Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Neue Forststrassen für eine bessere Holzversorgung

Für einen gesunden Wald wird dessen Pflege immer wichtiger – und damit auch eine zweckdienliche Erschliessung für die Bewirtschaftung, besonders in den Voralpen und Alpen. Eine Fachveranstaltung hierzu in Schüpfheim zeigte vor wenigen Tagen: Die wissenschaftlichen Grundlagen sind da. Was es zur Umsetzung braucht, ist Fachwissen, Zeit und Geld – viel Geld.

Ist-Zustand der Erschliessung im begangenen Gebiet Brandchnubel im April dieses Jahres.
Bild Leo Bont, WSL

 

Ganz zu Beginn unterzog Janine Schweier, Gruppenleiterin bei der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL, die Forderung von Holzindustrie Schweiz nach einer Million Kubikmeter mehr Rundholzernte pro Jahr einem Stresstest. Ihre Analyse der Holzverfügbarkeit in der Schweiz zeigte klar: Der Holzvorrat kann flächendeckend mittels Fernerkundungsdaten (Vegetationshöhe und Waldmischungsgrad) abgeschätzt werden. Das daraus abgeleitete Rundholznutzungspotential variiert je nach Art der Waldbewirtschaftung, Standortgüte und Höhenlage, Anteil von Nadel- und Laubholz und schliesslich je nach Erschliessung durch Waldstrassen.

Während die ersteren Zusammenhänge breit behandelt werden, wird das Thema Erschliessung gern vernachlässigt. Dementsprechend war die Tagung vom 7. Mai in Schüpfheim, die sich der forstlichen Erschliessung in den Voralpen und Alpen widmete, mit rund 120 Teilnehmerinnnen und Teilnehmern aus der ganzen Schweiz vollständig ausgebucht. Eingeladen hatten dazu die Holzindustrie Schweiz angegliederte IG Rohholz in Zusammenarbeit mit der WSL und dem Forstdienst des Kantons Luzern (Lignum Journal online vom 4.3.2025).


Anspruchsvolle Projekte

Leo Bont, wissenschaftlicher Mitarbeiter der WSL-Gruppe ‹Nachhaltige Forstwirtschaft›, zeigte in seinem Vortrag auf: Die Wissenschaft hat ihre Arbeit gemacht. Fakt ist, dass in den Alpen ein Drittel der Wälder gar nicht und ein weiteres Drittel nur bedingt erschlossen sind. Es gibt aber Tools, mit denen Erschliessungsziele definiert, Annahmen beschrieben und verschiedene Szenarien innert kurzer Zeit miteinander verglichen werden können. Das hilft, die knappen Mittel möglichst effizient und am richtigen Ort zu investieren.

Dabei muss – so gab im folgenden der Forstingenieur und Forstunternehmer Martin Ammann zu bedenken – vieles passen, um mit den nötigen 40-Tonnen-Holztransportern im
Gelände Erfolg zu haben: Kurvenradien, Belastbarkeit der Strassenunterlage, Steigung, Wendeplätze. Kostentreibend können Ansprüche Dritter sein – wenn zum Beispiel die Waldstrasse für die Arbeiten nicht komplett gesperrt werden kann. Was das konkret bedeutet, zeigte ein Augenschein im Gelände. Ausgewiesene Fachleute demonstrierten vor Ort am Brandchnubel, mit wieviel Überzeugungsarbeit, Zeit und Durchhaltewillen die Planung und Umsetzung eines einzigen Forststrassenprojektes verbunden ist.


Hoher Finanzierungsbedarf

Eindrücklich ist immer wieder auch der Finanzbedarf: Ein Laufmeter Walderschliessung kann gut und gerne CHF 600.– kosten. Diesen Punkt vertiefte – zurück in Schüpfheim – Michiel Fehr, Leiter Waldregion Luzern beim Forstdienst des Kantons Luzern, zusammen mit Silvio Besmer, Fachbearbeiter Waldnutzung, aus übergeordneter Sicht. Die öffentlichen Beiträge gehen zurück, zumal das Bundesamt für Umwelt BAFU, wie an der anschliessenden Podiumsdiskussion mit Publikumsbeteiligung mitgeteilt, trotz grossem Verständnis für das Anliegen den Fokus auf eine ‹minimale Basiserschliessung› legt.

Dies trägt dazu bei, dass allein schon der Unterhalt des bestehenden Forststrassennetzes zur Herausforderung wird – ein Fakt, der von anwesenden Forstfachleuten aus der ganzen Schweiz bestätigt wurde. Auch beschränkt sich die öffentliche Finanzierung von Neubauprojekten – wenn es sie überhaupt gibt – auf Schutzwälder. Dabei geht, so Michael Gautschi, Direktor von Holzindustrie Schweiz und Geschäftsführer der IG Rohholz, der Nutzen der Walderschliessung weit über das Anzapfen von Holzvorräten hinaus: Schutzwirkung, Resilienz, Arbeitssicherheit, Käferbekämpfung, Umgehung von Helikoptereinsätzen, Zugänglichkeit für andere Anspruchsgruppen sind nur einige Stichworte.


Erschliessungsnutzen erklären

Hier will Holzindustrie Schweiz ansetzen: ‹Als verlässlicher Abnehmer des geernteten Rundholzes leisten wir schon jetzt einen wesentlichen Beitrag zur Finanzierung der Waldpflege und forstlichen Infrastruktur›, sagt Gautschi. ‹Jetzt gilt es, zusätzlich Synergien mit anderen möglichen Anspruchsgruppen wie den Werken der Wasserversorgung, der Landwirtschaft, der Energiewirtschaft, dem Tourismus oder auch der Brandbekämpfung auszuloten und den schleichenden Rückgang der öffentlichen Beiträge zu stoppen. Wir müssen klarmachen: Wir brauchen Wege zur Pflege und Inwertsetzung unserer Wälder!› Bereits ist ein Sensibilisierungsprojekt in Entwicklung – geprüft werden auch politische Vorstösse.


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