Gemäss offiziellen Schätzungen entfallen in der Schweiz 45% des Endenergiebedarfs auf die Gebäude. Der Bedarf für das Heizen wird immer noch zum grössten Teil mit fossilen Energieträgern (Heizöl 51%, Erdgas 15%) und Elektroheizungen (10%) abgedeckt. Sowohl die Forschung und Entwicklung als auch die Politik streben jedoch einen CO2-freien Gebäudepark an.
Es stellt sich die Frage: Könnten Gebäude neben der Effizienz auch einen Beitrag zur dezentralen Energieerzeugung und somit zur Energiewende leisten? Der energie.cluster.ch ist der Meinung, dass hier ein grosses Potential besteht, welches mit dem Konzept des Plusenergiegebäudes realisiert werden kann.
Fotovoltaik als mögliche Umsetzungstechnik
Die Fotovoltaik hat weltweit den Durchbruch zur Marktreife erreicht. Sie weist die höchsten Zuwachsraten von allen Energieträgern auf. Neben den vorhandenen Herstellungskapazitäten beeindrucken auch Technologiefortschritte, indem Siliziumzellen mit Wirkungsgraden von über 20% sowie Dünnschichtzellen für unterschiedliche Applikationen auf den Markt kommen.
Auf absehbare Zeit dürfte die Fotovoltaik aus Sicht des energie-clusters.ch die dominierende Technologie mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis bleiben. Die Modulkosten lägen bereits heute bei CHF 400.– bis etwa CHF 1000.– pro kWp. Weitere Kostenverminderungen seien zu erwarten, welche die Investitionskosten für das Solarstromdach oder die Fotovoltaik-Fassade senkten.
Bei Gebäuden sei ein über das Jahr bilanziertes Plus nicht nur technisch möglich, sondern auch wirtschaftlich interessant, so energie-cluster.ch. Neueste Projekte und entsprechend aktualisierte Berechnungen bestätigten dies. Neben der Fotovoltaik sollten auch andere erneuerbare Technologien (u.a. Solarthermie) zur Energieerzeugung eingesetzt werden.
Breites Feld an Aktivitäten
Aufgrund der offensichtlichen Potentiale des Plusenergiegebäudes engagiert sich der energie-cluster.ch in umfassender Weise für dieses Konzept. In der Innovationsgruppe Plusenergie-Gebäude (IG PEG) werden in Zusammenarbeit zwischen Planern, Herstellern und verschiedenen Forschungsinstitutionen konkrete Projekte lanciert, gemeinsame Interessen formuliert und Anliegen in die Praxis eingebracht.
Auf der Homepage des energie-cluster.ch bietet eine Datenbank einen Überblick über erstellte Plusenergiegebäude und informiert über die realisierten Energiekonzepte und Energiedaten. Dabei werden sowohl die geplanten als auch die gemessenen Daten erfasst. Das Positionspapier ‹Strategie zum Plusenergie-Gebäude› hat zum Ziel, die Diskussion anzuregen und konkrete Vorschläge zur raschen Umsetzung des Plusenergiegebäudes zu machen.
Für eine einheitliche Definition und Messung
Der energie-cluster.ch unterstützt eine einheitliche Definition und einen praxisorientierten Nachweis von Plusenergiegebäuden. Der Cluster schlägt vor, den Nachweis für die ganze Schweiz einheitlich mit dem GEAK-Plus zu vollziehen. Dieser wird auch durch den Bundesrat im Rahmen der Energiestrategie 2050 gefördert. Wichtig sei, dass kein neues Label geschaffen, sondern auf bewährten Instrumenten aufgebaut werde, so der energie-cluster.ch. Erfreulich sei die Förderung dieses Konzeptes durch Kantone wie zum Beispiel Bern.
Die Energieströme in einem Plusenergiegebäude sollen gemessen werden. Zum einen dient die Messung der Qualitätskontrolle von Gebäude und Haustechnik, zum anderen hat der Nutzer mit der Messung ein Werkzeug zur kontinuierlichen Verbesserung der Energiebilanz des Gebäudes, welche von seinem Verhalten wesentlich beeinflusst wird. In der Innovationsgruppe Metering des energie-cluster.ch werden Hard- und Softwarelösungen für diese Aufgabenstellung vorgestellt und diskutiert.
Weiterbildung als Ausgangspunkt für die Fachwelt
Durch praxisbezogene Weiterbildungskurse fördert der energie-cluster.ch die Verbreitung von Wissen und Erfahrungen und begünstigt die sachgerechte Realisierung von Plusenergiegebäuden. Mit der Thematisierung des Konzeptes an Tagungen und Kongressen werden die Chancen und Potentiale einem breiten Publikum anschaulich erläutert.
Am Tageskurs ‹Auf dem Weg zum Plusenergie-Gebäude›, der im Oktober 2013 und Januar 2014 in vier verschiedenen Schweizer Städten stattfindet, werden die Möglichkeiten des energieeffizienten Bauens in Kombination mit erneuerbaren Energien sowohl im Neubau als auch bei Sanierungen an umgesetzten Beispielen aufgezeigt. Der internationale Kongress zu Plusenergiegebäuden anlässlich der BauHolzEnergie-Messe im November 2013 in Bern wird Informationen aus verschiedenen Ländern bieten.
Link Innovationsgruppe Plusenergiegebäude des energie-cluster.ch