Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Auftragsabwicklung im Bauwesen im digitalen Umfeld

Die Berner Fachhochschule BFH hat einen BIM-Kompass und weitere Hilfsmittel entwickelt. Die Unternehmen der Holzbaubranche erhalten damit eine Orientierungs-, Positionierungs- und Umsetzungshilfe im Kontext des digitalen Bauens. Bei Lignum steht ein Leitfaden für die BIM-Projektabwicklung im Holzbau in Arbeit.

Übersicht Kontext eines Holzbauunternehmens im digitalen Bauen
Grafik BFH
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Das entscheidende Potential der Digitalisierung ist der Beitrag, den sie zu Kostentransparenz, Effizienz, Terminsicherheit und Stabilisierung der Prozesse in der Baubranche leisten kann. In der Schweiz besteht aktuell keine BIM-Verpflichtung. Die KBOB erläutert aber 2018 in den ‹Empfehlungen zum Umgang mit BIM›, dass öffentliche Bauherren Aufträge mit BIM ausschreiben dürften, womit der Anbieter seine Methodenkompetenz und Erfahrung mit BIM als Wettbewerbsvorteil nutzen kann. Der Mehrwert für Holzbauer mit BIM-Methodenkompetenz ist es, nicht nur national zu reüssieren, sondern auch an internationalen Ausschreibungen und Grossprojekten teilnehmen zu können.


Übersicht schaffen

Der BIM-Kompass und weitere Hilfsmittel, welche die Berner Fachhochschule im Zusammenhang der Initiative ‹Wald & Holz 4.0› erarbeitet hat, leisten einen Beitrag dazu, den Schweizer Holzbauunternehmen Orientierung und Übersicht im digitalen Bauen zu verschaffen. Die obige Abbildung zeigt den Kontext eines Holzbauunternehmens im digitalen Bauen. Sie umfasst die Ebenen des wirtschaftlichen Umfelds und des Unternehmens selbst.

Auf der Ebene des wirtschaftlichen Umfelds veranschaulicht das ‹Big Picture der BIM-Organe› (W1), welche Organisationen, Verbände, Normengremien, Vereine, Forschungseinheiten, Ausbildungsstätten und Firmen im digitalen Bauen eine tragende Rolle spielen. Die Detailinformationen dazu sind in einer separaten Tabelle hinterlegt.


Umfassende Abbildung

Im weiteren umfasst das wirtschaftliche Umfeld auch das Bildungswesen. Dazu hat die Berner Fachhochschule eine BIM-Bildungslandkarte (W2) der Schweiz zusammengestellt. Die Übersicht über das Schweizer Bildungssystem zeigt die Sekundärstufe II, die Tertiärstufe und die Quartärstufe auf. In einer Tabelle sind die Angebote zu digitalem Bauen und BIM auf den erwähnten Stufen ausgewiesen und direkt mit den Bildungsangeboten verlinkt.

Daneben umfasst das wirtschaftliche Umfeld neben dem Bildungs- auch das Normenwesen, ein einheitliches Glossar der Begriffe und Berufsbezeichnungen, Arbeitshilfen sowie die Zertifizierungen (individual qualification and professional certification, W3). Ebenso sind politische Gremien, Normengremien, Verbände und Organisationen Teil dieses Umfelds (W4). Die wichtigste Rolle für das digitale Bauen und BIM nimmt dabei buildingSmart Switzerland/Bauen digital Schweiz ein.

BIM-Kompass

Auf der Ebene des Unternehmens stellt die BFH den BIM-Kompass zur Verfügung (U1). Die Anleitung dazu ist denkbar einfach: Das Unternehmen definiert seine BIM-Ziele und trägt diese im BIM-Kompass ein. Je nach Reifegrad der BIM-Zielformulierung ‹ad hoc›, ‹definiert›, ‹verwaltet›, ‹integriert› oder ‹optimiert› ergeben sich auf dem konzentrischen Kreis die zu erreichenden Reifegrade aller zur Zielerreichung nötigen sieben Faktoren (Technologie, Kunden-/Lieferantenhandling, Benchmark, Personal, Marketing, gesetzlicher Rahmen und Treiber).

Bei massgeblichen Abweichungen zwischen dem Ist- und dem Soll-Zustand besteht Handlungsbedarf. Alle acht Sektoren des BIM-Kompasses sind als Roadmap mit einer Zeitachse aufgezeichnet, welche dem BIM-Ziel entspricht (U2). In der zeitlichen Abfolge lassen sich die Handlungsfelder eintragen und mittels Milestones periodisch kontrollieren.


BIM-Bildungslandkarte der Schweiz

Einer der wichtigsten Faktoren des BIM-Kompasses heisst Personal. Damit verbunden ist die Befähigung des ganzen Teams – für das digitale Planen und Fertigen, aber auch für die Montage – durch kompetente und anerkannte Schulungen. Die BIM-Bildungslandkarte (W2) vermittelt eine Übersicht über die aktuell angebotenen Aus- und Weiterbildungen in der Schweiz. Sie basiert auf einheitlichen, konsolidierten Begriffen und Ausbildungen.

Das ermöglicht den Unternehmen einerseits, die Mitarbeitenden ihren individuellen Bedürfnissen entsprechend zu schulen. Sie können die stufengerechten Lehrgänge so auswählen, dass sich ihre BIM-Ziele erreichen lassen. Die Konsolidierung der Lehrgänge ermöglicht andererseits den Vergleich und die Beurteilung von Bewerbungen potentieller Mitarbeitender.


ERFA-Gruppen und BIM-Circles

Der BIM-Kompass, die BIM-Roadmap, das Big Picture der BIM-Organe mit der ergänzenden Tabelle sowie die BIM-Bildungslandkarte der Schweiz stehen den Unternehmen auf der Website der Initiative Wald & Holz 4.0 zum Download zur Verfügung.

Die Unternehmen der Holzbranche schliessen sich in bestehenden oder auch neuen ERFA-Gruppen zusammen, um sich den Themen digitales Planen, Bauen, Nutzen bzw. BIM zu nähern (U4). Dabei sollen Erfahrungen, Methoden oder Arbeitsmittel ausgetauscht werden können. Die Moderation und Betreuung der ‹BIM-Circles› übernimmt die BFH-AHB. Aus den Arbeitsgruppen wird ein Forum betrieben und ein Wiki erstellt, eine Sammlung von Informationen und Beiträgen zum Thema BIM und digitales Bauen (U3).


Link www.wh40.ch/thema-auftragsabwicklung-im-bauwesen

 


Dieses Projekt wurde realisiert mit Unterstützung des Bundesamtes für Umwelt BAFU im Rahmen des Aktionsplans Holz.