Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Ein ganzer Wald in einen Bücherschrank gepackt

Im Naturmuseum Thurgau in Frauenfeld gibt es etwas ganz Besonderes zu sehen: eine zweihundertjährige Holzbibliothek. Das ist eine Sammlung von Holzarten in Form von Büchern, von denen jedes wie ein Schatzkästchen aufgebaut ist. Der bayrische Benediktinerpater Candid Huber stellte diese kleinen Kunstwerke zwischen 1790 und 1804 serienmässig her. Jeder Band porträtiert eine Baum- oder Strauchart.

Die Frauenfelder Holzbibliothek schlummerte über Jahrzehnte unbemerkt in einem Schrank im Dachstock des Naturmuseums Frauenfeld. Erst im Zuge von Umbauarbeiten wurde der Schatz wiederentdeckt.
Bild Eliane Huber, Naturmuseum Thurgau

 

Ein ‹Buch› pro Holzart: Das ist das Prinzip der faszinierenden Holzbibliotheken, die Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts weit verbreitet waren. Ihre Reste finden sich heute verstreut über den ganzen alten Kontinent. Von den europaweit rund zwölf bekannten noch erhaltenen Exemplaren ist diejenige des Naturmuseums Thurgau mit 135 Bänden eine der umfangreichsten.

Buchdeckel und Buchrücken sind aus dem entsprechenden Holz und seiner Rinde gefertigt. Im Innern befindet sich ein sorgfältig zusammengestelltes Herbarium mit übrigen Pflanzenteilen. Zusammen mit den von Huber verfassten zwei ‹Naturgeschichten der Holzarten› vermittelt die Holzbibliothek einen umfassenden Stand des waldbaulichen Wissens der damaligen Zeit.

Dabei geht es nicht nur um die Biologie der porträtierten Bäume und Sträucher, sondern auch um die vielseitigen Verwendungszwecke all ihrer Teile als Gerb- oder Färbmittel, Medizin, Heiz- und Werkstoff.


Link https://naturmuseum.tg.ch