Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Zwischen Zürich und Basel: Die Qual der Wahl

Die mit 106 Eingaben rekordhohe Wettbewerbsbeteiligung in der Preis-Region Nord (AG, BL, BS, SH, SO, ZH) stellte die Jury bei der Entscheidfindung auf eine harte Probe. Den 1. Rang des Prix Lignum 2015 sprach sie dem Mehrgenerationenhaus ‹Giesserei› in Winterthur zu, das auf nationaler Ebene den silbernen Prix Lignum erhält. Der 2. Rang geht an den gelungenen Umbau eines Einfamilienhauses in Basel. Im 3. Rang findet sich der ‹Stammtisch›, ein Grossmöbel im neuen Zürcher Toni-Areal. Zehn weitere Arbeiten werden mit einer Anerkennung, zwei Objekte mit einer besonderen Würdigung ausgezeichnet.

 

Prix Lignum 2015: Die Prämierten der Region Nord

Oben links: 2. Rang – Umbau und Erweiterung Einfamilienhaus, Basel, 2013 (Bauherrschaft: privat; Architektur: Sauter von Moos, Basel; Bauingenieur: Walther Mory Meier, Münchenstein; Holzbau: Hürzeler Holzbau, Magden; Innenausbau: Britschgi Zimmerei und Schreinerei, Alpnach Dorf, Atlas Holz, Trübbach). Bild Rolf Frei, Weil am Rhein/Prix Lignum 2015. Oben rechts: 1. Rang – Mehrgenerationenhaus ‹Giesserei›, Winterthur ZH, 2013 (Bauherrschaft: GESEWO, Genossenschaft für selbstverwaltetes Wohnen, Winterthur; Architektur: Galli Rudolf Architekten, Zürich; Holzbauingenieur: Indermühle Bauingenieure, Thun; Holzbau: ARGE MGH Implenia Brunner, Zürich; Knecht, Oberwil). Bild Hannes Henz, Zürich/Prix Lignum 2015. Unten: ‹Stammtisch›, Toni-Areal, Zürich, 2014 (Bauherrschaft: Baudirektion Kanton Zürich; Zürcher Hochschule der Künste; Architektur: Bölsterli Hitz GmbH, Zürich; Holzbau: Hübscher Holzbau, Beringen). Bild Bölsterli Hitz GmbH, Zürich/Prix Lignum 2015

 

 

Der 1. Rang geht an das Mehrgenerationenhaus ‹Giesserei› in Winterthur ZH. Gleichzeitig gewinnt das von Galli Rudolf Architekten entworfene Projekt auf nationaler Ebene den silbernen Prix Lignum (Lignum Journal online vom 25.9.2015).

 

Der Umbau und die Erweiterung eines Einfamilienhauses aus den 1930er-Jahren in Basel findet sich im 2. Rang. Der neue Hausteil ist aus vorfabrizierten Holzelementen konstruiert und ruht auf Punktfundamenten, um das Wurzelwerk des Baumes nicht zu schädigen. Der Anbau ergänzt und beschützt das bestehende Volumen gleichzeitig. Die Architektur spielt mit dem Kontrast zum massiven Bestand mit Lehmputz, erscheint in dieser Komposition aber selbstverständlich. Die Architekten haben den Ort aufmerksam gelesen und inszenieren den respektvollen Kontrast gekonnt, wie die Jury feststellt.

 

Das Projekt sprüht vor Lust und Witz des jungen Architektenpaars, das den Bestand unbekümmert erweitert. Die Eingriffe wirken einerseits direkt und roh, sind im Detail aber sehr behutsam und präzise vorgenommen. Die Arbeit zeuge von einer grossen Sensibilität für den Ort und einer beeindruckenden Klarheit im Umgang mit Holz, so die Jury. Das Gegenüber aus Alt und Neu lasse ein einmaliges Bild entstehen, das dem Ganzen einen prägnanten Stempel aufdrücke.

 

Grossraummöbel im dritten Rang

 

Einem vor Anker liegenden Floss gleich befindet sich im hektischen Treiben der 90 x 20 m grossen Eingangshalle des neu genutzten Toni-Areals der 22 m lange und 6 m breite ‹Stammtisch›, den die Jury mit dem 3. Rang auszeichnet. Dieses gelungene Grossmöbel, durch einen stufenhohen Sockel vom Hallenboden leicht abgehoben, bietet rund 140 Gästen an langen Tischen Platz. Es ist Mittagstisch, Arbeitsplatz und Gesprächsort, hat genügend Ablageflächen und dient mit den beleuchteten Vitrinen als Präsentationsort für das Museum für Gestaltung und die Fachhochschulen.

 

Gefertigt wurde dieses neuartige Innenausbauprojekt aus 5 cm dicken Brettsperrholzplatten aus Fichtenholz, maschinell so in Form gefräst, dass die ausgeschnittenen Teile nach der präzisen seriellen Fügung und Verschraubung in ihrer Gesamtheit das Raummöbel ergaben. Ein Möbel ohne Beschläge und Kantenschutz, aber mit geschliffenen und geölten Oberflächen mit hohem Stirnholzanteil, die robust anzufassen sind und durch den natürlichen Alterungs- und Gebrauchsprozess eine schöne Patina erhalten werden. Der Stammtisch des Toni-Areals hat sich längstens bewährt als Treffpunkt für Lernende und Lehrende.

 

Zwei Würdigungen und zehn Anerkennungen

 

Die Jury der Preisregion Nord verleiht zwei Objekten eine Würdigung: Dem neuen Tamedia-Gebäude in Zürich sowie dem ‹House of Natural Resources› der ETH Zürich, das auf nationaler Ebene mit dem Laubholz-Sonderpreis ausgezeichnet wurde (Lignum Journal online vom 25.9.2015).

 

Zehn Werke in der Region Nord ehrt die Jury mit einer Anerkennung für den hochwertigen und zukunftsweisenden Einsatz von Holz: Naturbad, Riehen; Quartier ‹Neugrüen›, Mellingen; Belvedere, Zollikon; Kindergarten Tägerstein, Affoltern; Jazzcampus, Basel; Elefantenpark, Zoo Zürich; Aufstockung Halle 181, Winterthur; Dreifamilienhaus, Oberrieden; Laur-Park, Brugg; Stationen Weissensteinbahn, Oberdorf.

 

Mehrere dieser Bauten setzen schwergewichtig auf Schweizer Holz und haben dafür von Lignum unabhängig vom Prix Lignum die Objektauszeichnung ‹Herkunftszeichen Schweizer Holz› erhalten (‹House of Natural Resources›, Kindergarten Tägerstein und Stationen Weissensteinbahn: Auszeichnung 2015; Laurpark: Auszeichnung 2011).

 


Link www.prixlignum.ch