Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Beigemischte Douglasie bringt das Ökosystem nicht durcheinander

Der Schweizer Wald muss klimafit werden. Waldbaulich kommen unter diesem Ziel auch eingeführte Arten wie etwa die holzwirtschaftlich interessante Douglasie in Betracht. Sie ist bei uns langjährig erforscht, aber noch wenig verbreitet. Gebietsfremde Arten wecken indessen rasch Ängste. Bei der Beimischung von Douglasie sind sie jedoch nach dem Stand des Wissens unbegründet.

Douglasien sind für die Holzwirtschaft attraktiv wegen ihres schnellen Wachstums, ihrer guten Holzeigenschaften und – im Hinblick auf den Klimawandel – ihrer Trockenresistenz.
Bild Thomas Reich, WSL

 

Der Waldbau muss sich auf die klimatischen Gegebenheiten der Zukunft ausrichten, die sich auf der Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse näherungsweise bestimmen lassen. Der Versuch einer Minimierung des Ausfallsrisikos durch die Pflanzung einer Mischung geeigneter Arten ist dabei eine gängige Strategie. Unter holzwirtschaftlichem Aspekt genügt es nicht, sich dabei auf die gemeinhin als klimatoleranter geltenden Laubholzbaumarten zu beschränken. Nadelholz ist vom Aufkommen her der dominante Grundstoff der Holzindustrie, die Fichte ihr Brotbaum. In tiefen Lagen leidet die flachwurzelnde Baumart allerdings zunehmend unter dem Klimawandel.


Neue Nadelholzarten als Hoffnungsträger

Vermehrt holzwirtschaftliche Bedeutung erlangen könnte dagegen zum Beispiel die einheimische Weisstanne, die dank ihrer kräftigen Pfahlwurzel besser mit Trockenheit klarkommt als die Fichte. In Betracht kommen aber auch trockenresistente gebietsfremde Nadelbaumarten wie die nordamerikanische Douglasie. In die Schweiz eingeführt wurde diese bereits im Jahr 1827, angebaut wird sie seit 1850. Heute macht sie allerdings erst 0,3% des Holzvorrats im Schweizer Wald aus.

Aus der Beobachtung eines Netzwerks von Testpflanzungen zukunftsfähiger Baumarten sollen sich bis 2050 genauere Hinweise auf lohnende waldbauliche Strategien für den Schweizer Wald der Zukunft ableiten lassen. Im Zuge dieses Langzeitprojekts werden mehr als 50000 Bäumchen von 18 Arten auf 57 verschiedenen Versuchsflächen in 20 Kantonen untersucht. Zum Kernset der Pflanzungen gehören Fichte, Weisstanne, Lärche, Föhre und richtigerweise auch die Douglasie.


Auswirkungen auf Biodiversität unter der Lupe

An gebietsfremden Arten scheiden sich indessen die Geister. Naturschützer befürchten negative Auswirkungen auf die biologische Vielfalt. Wie schwer wiegen diese Bedenken im Fall der Douglasie? Ein Team europäischer Forscherinnen und Forscher unter der Leitung von Thomas Wohlgemuth von der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL hat jüngst den Stand des Wissens zu den ökologischen Folgen eingeführter Baumarten in Europa gesichtet. Es analysierte dafür die Ergebnisse von insgesamt 103 Studien. Von den sieben untersuchten eingeführten Arten wird in der Schweiz aktuell nur die Douglasie in grösserer Anzahl im Wald gepflanzt.

Das Ergebnis: In zusammenhängenden, einheitlichen Pflanzungen schneiden viele eingeführte Arten klar schlechter ab als einheimische. In der Schweiz wird zum Teil mit Douglasien aufgeforstet. Grosse Reinbestände, wie sie zum Beispiel in Deutschland vorkommen, sind hierzulande jedoch nicht zulässig. Und: Die Bewirtschaftung hat einen wesentlichen Einfluss darauf, ob Douglasien oder andere Baumarten insgesamt gut oder schlecht für einen Wald sind. In Beständen einheimischer Waldbäume, einzeln oder in kleinen Gruppen, störten Douglasien das Ökosystem kaum, sagt Studienleiter Wohlgemuth. ‹Wir folgern, dass der Einfluss auf die einheimische Biodiversität gering ist, wenn man die Douglasie beimischt.›


Link www.wsl.ch