Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Wie viele Waldbrände verhindern EU-Gelder wirklich?

Mehr als zwei Millionen Hektaren Wald sind in den letzten vier Jahren in der EU abgebrannt – obwohl zunehmend EU-Gelder verwendet werden, um Massnahmen zur Verhütung von Waldbränden zu finanzieren. Doch vor Ort werden diese Mittel nicht immer wirksam eingesetzt. So lautet das klare Fazit eines Berichts, der letzte Woche vom Europäischen Rechnungshof veröffentlicht wurde.

Allein in Deutschland sind im Hitzejahr 2018 bei 1708 Waldbränden 2349 ha Wald verbrannt. Im Bild ein Brand in der Nähe der Landstadt Lübtheen im Landkreis Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern.
Bild Jörg Schröder, Landesforst Mecklenburg‑Vorpommern

 

Die Prüfer stellen fest, dass EU-Hilfen zur Bekämpfung von Waldbränden nicht systematisch dort eingesetzt werden, wo der Bedarf und die Risiken am höchsten sind. Mitunter fehle auch eine langfristige Perspektive, die für greifbare Ergebnisse aber erforderlich sei. Dies sei von entscheidender Bedeutung, da Waldbrände in der EU in den letzten Jahren immer häufiger und verheerender geworden seien.

Wie viele EU-Gelder tatsächlich für die Bekämpfung von Waldbränden ausgegeben werden, ist den Prüfern zufolge indessen weitgehend unklar. Sicher sei jedoch, dass immer mehr Mittel für diesen Zweck zur Verfügung stünden – insbesondere im Rahmen des Corona-Aufbaufonds ARF. In den EU-Ländern sei ein Trend zur verstärkten Vorbeugung zu beobachten. Beispielsweise würden Brandschneisen angelegt und Vegetation gerodet.

Für Portugal etwa stellten die EU-Prüfer fest, dass der Anteil der Ausgaben für Präventionsmassnahmen zwischen 2017 und 2022 von 20% auf 61% gestiegen war. Auch in der Region Galicien im Nordwesten Spaniens entfalle der Löwenanteil des Budgets zur Waldbrandbekämpfung seit 2018 auf die Prävention. Dies seien ermutigende Anzeichen, da Experten diese Verlagerung des Schwerpunkts hin zur Vorbeugung als notwendig erachteten, um die Wahrscheinlichkeit und die Auswirkungen von Bränden zu reduzieren.


Jedes Jahr zweimal die Fläche Luxemburgs in Flammen

Trotzdem gebe es in den letzten Jahren immer mehr und zunehmend stärkere Waldbrände. Der Klimawandel spiele bei dieser Entwicklung zweifellos eine Rolle. Zwischen 2021 und 2024 sei es in der EU im Jahresdurchschnitt zu 1900 Waldbränden auf einer Fläche von mehr als 30 ha gekommen und damit zu dreimal so vielen Ereignissen wie noch zwischen 2006 und 2010. Somit sei auch das betroffene Gebiet erheblich grösser geworden. Es habe in den letzten vier Jahren im Jahresdurchschnitt mehr als 5250 km2 umfasst. Anders ausgedrückt: In der EU brennt jedes Jahr eine Fläche ab, die doppelt so gross ist wie Luxemburg.

‹Die Verstärkung der Präventivmassnahmen gegen Waldbrände ist sicher ein Schritt in die richtige Richtung›, sagt Nikolaos Milionis, der als Mitglied des Europäischen Rechnungshofs für den Bericht zuständig ist. ‹Um jedoch zu verhindern, dass die Wirkung der EU-Unterstützung sofort wieder verpufft, müssen die EU-Gelder so ausgegeben werden, dass bestmögliche und nachhaltige Ergebnisse erzielt werden.›

Laut den Prüfern konzentrieren sich die für eine EU-Förderung ausgewählten Projekte nicht immer auf jene Gebiete, in denen die grösste Wirkung zu erwarten ist. In einigen spanischen Regionen etwa sei das vorhandene Geld auf alle Provinzen verteilt worden – unabhängig von den jeweiligen Risiken und Bedürfnissen. Darüber hinaus wurden einige der finanzierten Massnahmen den Prüfern zufolge auf der Grundlage veralteter Informationen umgesetzt.


Obsolete Entscheidungsgrundlagen, unklare Wirkdauer

In Griechenland beispielsweise, wo die verbrannte Fläche 2023 mehr als dreimal so gross gewesen sei wie im Durchschnitt der Jahre 2006 bis 2022, sei die Liste der waldbrandgefährdeten Gebiete mehr als 45 Jahre alt. In Portugal stellten die Prüfer fest, dass ein teilweise überflutetes Gebiet vorrangig EU-Gelder zur Bekämpfung von Waldbränden erhalten sollte. Der Grund dafür sei die veraltete Gefahrenkarte gewesen, auf der nicht berücksichtigt gewesen sei, dass dort vor mehreren Jahren ein Staudamm gebaut worden war.

Insgesamt, so die Prüfer, sei es schwierig herauszufinden, welche Ergebnisse mit den EU-Mitteln zur Bekämpfung von Waldbränden in Europa tatsächlich erzielt würden. Dies sei nicht nur auf fehlende Daten, uneinheitliche Indikatoren oder eine mangelhafte Überwachung zurückzuführen, sondern liege auch daran, dass die Nachhaltigkeit der finanzierten Projekte nicht immer sichergestellt werde – insbesondere bei einer Finanzierung aus dem Corona-Aufbaufonds.

Zwar seien in grossem Umfang Einzelfinanzierungen aus diesem Fonds bereitgestellt worden, so etwa EUR 470 Mio. in Griechenland für Präventivmassnahmen und EUR 390 Mio. in Portugal, doch sei nicht sicher, dass in diesen Ländern Mittel aus EU- oder nationalen Quellen zur Verfügung stünden, um langfristig für die Wirksamkeit der Vorbeugemassnahmen zu sorgen. Die Prüfer gelangen daher zu dem Schluss, dass deren Effekt möglicherweise nur drei oder vier Jahre lang anhalten werde.


Link eca.europa.eu