Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Wald und Landwirtschaft: Versuch einer Annäherung in Delémont

Der Schweizerische Forstverein SFV versammelte sich vergangene Woche im Jura zu seiner 171. Jahresversammlung. Ein Seminar ermöglichte es den 107 teilnehmenden Waldfachleuten, die bestehenden Reibungsflächen zwischen Land- und Forstwirtschaft vertieft zu analysieren.

 

Vier Standpunkte in Delémont


Die Referenten Michel Darbellay, Max Binder, Bernard Lehmann und Jean
Bruno Wettstein

(von links nach rechts).

Bild Barbara Allgaier Leuch



Wo liegen die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Wald- und Landwirtschaft, zwischen Förster und Landwirt? Vier ausgewiesene Kenner der Szene arbeiteten anlässlich des SFV-Seminars vom vergangenen Donnerstag zentrale Elemente heraus.

 

Prof. Dr. Bernard Lehmann, Direktor des Bundesamts für Landwirtschaft, eröffnete den Anwesenden mit seinem Referat den Zugang zur Landwirtschaftsthematik und führte ihnen die grundlegenden Unterschiede zwischen dem Forst- und dem Landwirtschaftssektor vor Augen.

 

Michel Darbellay, Direktor der jurassischen Landwirtschaftskammer, knüpfte unmittelbar daran an und ging auf die Unterschiede im Schutzstatus, in den Pflichten und in der Bewirtschaftung am Beispiel der Waldränder ein. Angesichts des Drucks auf die Landwirtschaftsflächen wünscht sich Darbellay einen stärkeren Schutz der Fruchtfolgeflächen sowie eine Lockerung des Walderhaltungsgebots in bestimmten Fällen.

 

Gemeinsamkeit im Schutz-Anliegen

 

Dem entgegnete Nationalrat Max Binder, diplomierter Meisterlandwirt und Präsident von Waldwirtschaft Schweiz, entschieden: Unter dem zunehmenden Nutzungsdruck dürften Land- und Forstwirtschaft nicht gegeneinander ausgespielt werden.

 

Als klarer Verfechter des Waldflächenschutzes rät Binder, dass sich beide Sektoren gemeinsam für den Schutz sowohl der Landwirtschafts- als auch der Waldfläche einsetzen. Dieses gemeinsame Anliegen dürfe allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass zwischen Land- und Forstwirtschaft derart grosse Unterschiede bestünden, dass eine ‹Verheiratung› der beiden Sektoren keinen Sinn mache.

 

Das Referat von Jean-Bruno Wettstein, Ingenieur-Agronom ETHZ aus Ste-Croix, war den Wytweiden im Jurabogen gewidmet. Er ermunterte die Anwesenden, dafür integrierte Bewirtschaftungspläne zu erarbeiten, unter denen die Betroffenen beider Sektoren zusammen die Bewirtschaftung definieren. Weiter rät Wettstein, den Alpkataster zu aktualisieren, um auch auf nationaler Ebene über eine Planungsgrundlage zu verfügen.

 

Mitgliederversammlung wählt neues Ehrenmitglied

 

Für seine Verdienste um den Verein verlieh die Mitgliederversammlung dem früheren Geschäftsführer Fredy Nipkow die Ehrenmitgliedschaft. Als Ersatz für Barbara Allgaier Leuch wählte die Mitgliederversammlung Annina Sorg in den Vorstand. Annina Sorg ist dipl. Forsting. ETH und seit diesem Jahr beim Ingenieurbüro Impuls AG Thun im Bereich Naturgefahren tätig.

 

Die Exkursionen vom Freitag, die der Forstdienst des gastgebenden Kantons Jura organisierte, ermöglichten es den Teilnehmenden nicht nur, das Seminarthema zu vertiefen, sondern auch, die Schönheiten des Kantons zu entdecken.

 

Zum Abschluss der diesjährigen Jahresversammlung wartete der gastgebende Kanton Jura zudem mit einer Überraschung auf, indem er die Teilnehmer in einer nostalgischen Bahnkomposition vom Bahndepot zum Bahnhof Delémont zurückfahren liess.

 


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