Lignum Holzwirtschaft Schweiz

‹Von 10% auf 50% Solarstrom – jetzt geht es erst richtig los›

Die Schweizer Solarbranche war an der 22. Schweizer Fotovoltaik-Tagung in Lausanne in Aufbruchstimmung: Bereits mehr als 10% des Schweizer Jahres-Strombedarfs stammen aus Solaranlagen. Doch es braucht künftig mehr. Im Zentrum der Tagung stand die Frage, wie eine fünfmal höhere Solarstromproduktion innerhalb der nächsten zehn Jahre erreicht werden kann. Die Branche ist bereit; das Stromgesetz schafft die nötigen politischen Rahmenbedingungen.

Auch dieses Jahr wieder stiess die Fotovoltaik-Tagung mit über 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern auf enormes Interesse. Der Vorsteher des Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation, Bundesrat Albert Rösti, begrüsste die versammelte Solarbranche in Lausanne. Er erinnerte an die besonderen Chancen zur Gewinnung von Solarstrom im Gebäudebereich: ‹Das grösste Potential bei den Erneuerbaren hat die Fotovoltaik auf Gebäuden; sie wächst am schnellsten und ist am günstigsten.›
Bild Swissolar

 

Vor 13 Jahren, an der Fotovoltaik-Tagung 2011, postulierte der Fachverband für Sonnenenergie Swissolar ein Ziel von 10% Solarstrom bis 2025, was damals als blanke Utopie abgetan wurde. Das ehrgeizige Ziel wird nun bereits 2024 mit einer voraussichtlichen Jahresproduktion von 6,2 TWh überschritten.

Die Produktion im nächsten Winterhalbjahr dürfte gemäss Swissolar bei rund 2 TWh liegen, was der Hälfte des durchschnittlichen Stromimportbedarfs der vergangenen Jahre entspricht. Fotovoltaik trägt somit bereits heute in Kombination mit der Wasserkraft massgeblich zur Versorgungssicherheit im Winter bei. 
 

Auf dem Weg zu 50% Solarstrom

Gemäss Stromgesetz soll die jährliche Stromproduktion aus neuen erneuerbaren Energien im Jahr 2035 bei 35 TWh und im Jahr 2050 bei 45 TWh liegen. Auch wenn bisher keine Teilziele für die einzelnen Technologien festgelegt sind, so ist doch klar, dass Solarstrom den grössten Beitrag leisten muss. Aus Sicht von Swissolar wird 2050 die Hälfte des Schweizer Stroms aus einheimischen Solaranlagen stammen. Bereits bis 2035 soll die Solarstromproduktion um den Faktor fünf gegenüber heute gesteigert werden.

Angesichts der anspruchsvollen Ausbauziele ist klar, dass alle geeigneten Potentiale zu nutzen sind: Dächer und Fassaden stehen wegen ihrer Nähe zum Verbrauch weiterhin im Zentrum. Es braucht aber unbedingt auch Anlagen auf Infrastrukturen wie Lärmschutzwänden oder Parkplatzüberdachungen, Agri-Fotovoltaik sowie alpine Grossanlagen.

Beim Thema ‹Solarexpress› hat sich in der Schweiz nach wiederholten Absagen an alpine Projekte eine gewisse Ernüchterung breitgemacht. Diese ist aber nur zum Teil gerechtfertigt, wie der Zürcher ‹Tages-Anzeiger› kürzlich gestützt auf eine AEE-Umfrage darlegte: Von 35 geplanten Projekten wurden 22 von den Gemeinden angenommen, nur acht wurden abgelehnt. Fünf Projekte wurden aufgegeben, bevor es zu einer Abstimmung kam.


Viel Interesse für lokale Elektrizitätsgemeinschaften

Eine ganze Session der Tagung widmete sich dem im Stromgesetz vorgesehenen neuen Instrument der lokalen Elektrizitätsgemeinschaften (LEG). Damit wird es möglich, Stromproduktion und -verbrauch auf Quartier- oder Gemeindeebene intelligent aufeinander abzustimmen, wodurch der Bedarf an Netzausbauten minimiert werden kann.

Ähnliche Instrumente haben sich in Nachbarländern bereits bewährt. Die Solarbranche verspricht sich von der Einführung des Instruments einen Innovationsschub und einen starken Anreiz für grosse Fotovoltaikanlagen sowie die Elektromobilität. 
 

Weitere Neuerungen schaffen Solar-Chancen

Das am 9. Juni zur Abstimmung kommende Stromgesetz stellt darüber hinaus einige weitere wichtige Weichen zugunsten der Solarenergie. So sollen dezentrale Stromspeicher mit und ohne Endverbrauch vom Netzentgelt befreit werden. Dies wird die intelligente Integration von stationären Batteriespeichern und Elektroauto-Batterien in das Energiesystem deutlich beschleunigen.

Eine Mindest-Abnahmevergütung führt zu einer einheitlichen Regelung in der ganzen Schweiz; die Kosten für Netzverstärkungen und Anschlussleitungen werden auf nationaler Ebene verteilt. Ausserdem soll  eine gleitende Marktprämie für Anlagen ab 150 kW eingeführt werden. Kleinanlagen erhalten weiterhin die bewährten Investitionsbeiträge. 


Link www.swissolar.ch