Bildungszentren in Uzwil SG und Les Paccots FR sein. Im Bild installieren Jugendliche in der Projektwoche ‹Jugendsolar› eine Solaranlage.
Bild Solafrica/Swissolar

 

Im letzten Sommer wurde in Lugaggia, einem kleinen Dorf unweit von Lugano, ein wegweisendes dreijähriges Pilotprojekt abgeschlossen. Es wies nach, dass ein intelligent vernetzter und gesteuerter Verbund von Stromverbrauchern und Solarstromproduzenten den Eigenversorgungsgrad markant erhöhen kann. Der sonnige Zusammenschluss nennt sich ‹Lugaggia Innovation Community›.

Dahinter stehen der regionale Verteilnetzbetreiber Azienda Elettrica di Massagno AEM (Massagno TI), die Fachhochschule Südschweiz SUPSI (Manno TI), die Unternehmen Hive Power SA (Manno TI) und Optimatik AG (Teufen AR) sowie Landis & Gyr (Cham ZG). Ihnen gelang es, den Kindergarten von Lugaggia, 18 Wohngebäude, zehn Wärmepumpen, sechs Elektroboiler, eine 60-kWh-Quartierbatterie und sechs Fotovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von rund 70 kW so zu vernetzen, dass 94% des nicht direkt genutzten Solarstroms innerhalb der Community verbraucht wurden.


Schweizer Solarästhetik

Vielen ist nicht bewusst, dass die solartechnisch längst ins Hintertreffen geratene Schweiz einmal eine führende Solarstrom-Nation in Europa war. Zu den Pionierinnen aus der Blüte des Schweizer Solarzeitalters gehört die 3S Swiss Solar Solutions AG in Gwatt bei Thun. Seit über 20 Jahren stellt sie die von ihr entwickelten Solarmodule ‹MegaSlate› für gebäudeintegrierte Fotovoltaik her.

3S spezialisiert sich auf kleinere und individuelle Fotovoltaikelemente in allen möglichen Formen und Farben, die vollständig und ansprechend in die Gebäudeflächen integriert werden können. Heute läuft die Produktion auf Hochtouren. Dies auch dank der neuen, hochmodernen Produktionslinie, die im August 2021 in Betrieb genommen wurde. Damit kann 3S die stark wachsende Nachfrage nach Fotovoltaikanlagen erfolgreich bedienen.


Bewegung für die Solarfassade

An der Fassade des Innovationsgebäudes NEST der Empa in Dübendorf gibt es seit Anfang 2022 ein mosaikartiges Gebilde zu sehen, das auf den ersten Blick wie Kunst am Bau anmutet. Es ist eine adaptive Solarfassade, entwickelt von der Professur für Architektur und Gebäudesysteme der ETH Zürich unter Professor Arno Schlüter. Sie besteht aus beweglichen und leichten Solarmodulen, die auf einer fassadentauglichen, leichten Unterkonstruktion montiert sind.

Die Module folgen dank einer intelligenten Steuerung automatisch dem Tageslauf der Sonne und optimieren den Stromertrag. Sie sorgen ausserdem an warmen Tagen für kühlenden Schatten im Gebäude, können aber auch manuell oder automatisch so gekippt werden, dass Sonnenstrahlen und Wärme in den Raum gelangen. Das Spinoff Zurich Soft Robotics GmbH arbeitet nun daran, die Innovation unter dem Namen ‹SolSkin› auf den Markt zu bringen.


Sonnige Berufsaussichten

Hier die boomende Schweizer Solarbranche, die händeringend nach Fachkräften sucht. Dort viele Geflüchtete, die gerne arbeiten würden, dies aber mangels einer hier anerkannten beruflichen Qualifizierung nicht dürfen. Das Programm ‹Refugees go Solar+› baut eine Brücke zwischen diesen beiden Welten. Initiiert wurde es von den beiden Berner Nichtregierungsorganisationen Solafrica und Root & Branch. Beim ‹Watt d'Or› 2023 holt es sich den Spezialpreis der Jury.

Das Programm wird unter anderen durch den Fachverband Swissolar, EnergieSchweiz und das Staatssekretariat für Migration unterstützt. Und es läuft sehr gut: In den letzten drei Jahren hat sich das Programm bereits in zehn Kantonen in der Deutsch- und Westschweiz etabliert. Wie bei einer Berufslehre erfolgt die Branchenqualifizierung stufenweise ‹on the job› bei rund 50 Partnerunternehmen aus der Solarbranche. Ziel ist, die teilnehmenden Geflüchteten so gut auszubilden, dass ihnen der Zugang zum ersten Arbeitsmarkt gelingen kann.


Link Watt d'Or