Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Österreichs Wald- und Holzwirtschaft in der Bredouille

Ein Dekret des italienischen Ministerpräsidenten stoppt in der Zeit vom 25. März bis zum 3. April den Holztransport in Italien – mit Ausnahme von Verpackungsholz und Pellets. Das bringt den österreichischen Schnittholzexport zum Erliegen. Holztransport aus dem Wald ist kaum mehr möglich. Die Kooperationsplattform Forst Holz Papier schlägt Alarm und bittet die Politik um Unterstützung zur Bewältigung der aktuellen Notlage sowie zur nachhaltigen Sicherung der Wertschöpfungskette.

Bild Kooperationsplattform Forst Holz Papier  

 

 

Update 31.3.2020 | Die österreichische Sägeindustrie müsse die Produktion stark einschränken und teilweise auch gänzlich einstellen, schreibt die Landwirtschaftskammer Österreich. Holzanlieferungen zu den Sägewerken seien damit kaum mehr möglich. Für die Forstwirtschaft gelte es daher, mit Ausnahme von dringend notwendigen Schadholzaufarbeitungen keine weiteren Nutzungen zu tätigen. Es sei davon auszugehen, dass das Holz allenfalls auch für längere Zeit nicht mehr abgeführt werden könne.


Kooperationsplattform Forst Holz Papier schlägt Alarm

In dieser Situation ruft die österreichische Kooperationsplattform Forst Holz Papier nach dringenden Massnahmen zugunsten der Wertschöpfungskette Holz. Sie sei es, die Verpackungsmaterial für den Lebensmitteltransport bereitstelle, Zellstoff für Hygieneartikel wie Toilettenpapier produziere, Biomasse für die Energiegewinnung und Holzbauteile für die Bauwirtschaft erzeuge.

‹Die Wertschöpfungskette Holz ist nun massiv gefordert, gemeinsam diese Krise zu managen. Es braucht jedoch vor allem die Unterstützung der Politik, um in diesen herausfordernden Zeiten zu bestehen und um die 172000 Betriebe mit ihren 300000 Mitarbeitern vor schwerwiegenden Folgeschäden zu bewahren›, sagt Rudolf Rosenstatter, Vorsitzender der Kooperationsplattform Forst Holz Papier.


Transporte erleichtern – Kosten senken

Das Schadholz rasch aus dem Wald und auch bestmöglich in die Industriestandorte zu bekommen, sei essentiell, um die Waldschäden so gering wie möglich zu halten, so die Kooperationsplattform Forst Holz Papier in einem gestern Montag veröffentlichten Dokument mit Handlungsvorschlägen. Einfache Lösungen für den kombinierten Verkehr und Optimierung des Verlads auf die Bahn seien notwendig.

Primär müssten die Transportkosten deutlich verringert werden. 50-Tonnen-Rundholztransporte ohne Maximalradien wären österreichweit unmittelbar positiv wirksam. Wesentliche Bahnhöfe sollten in Abstimmung mit der Branche sofort ins Kernnetz der Rail Cargo Group aufgenommen werden. Damit könnten künftig auch Schadholzlieferungen von einem Bundesland ins andere ökonomisch darstellbar und ökologisch vertretbar werden.


Lagerkapazitäten schaffen – und die Waldzukunft sichern

Aufgrund der Corona-Krise werde das viele Holz, das wegen des Klimawandels zwangsweise geerntet werden müsse, nicht sofort von den geschwächten und überlasteten Werken der Holzindustrie aufgenommen werden können. Lagerkapazitäten ausserhalb des Waldes seien daher anzulegen und Forstschutzmassnahmen zu tätigen. Danach folgten kostenintensive Massnahmen, um den Wald wieder zu begründen.

Die WaldbesitzerInnen seien mit teuren Pflegemassnahmen konfrontiert, um den Wald an den viel zu rasch ablaufenden Klimawandel anzupassen. Daher, so die Kooperationsplattform Forst Holz Papier, sollte rasch ein eigener Fonds mit ausreichender Dotierung eingerichtet werden, um den Walbesitzern Zuversicht zu geben, Kosten zu kompensieren und eine steuerliche Entlastung zu ermöglichen.


Produktion jetzt unbedingt aufrechterhalten

Die Aufrechterhaltung der Produktion müsse im Vordergrund stehen, betont die Kooperationsplattform Forst Holz Papier. Die Betriebe der Wertschöpfungskette Holz seien eine systemrelevante Branche, denn die Wertschöpfungskette Holz sei nach dem Tourismus zweitgrösster Devisenbringer und Motor des strukturschwachen ländlichen Raums.

Ein Stillstand der holzverarbeitenden Industrie sowie der vor- und nachgelagerten Zuliefer-, Dienstleistungs- und Gewerbebetriebe würde unmittelbar die Versorgungssicherheit gefährden. Für eine Aufrechterhaltung brauche es einen gesicherten freien Grenzverkehr vor allem für Schlüsselarbeitskräfte sowie für notwendige Rohstoffe und den Export von Produkten.

Mit rund 70% Exportrate seien die Produkte der Wertschöpfungskette Holz auch international besonders gefragt. Damit zähle der grenzüberschreitende Güterverkehr, besonders in die Nachbarländer Italien und Deutschland, zu den essentiellen Faktoren für den Fortbestand der holzverarbeitenden Produktionsbetriebe in Österreich.


Nach der Krise Gas geben

Zur nachhaltigen Sicherung der Wertschöpfungskette brauche es unmittelbar nach Aufhebung der Corona-Beschränkungen eine Offensive zugunsten des Holzbaus insbesondere im öffentlichen Bereich.

Doch auch Energiewende und Bioökonomie gelte es voranzutreiben. Der Ausbau aller erneuerbaren Energieformen sollte rasch, ambitioniert und effizient erfolgen. Darüber hinaus sei im Bereich Verpackung der Ersatz von Kunststoff durch Papierprodukte zu forcieren.


Links www.lko.at | www.forstholzpapier.at