Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Vierte Holz-Wildtierüberführung über eine Autobahn im Bau

Im Norden der Gemeinde Koppigen baut das Bundesamt für Strassen ASTRA eine Wildtierüberführung, welche die Autobahn und die Kantonsstrasse überquert. Während rund zwei Wochen werden derzeit in Nachtarbeit 50 mächtige Holzträger über der Autobahn eingehoben. Gefertigt wurden sie bei Roth in Burgdorf aus Schweizer Holz. Die Ostermundiger Beer Holzbau ist mit ihrer Montage betraut.

Bis am 4. Juli werden die Holzträger in Nachtarbeit über der Autobahn eingehoben. Anschliessend werden die Böschungen auf beiden Seiten erstellt und die Überführung naturnah gestaltet, damit die Wildtiere die Autobahn in einem gewohnten Umfeld überqueren können. Die Plattform J war mit einem Kamerateam vor Ort und hat die angelaufenen Holzbauarbeiten beobachtet. Ins Bild klicken, um zum Video zu gelangen.
Still Plattform J

 

Im Norden der Gemeinde Koppigen erstellt das Bundesamt für Strassen ASTRA zurzeit eine neue Wildtierüberführung, welche die Autobahn A1 sowie die Kantonsstrasse Koppigen–Recherswil überquert. Die A1 bei Koppigen unterbricht die beiden Wildtierkorridore BE 8 und SO 3. Diese verbinden die Lebensräume Jura und Voralpen miteinander. Die Wildtierüberführung wird gebaut, damit sich Tiere wie Wildschweine, Rothirsche oder Baummarder wieder frei bewegen können.

Die Wildtierüberführung wird als Holzkonstruktion mit Betonfundamenten erstellt. Sie wird auf zwei Widerlagern an den beiden Enden sowie einer Mittelabstützung zwischen der Autobahn und der Kantonsstrasse abgestützt. In der Nacht vom letzten Sonntag auf Montag dieser Woche hat die Einhebung der Holzträger begonnen. Dafür wird die Autobahn jeweils nachts gesperrt. Pro Nacht werden bis zu sieben Holzträger mit einer Spannweite von 37 m und einem Gewicht von 17,5 Tonnen eingehoben. So werden während zwei Wochen 50 Holzträger montiert.


Klimaschonender Baustoff Schweizer Holz

Susanne Bachmann, Projektleiterin bei der zuständigen Infrastrukturfiliale Thun des ASTRA, sagt dazu: ‹Der Zeitplan ist eng getaktet. Pro Holzträger stehen uns knapp 40 Minuten zur Verfügung, damit wir die Autobahn um fünf Uhr früh wieder öffnen können.› Ein so schneller Einbau ist möglich, weil das ASTRA für diese Wildtierüberführung auf den Baustoff Holz setzt, denn eine Holzkonstruktion lässt sich deutlich schneller einbauen als eine Betonkonstruktion.

Die Verwendung des klimaschonenden Baustoffs Holz unterstützt überdies das Engagement des ASTRA für eine nachhaltige Entwicklung. Für die Holzkonstruktion werden rund 2500 m3 Schweizer Holz verwendet. Diese Menge wächst im Schweizer Wald in zwei Stunden wieder nach. Insbesondere bei Wildtierüberführungen setzt das ASTRA vermehrt auf den Baustoff Holz.


Dekarbonisierungsstrategie des Bundes

Mit der Annahme der Motion 21.3293 von Ständerat und Lignum-Präsident Jakob Stark im Jahr 2021 wurde der Bundesrat beauftragt, in Zusammenarbeit mit den Hochschulen und den einschlägigen Normenkommissionen Möglichkeiten zur Dekarbonisierung des Infrastrukturbaus zu erforschen. Insbesondere sollte geprüft werden, wie sich Stahlbeton durch CO2-speichernde Materialien wie Holz ergänzen oder ersetzen lässt.

Der Bundesrat hat im Dezember 2024 eine entsprechende Strategie genehmigt. Sie basiert auf drei technischen Berichten der Berner Fachhochschule und zeigt Wege auf, um die CO2-Bilanz derartiger Bauten mit Fokus auf den Einsatz von Holz zu verbessern. Der Bundesrat erfüllt damit die obengenannte Motion. Die Strategie wird als Massnahme in die neue Integrale Wald- und Holzstrategie 2050 des Bundes aufgenommen.


Einsatzgebiete von Holz im Infrastrukturbau

Holz eignet sich im Infrastrukturbau insbesondere für Lärmschutzwände, Veloverkehrs-Infrastrukturen wie Unterführungen und Brücken sowie Wildtierbrücken. In der Schweiz gibt es mehr als 300 Wildtierkorridore von überregionaler Bedeutung. Viele dieser Korridore sind durch Verkehrswege unterbrochen, am einschneidendsten durch Autobahnen.

Mit dem Bau von Wildtierquerungen setzt sich das Bundesamt für Strassen ASTRA für ein möglichst umweltverträgliches Nationalstrassennetz ein. Bislang sind vier derartige Querungen im Holzbau entstanden: Rynetel (2020), Neuenkirch (2021), Mühleberg (2023) und Koppigen. Hinter dem laufenden Projekt Koppigen stehen die Ingenieurgemeinschaft Rothpletz, Lienhard + Cie AG Bauingenieure & Bauunternehmung, Pini Group und Pirmin Jung Schweiz AG. Das Tragwerk für die Querung wurde in gemeinschaftlicher Planung erarbeitet. 


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