Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Deutsche Holzindustrie: ‹Bau-Turbo jetzt umsetzen›

In Deutschland setzt sich der Einbruch der Wohnungsbaugenehmigungen ungebremst fort. Der deutsche Bundesverband der Säge- und Holzindustrie DeSH warnt vor einer weiteren Zuspitzung der Lage. Die aktuelle Krise betreffe nicht mehr nur die Bauwirtschaft, sondern werde durch Verschärfung der Wohnungsnot zunehmend zur sozialen Frage.

Das Geschäftsklima im deutschen Wohnungsbau hat im Februar gemäss ifo-Institut einen neuen Tiefststand erreicht. Mehr als jedes zweite Bauunternehmen ist mit der aktuellen Lage unzufrieden. Auch die Erwartungen stecken im Keller fest. ‹Der Wohnungsbau sieht derzeit nirgendwo einen Hoffnungsschimmer›, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo-Umfragen. ‹Weiterhin werden Aufträge storniert. Gleichzeitig sind die Baugenehmigungen für Wohnungen im Sinkflug.›
Bild DeSH

 

Entscheidend sei jetzt, dass die deutsche Bundesregierung ihr im letzten Herbst vorgestelltes Massnahmenpaket zügig realisiere und um weitere Instrumente ergänze, so der DeSH. Das Förderprogramm ‹Klimafreundlicher Neubau› (Lignum Journal online vom 7.2.2023) wurde im letzten Dezember aufgrund ausgeschöpfter Mittel unerwartet gestoppt. Im Februar hat die Bundesregierung nun aber eine weitere Milliarde zur Verfügung gestellt. ‹Wir brauchen den angekündigten Bau-Turbo dringend. Dazu gehört auch eine schnelle Reform der planungs- und baurechtlichen Rahmenbedingungen›, erklärt DeSH-Präsident Stephan Lang.


Stop and Go bei Förderungen schwächt Investitionen

Im Neustart der Förderprogramme der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) sieht der DeSH einen wichtigen Impuls für den Wohnungsbau. ‹Mehrmalige kurzfristige Stopps und die Anpassung des Förderrahmens haben seitens der Bauherren und Investoren jedoch zu erheblicher Verunsicherung geführt. Eine weitere Unterbrechung gilt es daher unbedingt zu vermeiden›, so Lang. ‹Angesichts der geringen Mittelausstattung sind jedoch auch hier kurzfristige Änderungen zu befürchten.›

Es brauche verlässliche Rahmenbedingungen, einen kontinuierlicher Förderrahmen und einen stärkeren Fokus auf klimafreundliche Baustoffe wie Holz, um das Vertrauen wiederherzustellen, die Baukonjunktur nachhaltig zu stabilisieren und die Transformation des Gebäudesektors Richtung Klimaschutz voranzubringen. ‹Damit die Krise im Wohnungsbau nicht zur sozialen Krise wird, ist eine vorausschauende Baupolitik wichtiger denn je.›


Holzbauinitiative auf Bundesebene ohne Haushaltsmittel

Wenig hilfreich ist indessen, dass die Holzbauinitiative der deutschen Bundesregierung in dieser Legislaturperiode über keine finanzielle Ausstattung verfügt. Mit dieser Initiative sollten das klimafreundliche Bauen mit Holz aus nachhaltiger Holzwirtschaft und anderen nachwachsenden Rohstoffen gestärkt und bisherige Hemmnisse für nachwachsende Baumaterialien abgebaut werden.

Gemäss Angaben der deutschen Koalition für Holzbau stehen nur gerade EUR 3,75 Mio. zur Errichtung von Pilotprojekten auf Bundesebene in Holzbauweise zur Verfügung.  Auch beim Waldklimafonds sieht es düster aus: Im Bundeshaushalt 2024 stehen keine zusätzlichen Mittel aus dem Klima- und Transformationsfonds dafür bereit.


Links www.saegeindustrie.de | ifo-Konjunkturperspektiven 02/2024 (PDF, 1.83 MB)