Prix Lignum MITTE | Von der Halle bis zum filigranen Möbel

Preisträger Prix Lignum 2018 – Region Mitte
Oben: 1. Rang (nationale Wertung: Sonderpreis Schweizer Holz) – Produktionshalle BLS, Bönigen, 2017. Bauherrschaft: BLS Netz AG, Bern; Architektur: Schwaar & Partner AG, Bern; Holzbau: Brawand Zimmerei AG, Grindelwald; Holzbauingenieure: Indermühle Bauingenieure GmbH, Thun; Fassade: Bauimpuls AG, Heimberg.
Unten links: 2. Rang – Ersatzneubauten Mehrfamilienhaus, Ferdinand-Hodler-Weg, Thun, 2016. Bauherrschaft: privat; Architektur: Bart & Buchhofer Architekten AG, Biel; Holzbau: schaerholzbau ag, Altbüron.
Unten rechts: 3. Rang – Möbelkollektion Lorraine, 2016. Design: Freiluft, Bern; Hersteller: Schreinereiwerkstatt der Zürcher Eingliederung; Vertrieb: Kitaland, Rubigen.
Bilder Thomas Telley/Prix Lignum 2018 (oben) | Christian Helmle/Prix Lignum 2018 (Mitte) | David Aebi/Prix Lignum 2018 (unten)
Mit dem ersten Rang der Region Mitte würdigt die Jury die neue Produktionshalle der BLS in Bönigen, bei welcher die Bauherrschaft in so grossem Massstab und derartiger Konsequenz auf Holz setzte, dass die Besucher ehrfürchtig den Blick nach oben heben. Die Halle misst 25 auf 58 m. Wuchtige Holzpfeiler ragen 14 m auf und stützen ein Zwischengeschoss und das Dach. Alles, was trägt, ist aus Holz, selbst die Konsolen und die Balken, auf denen die Kräne durch die Halle rollen.
Das einfache, aber durchdachte Tragwerk wirkt trotz der schweren Lasten elegant. Die Brettschichtholzträger sind gekonnt im Raum angeordnet und vermitteln den Eindruck von Sicherheit und Ruhe. Die Konstruktion ist optimal auf die Bedürfnisse abgestimmt. So sind die stark belasteten Kranbahnen aus Laubholz und die Zwischendecken, die 800 kg pro Quadratmeter aufnehmen, ein Holz-Beton-Verbund.
‹Kathedrale der Arbeit›
Die Halle spielt die Vorteile von Holz eindrücklich aus. Die Konstruktion verkürzt dank der Vorfertigung die Bauzeit, sie ermöglicht grosse Spannweiten für hohe Lasten, sie ist wirtschaftlich, und sie stützt eine regionale Ökonomie, indem zum grössten Teil einheimisches Holz eingesetzt wurde. Hinzu kommt eine unprätentiöse, aber sorgfältige Architektur, die für eine Werkhalle angemessen ist.
Das Resultat ist in den Augen der Jury eine ‹Kathedrale der Arbeit›, die den modernen Holzbau zelebriert und Nachahmer motiviert: Tragt weit mit Holz und zeigt es her. Aus gutem Grund findet sich das Projekt deshalb auf nationaler Ebene unter den Trägern des Sonderpreises ‹Schweizer Holz›. Dieser hebt Objekte hervor, welche den naheliegenden Rohstoff aus unseren hiesigen Wäldern in besonderem Masse und in herausragender Weise einsetzen.
Zweiter Rang für neue Wohnqualität von Holz
Den zweiten Rang der Region Mitte verleiht die Jury dem Ersatzneubau Mehrfamilienhaus am Ferdinand-Hodler-Weg in Thun. Der Architekt ersetzte das Häuschen seines Grossvaters durch ein Mehrfamilienhaus. Wo vorher eine Familie wohnte, gibt es nun vier Dreieinhalb-Zimmer-Wohnungen. Über dem niedrigen Betonsockel ist das Haus konsequent in Holz ausgeführt.
Zwischen dem Sockel und dem breiten Holzstreifen am Dachrand betont die vorpatinierte Holzschalung die Vertikale. Das Volumen ist fein gestaffelt. Vor- und Rücksprünge lassen das Haus kleiner erscheinen und sorgen für mehr Privatsphäre: Die Loggien der Wohnungen sitzen an den Enden des Winkels und finden dank der Holzlamellen Halt.
Unaufdringliches Möbelprogramm auf dem dritten Rang
Die Möbelkollektion Lorraine in der gleichnamigen Kindertagesstätte ehrt die Jury mit dem 3. Rang der Region Mitte. Von der Stadt Bern erhielten die Architekten den Auftrag, die Kindertagesstätte umfassend zu sanieren. Für die Innenausstattung entwarfen sie ein eigenes Möbelprogramm, bestehend aus Stuhl, Tisch, Regal und Schrank. Die Inspiration für den Entwurf lieferte der Bau mit seinen Eigenheiten, etwa dem Rautenmuster auf den Holzzierleisten der Dachkante oder dem Quadratmotiv des Parketts.
Die Möbel sprechen eine gemeinsame Sprache, die sich undogmatisch auf die handwerkliche Tradition der Wiener Werkstätte bezieht. Alle Möbel sind gleich aufgebaut und fügen sich so zu einem Ensemble: ein Tragrahmen aus Eiche, helle Füllungen aus Esche. Die Möbel stehen leichtfüssig auf Beinen, deren Querschnitt von unten nach oben das Achteck in ein Quadrat überführt. Kleine, rautenförmige Öffnungen ersetzen die Griffe oder dienen der Lüftung. Die Möbel sind handwerklich perfekt.
Anerkennungen in der Region Mitte
Der Umbau einer Ferienwohnung in Adelboden (Bauherrschaft: Eva Maria Kammler, Bern; Architektur: Maka Architektur Atelier, Bern) sticht ob seiner inneren Werte hervor: Die Architekten haben die Materialien sorgfältig gewählt und die Elemente mit Bedacht gefügt. Die Details verleihen den Räumen Wertigkeit und zeugen von einem guten Zusammenspiel zwischen Architektur und Handwerk.
Dank der Bauweise in Holz ist der gut proportionierte Anbau an ein Zweifamilienhaus in Bern (Bauherrschaft: privat, Architektur: Jaeger Koechlin Architekten, Basel) als solcher zu erkennen. Die Architekten haben viele Details beim Altbau genau beobachtet und für den Anbau sinnvoll adaptiert. So kommt Altes und Neues zu einem wertigen Ganzen zusammen, ohne geleckt zu wirken.
Link www.prixlignum.ch