Tiefe Zinsen wecken Wohnbau-Hoffnungen

Die kontinuierliche Wohnungsknappheit, die sich in niedrigen Angebotsquoten und rekordverdächtig kurzen Insertionsdauern widerspiegelt, lässt die Mieten bis auf weiteres stark steigen. Dies hat zur Folge, dass die Bevölkerung im bestehenden Wohnungspark immer näher zusammenrückt. Im Bild die Anzahl Wohnungen in Neubau-Baugesuchen relativ zum Wohnungsbestand und zur ständigen Wohnbevölkerung.
Grafik Raiffeisen | Quellen BFS, Infopro Digital, Raiffeisen Economic Research
Seit einigen Quartalen verfestigen sich aber die Anzeichen, dass vermehrt Wohnungen geplant werden. 2024 wurden in Baugesuchen insgesamt 3400 mehr Wohnungen registriert als im Vorjahr (+7%). Das Volumen der dadurch erwarteten Ausweitung des Wohnungsbestandes dürfte aber gemäss den Immobilienmarktexperten von Raiffeisen Schweiz nicht ausreichen, um die hohe Nachfrage nach Wohnraum zu befriedigen und die herrschende Wohnraumknappheit massgeblich zu lindern.
Die Rückkehr des Tiefzinsniveaus lässt jedoch auf weitere bauseitige Impulse hoffen. Denn die sinkenden Zinsen erhöhen die Attraktivität von Neubauprojekten. ‹Ob allerdings selbst unter Negativzinsen die hohen Bauniveaus der Vergangenheit wieder erreicht werden können, ist fraglich, dämpfen doch regulatorische Hürden und nur sehr begrenzt verfügbares Bauland unverändert das Potential›, meint Fredy Hasenmaile, Chefökonom von Raiffeisen Schweiz.
Anreize stimulieren Eigentumsnachfrage
Nach einer kurzen Abkühlungsphase steigt am Eigenheimmarkt die Dynamik bereits wieder spürbar an. Die zinsbedingt wachsende finanzielle Attraktivität von Wohneigentum gegenüber dem Wohnen zur Miete lässt die Eigentumsnachfrage kräftig steigen. Bei einer weiteren Senkung des Leitzinses dürfte sich mit einer Geldmarkthypothek bald ein Kostenvorteil gegenüber einer Mietwohnung von rund einem Drittel ergeben.
Auf dem Eigenheimmarkt kommt es folglich wieder zu deutlich mehr Handänderungen, und das Wachstum des Hypothekarvolumens legt markant zu. Parallel dazu zieht auch die Preisdynamik kräftig an. Stockwerkeigentum ist innert Jahresfrist um 3,5% teurer geworden, die Einfamilienhauspreise haben sogar um 5% zugelegt. ‹Trotz hoher Immobilienpreise gelingt es kaufwilligen Haushalten, das notwendige Eigenkapital aufzubringen, etwa durch Erbvorbezüge oder einen Rückgriff auf Vorsorgegelder. Es ist daher zu erwarten, dass die hohe Preisdynamik weiter anhält›, prognostiziert Hasenmaile.
Link Studie Immobilien Schweiz 2Q 2025 (PDF, 1.4 MB)