Langlebige Fassade aus dem Schweizer Wald
Links: Hansbeat Reusser, Präsident der Lignum Zürich (links), übergibt an der Freilager-Begehung vom 24. Oktober die Auszeichnung der Fassade mit dem Herkunftszeichen Schweizer Holz an Freilager-CEO Jean-Claude Maissen (rechts). Rechts: Rund 70 Personen folgten der Einladung der Lignum Zürich, die drei sechsgeschossigen Holz-Langhäuser auf dem Zürcher Freilager-Areal in Augenschein zu nehmen und sich über deren Entstehung im Detail informieren zu lassen.
Bilder Michael Meuter, Zürich
Die mittlerweile fast fertig bezogene Überbauung auf dem 70500 m2 grossen Freilager-Areal in Zürich-Albisrieden ist mit 800 Mietwohnungen und 200 Zimmern für Studenten eines der grössten aktuellen Wohnbauprojekte auf dem Gebiet der Stadt Zürich. Den Weg dafür hatten die im Jahr 2008 von der Stadtzürcher Stimmbevölkerung mit grosser Mehrheit angenommene Umzonung und der 2010 vom Stadtrat genehmigte Gestaltungsplan bereitet.
Jean-Claude Maissen, CEO der Bauherrin Zürcher Freilager AG, der Berner Architekt Rolf Mühlethaler und der Thuner Holzbauingenieur Daniel Indermühle zeigten am gutbesuchten Feierabendanlass der Lgnum Zürich vom 24. Oktober in spannenden Vorträgen spezifische Aspekte ihres Beitrags zum Gebäudeensemble auf. Zimmermeister und Architekt Roland Bernath, Vorstandsmitglied der Lignum Zürich, hakte nach jedem Vortrag in erhellender Weise bei den Referenten nach, womit insgesamt ein sehr detailreiches Bild des Projekts entstand.
Weisstanne im dunklen Look
142 m3 Weisstanne aus dem Emmental sind es, die auf dem 2000-Watt-Areal des Freilagers in die Fassade der Holz-Langhäuser geflossen sind. Das druckimprägnierte Holz mit zehnjähriger Systemgarantie für die Fassade tritt dem Besucher in einem satten Dunkelbraun entgegen. Auch dem konstruktiven Holzschutz wurde in der Fassade der Langhäuser viel Aufmerksamkeit gewidmet.
Das Baumaterial Holz ist im städtischen Raum bei modernen Gebäuden eher selten aussen sichtbar. Manche scheinen es nicht für urban genug zu halten. Doch Architekt Rolf Mühlethaler zeigte sich überzeugt, dass sichtbares Holz auch im Baugeflecht der Städte durchaus seine Berechtigung habe – allein schon aus historischen Gründen, finde sich das Baumaterial doch in allen erhalten gebliebenen alten Stadtkernen.
Erinnerung an frühere Bebauung
In den drei von Renggli AG (Sursee/Schötz) erstellten Holz-Langhäusern des Freilager-Areals steckt aber noch viel mehr Holz: Insgesamt sind darin 1300 m3 Konstruktionsholz für die drei Volumen verbaut worden, die insgesamt 187 Wohnungen bieten. Abgesehen von den Erschliessungskernen, die betoniert wurden, bestehen sie vom Erdgeschoss bis zum Dach aus vorfabrizierten Holzelementen. Die Bauten sind nach einem strengen Raster von 3,35 m aufgebaut. Für die Firma Renggli war es der bislang grösste Auftrag der Firmengeschichte.
Das Material Holz hat Architekt Rolf Mühlethaler aufgrund des früheren Gebäudebestandes auf dem Zollfreilager-Areal ins Spiel gebracht. Die neuen Langhäuser sind gleichsam ein Nachhall der langgezogenen, zweigeschossigen Holzbauten mit schönen Dachkonstruktionen, die über viele Jahrzehnte der Warenlagerung dienten. Vom Altbestand auf dem Gelände blieben nur zwei Massivbauten, die wiederum massiv aufgestockt wurden.