Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Neuer Holzhochhaus-Höhenrekord in Regensdorf

Direkt beim Bahnhof Regensdorf-Watt erhebt sich im ‹Zwhatt›-Areal das aktuell höchste Holz-Hybridhochhaus der Schweiz. 75 Meter hoch wachsen seine 24 Geschosse empor. Innovativ eingesetztes Buchenholz prägt das Innere, Fotovoltaik das Äussere. Derzeit wird der Bau bezogen, während die Arbeiten auf dem Areal weitergehen.

Hochhaus ‹H1› in Regensdorf, 2025. Bauherrschaft: Anlagestiftung Pensimo, Zürich; Architektur: Boltshauser Architekten AG, Zürich; Tragkonstruktion: B3 Kolb AG, Romanshorn/Schnetzer Puskas Ingenieure AG, Basel; Stabschichtholz: Fagus Suisse SA, Les Breuleux; Holzbau: Erne AG Holzbau, Laufenburg.
Bild Michael Meuter, Zürich

 

156 Wohnungen mit anderthalb bis fünfeinhalb Zimmern sind es, die jetzt in Regensdorf nach und nach bezogen werden. Jede Partei hat dafür genau drei Stunden lang einen Aufzug ganz für sich, dann ist die nächste Möbelschlepper-Crew an der Reihe. Der zweite Aufzug ist für all jene, die bereits eingezogen sind.

Beim Verschnaufen zwischen den getürmten Schachteln können die Zuzüger ihre neue Bleibe ein erstes Mal genauer betrachten: In den Wohnungen ist das tragend eingesetzte Holz sichtbar – dafür liegen an den Decken Sprinklerleitungen.

Das Untergeschoss und der dreigeschossige Sockel des Regensdorfer Hochhauses ‹H1› sind betoniert – ebenso wie der aussteifende Erschliessungskern. Der Rest des Hauses baut Geschoss um Geschoss auf Buche aus dem Schweizer Wald, und zwar sowohl bei den Stützen als auch bei den Verbunddecken.


Unten Beton, oben Holz

Das Gebäude besteht aus zwei Untergeschossen, drei Sockelgeschossen und 21 Regelgeschossen. Sein Tragsystem lässt sich in zwei Konstruktionssysteme unterteilen. Die Unter- und Sockelgeschosse sind als Skelettbau ausgebildet, erläutern Schnetzer Puskas Ingenieure.

In diesen Geschossen werden die Decken als Stahlbetonflachdecken ausgebildet. Im dritten Obergeschoss werden die Stützen mit vorgespannten Abfangträgern und Wandscheiben im Gebäudeinneren abgefangen und die Lasten auf etwa 12 m hohe Aussenstützen weitergeleitet und über diese in die Fundationsebene abgetragen.

Die Regelgeschosse bestehen aus einer Holz-Beton-Verbundkonstruktion, welche in einem reduzierten Stützenraster auf massiven Holzstützen gelagert ist. Die vertikale Erschliessung und horizontale Aussteifung wird durch den zentrischen Stahlbetonkern gebildet.


Flexible Wohnorganisation

Die Wohnungen in den Regelgeschossen organisieren sich in den Worten der Architekten als Sechs- bis Achtspänner kompakt um den Erschliessungskern. Jeweils vier Wohnungen funktionieren über Eck und sind zweiseitig belichtet.

Die Wohntypen sind entsprechend der Holzbaustruktur modular aufgebaut und angeordnet. Sie lassen eine grosse Flexibilität in der horizontalen wie auch vertikalen Organisation der Wohnungen zu. Räumlich ist eine Vielzahl von Typologien entwickelt worden, die unterschiedlichsten Nutzungsprofilen dienen können.

Dank dem innovativen Einsatz von Holz werden im ‹H1› in Regensdorf im Vergleich zu einem Massivbau in der Tragkonstruktion rund 20% oder 670 Tonnen CO2 im Lebenszyklus des Hauses von 60 Jahren eingespart, rechnen Boltshauser Architekten vor. Der nachwachsende Rohstoff sorgt zudem für eine höhere Behaglichkeit und Raumluftqualität, und er reduzierte die Bauzeit erheblich.


Höhen-Rennen mit Holz geht weiter

Das ‹H1› in Regensdorf schlägt den bisherigen Holz-Höhenprimus ‹Arbo› in Rotkreuz von Büro Konstrukt, Manetsch Meyer Architekten und Pirmin Jung Ingenieure AG, das seit 2018 das Krönchen des höchsten Holzgebäudes in der Schweiz tragen durfte. Das Holz-Beton-Hybridhochhaus erreicht mit seinen 15 Geschossen 60 m Bauhöhe. Errichtet wurde es in nur 27 Monaten, dies unter anderem aufgrund einer preisgekrönten BIM- und Lean-Management-Planung.

Das Holzhochhaus ‹Pi› von V-Zug Immobilien in Zug – ein Werk von Duplex Architekten, WaltGalmarini und Implenia als Generalunternehmer – wird nach der Fertigstellung mit 80 m Bauhöhe das ‹Zwhatt›-Hochhaus in Regensdorf noch einmal um einige Meter übertreffen. Noch höher hinaus mit Holz wollte das Wohnhochhaus ‹Rocket› in der ‹Lokstadt Winterthur›. Allerdings wird die Winterthurer ‹Rakete› nach neusten Informationen wohl nun doch kein Holzbau.

Auch in Zürich soll es ab etwa 2030 ein Holz-Hochhaus geben; die Planer – Kengo Kuma und Itten & Brechbühl – visieren rund 110 m Bauhöhe an. An neuen Holz-Höhenrekorden wird es in den nächsten Jahren also in der Schweiz nicht fehlen, auch wenn das Winterthurer Aushängeschild für die 100-Meter-Marke still und leise abmontiert wird.


Links boltshauser.info | zwhatt.ch