Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Deutsche Holzbranche prüft Koalitionsvertrag auf Herz und Nieren

Am 24. November wurde der Koalitionsvertrag 2021–2025 für die deutsche ‹Ampel› veröffentlicht. Die Holzwirtschaft unseres nördlichen Nachbarlandes unterwirft die darin enthaltenen Ziele zu Wald und Holz einer kritischen Prüfung. Sie findet gute Ansatzpunkte, formuliert aber auch Kritik.

Die deutsche Arbeitsgemeinschaft Rohholz AGR konstatiert mit Befriedigung, dass sich im vorgelegten Koalitionsvertrag wichtige Punkte zur Förderung des klimafreundlichen Rohstoffes Holz fänden. Dazu zähle insbesondere eine Holzbauinitiative, die vor allem regionale Wertschöpfungsketten stärken soll. Grundvoraussetzung dafür sei jedoch die gesicherte Bereitstellung des Rohstoffes Holz. Diese ist aus Sicht der Arbeitsgemeinschaft mit dem Vertrag teilweise erschwert.


Zankapfel Buchenwälder: Pflegen und nutzen oder bloss schützen?

So strebe die Koalition an, alte Buchenwälder im öffentlichen Besitz aus der Nutzung nehmen, monieren die Rohholzverbraucher. ‹Dies sehen wir als fatales Signal, leiden doch gerade alte Buchen erheblich unter den Folgen des Klimawandels. Nötig wäre hier vielmehr eine aktive Waldbewirtschaftung zum Umbau und Erhalt der Bestände. Zudem ist die Versorgung der Industrie mit Laubholz zuletzt bereits stark zurückgegangen›, meint AGR-Geschäftsführer Lukas Freise. Die AGR pocht daher darauf, dass die neue Bundesregierung einen Dialogprozess zum Laubholz und dessen Verwendung startet.

Als problematisch bezeichnet die AGR zudem die Umsetzung der EU-Biodiversitätsstrategie, aber auch der nationalen Biodiversitätsstrategie. Hier sei bislang einseitig auf eine Erhöhung der Waldflächen ohne forstliche Nutzung abgezielt worden, anstatt eine echte Evaluation zur Wirksamkeit von Massnahmen zur Stärkung der Biodiversität im Wald durchzuführen. Die Koalition strebe zudem den Waldumbau mit überwiegend standortheimischen Baumarten an. Kriterien für zukunftsfähige Baumarten müssten aber vor allem sein, dass sie an den Standort angepasst seien, im Klimawandel bestünden und gleichzeitig die nachhaltige Holznutzung sichern könnten.


Waldeigentümer pochen Abgeltung ihrer Klimaschutzleistungen

Kritisch sieht diesen Punkt auch die Arbeitsgemeinschaft der deutschen Waldeigentümer AGDW. Deutschlands Wälder benötigten Baumarten, die dem Klimawandel gewachsen seien; dazu gehörten auch nichtheimische. In dieser Hinsicht sei in Zukunft mehr Offenheit nötig. Gut hingegen kommt auch bei der AGDW die Nennung einer Holzbauinitiative an, mit der auch die regionale Wertschöpfungskette gestärkt werden soll. Der ökologische Rohstoff Holz wird angesichts des Ausstiegs aus dem fossilen Zeitalter künftig eine besondere Bedeutung haben.

Eine Kernforderung des Verbandes ist neben der Holznutzung die Honorierung der Klimaschutzleistung des Waldes. Die AGDW ist erfreut, dass dieses Thema im Koalitionsvertrag aufgegriffen wird. ‹Der klimaresiliente Waldumbau kann nur erbracht werden, wenn die Waldbewirtschafter über genügend Einnahmen verfügen›, sagt AGDW-Präsident Hans-Georg von der Marwitz. Für den Waldumbau und die Wiederaufforstung würden grosse Summen benötigt, die nicht allein aus dem Holzverkauf bereitgestellt werden könnten. Daher will sich der Verband für die Honorierung der Ökosystemleistungen auch bei der neuen Bundesregierung stark machen.


Links www.ag-rohholz.de | www.waldeigentuemer.de