Von der Forschung zur Praxis
In Laufenburg erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des diesjährigen SAH-Statusseminars zum Abschluss der Tagung interessante Einblicke in die Firma Erne Holzbau AG.
Bild Andreas Hurst, Biel | SAH
Zwei Beiträge aus dem Institut für Baustoffe der ETH Zürich und aus der Holzabteilung der Empa St. Gallen zeigten auf, wie durch kontrollierten Einsatz von holzzerstörenden Pilzen (Physisporinus vitreus) die innere Struktur von Holz so zu beeinflussen ist, dass es zum Beispiel Imprägnierungsmittel besser aufnehmen kann oder sich seine akustischen Eigenschaften deutlich optimieren lassen.
Mit dem Thema Holzschweissen setzen sich Forschende der Berner Fachhochschule Architektur, Holz und Bau, Biel, und der Universität Nancy, Epinal (F) auseinander. Die Untersuchungen betreffen die Holzarten Buche und Fichte. Sie führen die vordem getätigten kleinmassstäblichen Arbeiten weiter und befassen sich mit Holzquerschnitten, die sich den industriell üblichen Dimensionen nähern.
Holzphysik
Für das Feuchte- und Wärmeverhalten in unterschiedlichen Wandelementen interessiert sich das Institut für Baustoffe (Holzphysik) der ETH Zürich. Die Tests fanden am Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP in Holzkirchen statt. Untersucht wurden Konstruktionen mit Massivholz, Holzrahmen und Brettstapeln sowie geschlitzte Holzkonstruktionen und solche mit Dämmstein. Auch bei hoher Luftfeuchtigkeit und hohen Temperaturen wurde die kritische Grenze von 20% Holzfeuchte nicht erreicht.
Mehr zu wissen über das von seiner Feuchte abhängige Verhalten von Buchenholz unter Zug- und Druckbelastung ist das Ziel einer weiteren Untersuchung am Institut für Baustoffe (Holzphysik) der ETH Zürich. Dies macht Sinn, denn im Blick auf das in beträchtlichen Mengen nachwachsende Buchenholz ist es für eine künftige vermehrte Anwendung in der Konstruktion wesentlich, das Verhalten dieser Laubholzart gut zu kennen.
Konstruktion
Zwei Themen der Baukonstruktion stammten aus der Forschung und der Baupraxis. Die neue Holzbau AG Lungern beschäftigt sich bereits seit mehr als zehn Jahren mit Weiterentwicklungen von Verbindungen und neuen Produkten im Ingenieurholzbau. Bereits bestehen praktische Erfahrungen mit Brettschichtholz aus Laubhölzern.
Um diesen Hochleistungsbaustoff zu noch besseren Werten für die statische Belastung zu bringen, wurden Versuche mit Zusatzbewehrungen für Zug- und Druckkräfte aus Stahl im Grossmassstab unternommen. Die Resultate aus den ersten Tests erweisen sich als viel versprechend. Mit weiteren Untersuchungen soll diese Methode für eine wirksame Verstärkung weiterentwickelt werden.
Eine Arbeit aus der Holzabteilung der Empa Dübendorf und der ETH Zürich (IBK) befasst sich mit dem Verhalten von Ausklinkungen bei Tragbalken aus Holz. Die durch die technisch bedingte Schwächung auftretenden Spannungen lassen sich mit unterschiedlichen Massnahmen reduzieren: innen oder aussen liegende konstruktive Verstärkungen, eingeklebte Stahlstangen oder im kritischen Bereich aussen aufgebrachte, faserverstärkte Kunststoffe. Ziel dieser Arbeit ist es, ein duktiles Verhalten der Träger zu erzeugen.
Holzbau und Umwelt
Das Stichwort Klimaerwärmung und die angestrebte Reduktion des Ausstosses von CO2 kann auch die Baubranche nicht gleichgültig lassen. Gefragt sind dabei umfassende Betrachtungen, die den ganzen Lebenszyklus von Gebäuden erfassen. Eine Studie der Lignum schafft neue Grundlagen, um langfristig die Ziele einer ökologischen, ökonomischen und funktionalen Architektur zu erreichen.
Leichtbau, und damit der Holzbau, dürfte gemäss Experten eine wichtige Voraussetzung für Nachhaltigkeit werden. Dazu kommen weitere Problemfelder, deren Lösung drängt. Zum Beispiel beträgt der Anteil an rezyklierfähigen Teilen bei Automobilen 90%, beim Bau liegt dieser Wert bei lediglich bei 4%. Die Lignum plant, in Publikationen der Reihe Lignatec in umfassender Weise und praxistauglicher Form auf die Themen Energieeffizienz und CO2 im Bauwesen einzugehen.
Die am Statusseminar präsentierten Arbeiten werden im Sommer im Bulletin 1 / 2011 ‹Holzforschung Schweiz› der SAH publiziert. Dieses zweimal jährlich erscheinende Bulletin geht kostenlos an die Mitglieder der SAH und kann auch abonniert werden.
Link www.holzforschung.ch