Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Zürich: Holz statt Plastik für Asylunterkünfte

Besser Holzwerkstoff als Kunststoff, wenn es nicht schnell brennen soll: Zu dieser Einsicht ist die Stadt Zürich vor Weihnachten beim Aufbau von Indoor-Shelters für ein Asyl-Übergangszentrum in einer Halle gelangt.

 

Holzwerkstoffhäuschen schaffen etwas Privatraum für Asylsuchende in Zürcher Messehalle

Prototyp der Wohneinheiten aus Holzwerkstoffplatten beim Probelauf in der alten Messehalle 9 in Zürich-Oerlikon.

Bild Stadt Zürich

 

 

Vor Weihnachten stand die Stadt Zürich vor einem veritablen Asyl-GAU: Ihr Übergangszentrum in der alten Messehalle 9 in Oerlikon hätte zur Eröffnung auf Neujahr mit Shelters aus Kunststoff bestückt werden sollen. Diese hätten für rund 250 Asylsuchende etwas Privatsphäre im offenen Raum der Halle geschaffen. Die Plastikhäuschen scheiterten jedoch hochkant an einem Brandtest der Zürcher Gebäudeversicherung.

 

Nach nur dreieinhalb Minuten war ein Shelter im Test weggebrannt, nachdem man darin ein Kopfkissen unter dem Bett in Brand gesetzt hatte. Eben erst aufgestellt, mussten die Plastik-Shelters deshalb schon vor Inbetriebnahme des Zentrums wieder abgebaut werden. Was mit den unterdessen wieder verpackten Kunststoff-Shelters geschehen soll, ist derzeit unklar.

 

Zürcher Oberländer Holzbaubetrieb sorgt für Ersatz

 

Glücklicherweise war im Handumdrehen ein Ersatz für die brandgefährlichen Shelters zur Stelle: Ad hoc entwickelte Ersatz-Wohneinheiten aus Grobspanplatten erfüllen die nötigen Voraussetzungen, insbesondere hinsichtlich Brandsicherheit.

 

Weil das beteiligte Zürcher Oberländer Holzbau-Unternehmen unter Hochdruck die nötigen Elemente erstellt hat – wofür ein Teil der Belegschaft auf die Weihnachtsferien verzichtete –, kann das Übergangszentrum für Asylsuchende mit 62 nigelnagelneuen Holz-Shelters wie geplant heute Montag den Betrieb aufnehmen.

 

Drei weitere Stadtzürcher Asylunterkünfte bis 2018

 

Die Nutzung der alten Messehalle 9 in Oerlikon als Übergangszentrum war notwendig geworden, weil der Kanton Zürich den Gemeinden ab Anfang Jahr deutlich mehr Asylsuchende zuweist. Mit der alten Messehalle als Zusatz zur Unterbringung in Wohnungen kann die Stadt Zürich ihr Kontingent erfüllen.

 

Aufgrund auslaufender Zwischennutzungen plant die Asylorganisation Zürich bis im Jahr 2018 drei weitere temporäre Wohnsiedlungen bzw. den Umzug einer bestehenden Wohnsiedlung aus Container-Modulen von Zürich-Leutschenbach weg. Die neuen Siedlungen sind an den Standorten Aubrugg in Schwamendingen, Hardhof in Altstetten und Dangelweg in Wollishofen vorgesehen.

 

Stadt Winterthur storniert Bestellung

 

Auch die Stadt Winterthur hat 14 derselben Plastik-Shelters wie Zürich bestellt, um 70 Asylsuchende in der leerstehenden Kirche Rosenberg unterzubringen. Die Kirchenpflege der reformierten Kirchgemeinde Veltheim hatte beschlossen, die Kirche der Stadt Winterthur im Sinne einer Zwischennutzung zu diesem Zweck zur Verfügung zu stellen.

 

Nach dem Zürcher Brandtest hat Winterthur die Shelter-Bestellung vor Weihnachten gemäss dem Winterthurer ‹Landboten› umgehend storniert. Die Stadt verfolgt aber das Konzept abgetrennter Wohneinheiten im Kirchenraum weiter und sucht dafür nun eine valable Alternative zu den brandgefährlichen Plastik-Häuschen.

 


Links www.stadt-zuerich.ch | http://stadt.winterthur.ch