Tessiner Holzbau heute

Oben: Die Gebäude des Agroscope in Cadenazzo (Architektur: Viscardi Zochetti SA, Lugano, 2016) erfüllen höchste Anforderungen bezüglich Energieverbrauch und Umweltschutz. Unten: Der Kindergarten in Carona (Lugano, Architektur: Volpatohatz AG, Birsfelden) weist einen L-förmigen Grundriss auf und ist für 25 Bambini angelegt.
Bilder Agroscope (oben) | Luciano Bignotti (unten)
Der Tagungsband zum Fortbildungskurs S-WIN 2017 in Mendrisio ist bei Lignum in Zürich online zu bestellen (CHF 80.– für Nichtmitglieder S-WIN, CHF 64.– für Mitglieder)
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Der an der Accademia di architettura durchgeführte Fortbildungskurs von S-WIN wurde von über 120 Fachleuten aus Architektur- und Ingenieurbüros sowie aus Unternehmen besucht. Eine Ausstellung umrahmte den Anlass. Mit den Kursen in Weinfelden, Yverdon und nun auch Mendrisio deckt S-WIN die drei grossen Sprachregionen des Landes ab und erbringt so eine vorbildliche Leistung in der Vermittlung von wissenschaftsbasierten Erkenntnissen im Bereich Holzbau.
Holzbau technisch an der Spitze
Präzise Planung und Ausführung der vorgefertigten Teile machen den Holzbau zum Vorreiter der raschen und sauberen Montagebauweise. Der nachwachsende Rohstoff aus dem Wald führt zur modernen Vorfertigung im Werk. Tagungsleiter Andrea Bernasconi, Dozent an der heig-vd (Yverdon) und am Supsi in Lugano, vertiefte diese Aussagen und zeigte anhand von Baubeispielen, wie im Holzhausbau Technologie und Materialien zusammenspielen und diesen heute in vielfältige Möglichkeiten von Produkten und Systemen bis hin zum Hybridbau prägen.
Dies seien neue bauliche Möglichkeiten nicht allein für den Wohnbau, betonte Bernasconi, sondern ebenso etwa für Dienstleistungsgebäude oder Bauten für Gewerbe und Unterricht. Mit den Mitteln des heutigen Holzbaus können Ingenieure und Architekten sowohl Bauwerke im strengen Raster als auch mit freien Formen planen und realisieren. Die Verarbeitung und Montage der Elemente im Werk mit numerisch gesteuerten Maschinen und Werkzeugen führt zu präziser Vorfertigung und erlaubt eine effiziente Montage auf der Baustelle.
Die öffentliche Hand als Vorbild
Mehr als alles andere sind es die erfolgreich geplanten und ausgeführten Architekturen der Gemeinden und Städte, die dauerhaft, überzeugend und beispielgebend vom Holzbau als kluger Konstruktionsweise künden. Die am Anlass präsentierten Beispiele der Stadt Lugano und auch die übrigen vorgestellten Bauwerke zeigten einen repräsentativen Querschnitt dieser Erfolgsgeschichte des Holzbaus, die auch in einer eher vom Massivbau geprägten Region fortschreitet.
So etwa listete Cristina Zanini Barzaghi (Vorsteherin des Departements Hochbau, Stadtverwaltung Lugano) allein neun neuere Realisierungen mit Holz auf, die in den letzten Jahren im Auftrag der Stadt Lugano realisiert wurden: Schulbauten, Kindergärten, eine öffentliche Badeanlage, eine mit Holz betriebene Fernheizanlage und auch Gehwege aus Kastanienholz für eine Parkanlage in Cassarate.
Sie unterstrich, dass die Wahl von Holz als Baustoff frühzeitig in die Projektierung einfliessen müsse und dass sich die Architekturbüros mit Vorteil von Spezialisten beraten und begleiten liessen, um zu guten und dauerhaften Lösungen zu gelangen. Der so investierte Aufwand mache sich durch klare Bauprozesse und perfektionierte Bauqualität mehr als bezahlt.
Überzeugende Bauwerke als Botschafter für Holz
Die am Anlass vorgestellten Bauwerke aus dem Kanton Tessin und der Grenzregion Italien brillierten nicht mit gesuchten architektonischen Formgebungen. Sie zeigten vielmehr, wie mit Holz allein und in Kombination mit massiven Bauteilen nützliche und auch gestalterisch ansprechende Architektur zu schaffen ist, die zudem durch ökologische Qualität zu überzeugen vermag.
Eine grosse Schulanlage in Mailand (Nuovo Polo Scolastico Cernusco sul Naviglio), präsentiert von Architekt Lorenzo Consalez (Consalez Rossi, Mailand), basiert auf streng modular geplanten Strukturen, die dennoch eine freie Gestaltung der Volumen gestatten. Insbesondere dann, wenn wie hier, neuartige Fibrozementplatten auf der Basis von Holz die farbig gestalteten Fassaden prägen.
Kindergarten und Bürobau
Einen Kindergarten, allerdings in weit kleinerem Massstab, präsentierte Architekt Marco Volpato (Volpatohatz AG, Birsfelden). Der kleine Holzbau in Carona (Lugano) weist einen L-förmigen Grundriss auf und ist auf 25 Kinder ausgelegt. Streifenfundamente tragen die vollständig vorgefertigte Holzkonstruktion (Fichte/Tanne).
Diese konnte nicht vollständig über die engen Strassen transportiert werden und musste deshalb elementweise mittels Helikopter zum Bauplatz gebracht werden. Das Bauwerk wurde 2010 innert sechs Monaten und im Rahmen der vorgesehenen Baukosten von rund CHF 1,4 Mio. fertiggestellt.
Einfacher gestaltete sich der Bau des Agroscope in Cadenazzo, dem Sitz der Eidgenössischen Landwirtschaftsforschung auf der Alpensüdseite. Es handelt sich um einen Ersatzneubau für die von 1970 stammenden Anlage. Architekt Luca Viscardi (Lugano) erläuterte das Projekt für den zweigeschossigen Bau mit seinem rechteckigen Grundriss von 50 m Länge und 15 m Breite.
Link www.s-win.ch