Marc-André Houmard
Bild Lignum
Geboren in Malleray am 11. April 1928, besuchte Marc-André Houmard nach Primar- und Sekundarschule das Gymnasium in Solothurn und danach die Ecole supérieure du Bois in Paris. Ab 1952 war er als Fachlehrer in den Abteilungen Sägerei, Zimmerei und Schreinerei der neugegründeten Schweizerischen Holzfachschule Biel tätig, als deren Direktor er von 1979 bis 1993 wirkte. In dieser Zeit gelang es ihm, die ursprüngliche Meisterschule in eine Techniker- und Ingenieurschule umzuwandeln, die bald die Möglichkeit erhielt, selber praxisbezogene Forschungsprojekte durchzuführen.
Die Begründung der Ingenieurschule in Biel, aus der die heutige, international angesehene Berner Fachhochschule Architektur, Holz und Bau hervorgegangen ist, war zweifellos einer der wichtigsten Meilensteine auf dem Weg zum mittlerweile allenthalben greifbaren Erfolg des Baustoffs Holz in der Schweiz. Diese Pioniertat stellt mithin aus Sicht der Schweizer Wald- und Holzwirtschaft das wohl grösste Verdienst von Marc-André Houmard dar.
1993 begann für Marc-André Houmard mit der Übernahme des 1895 gegründeten Familienbetriebes Houmard SA und dem Aufbau einer neuen Firma als Generalunternehmung für den Bau von vorfabrizierten, auf die Wünsche des Bauherrn zugeschnittenen Häusern ein neuer Lebensabschnitt. Marc-André Houmard wirkte bis ins hohe Alter als Verwaltungsratspräsident seiner Unternehmung.
Politisches Engagement zugunsten von Wald und Holz
1979 wurde Marc-André Houmard in den Nationalrat gewählt, wo er mit seinem unermüdlichen Einsatz für die Sache des Holzes und der Schweizer Holzwirtschaft bald einmal den informellen Titel eines ‹Monsieur Bois› gewann. Während der zwölfjährigen Amtszeit bis 1991 im eidgenössischen Parlament hat Marc-André Houmard zahlreiche Vorstösse mit hoher Überweisungsquote zugunsten von Wald und Holz eingebracht.
Unter anderem forderte Marc-André Houmard bereits 1980 in einer – übrigens angenommenen – Motion die Revision des eidgenössischen Forstgesetzes, um die Holznutzung stärker in den Vordergrund zu stellen. Als Kommissionspräsident gestaltete er später das neue Waldgesetz massgeblich mit.
Als einer der schönsten Erfolge von Marc-André Houmard in seiner Tätigkeit als Parlamentarier darf das ‹Impulsprogramm Holz› gelten. Es wurde von 1986–1991 als Folge einer Motion Houmard realisiert. Auch spätere Holz-Förderprogramme des Bundes verdanken sich mit dem Einsatz von Marc-André Houmard, so ‹Holz 2000› (1998–2000) und ebenso ‹holz 21› (2001–2008), Vorläufer des heutigen ‹Aktionsplans Holz›.
Treibende Kraft für den Verbund der Branche
Marc-André Houmard war auch ausserhalb des Parlaments holzpolitisch aktiv: 1983 übernahm er die Präsidentschaft des auf seine Initiative geschaffenen ‹Komitees Schweizer Holz› KSH. Daraus entstand 1996 die Holzwirtschaftskonferenz HWK als politisch-wirtschaftlicher Arm der Branche. Diese stand wiederum unter dem Präsidium von Marc-André Houmard.
Die HWK wollte als Dachorganisation die Teilbranchen nach aussen und innen stärken und dazu beitragen, Rahmenbedingungen für eine markante Verbrauchssteigerung von Holz zu schaffen. Dafür brachte sie sich als Sprachrohr für die Interessen des Wirtschaftssektors Wald und Holz sowie als Ansprechpartner des Bundes in diesen Belangen in Stellung.
Wenige Jahre später, im Frühling 2000, stand die Fusion der damaligen Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für das Holz Lignum mit der HWK zu einer umfassenden Dachorganisation unter dem Namen Lignum, Schweizerische Holzwirtschaftskonferenz – heute Lignum, Holzwirtschaft Schweiz – wiederum unter der Leitung von Marc-André Houmard.
Weitere Meilensteine der Tätigkeit von Marc-André Houmard waren die Schaffung eines Ursprungszeugnisses ‹Schweizer Holz› und dessen spätere Umwandlung zum Q-Label mit Akkreditierung bei PEFC. Das heute erfolgreiche ‹Herkunftszeichen Schweizer Holz› der Lignum bringt die gedanklichen Vorläufer zur Blüte.
Krönende Landesausstellung Expo.02
Das Engagement der Holzbranche an der Landesausstellung Expo.02 mit dem Auftritt als Partner des Bundesprojektes ‹Palais de l’Equilibre› in Neuenburg 2002 bildete den krönenden Abschluss der Präsidialzeit von Marc-André Houmard bei Lignum. 2002 übergab er das Amt an den Obwaldner Ständerat Hans Hess, der es über drei Amtszeiten hinweg bis Ende Mai dieses Jahres innehatte.
Die ‹Holzkugel von Neuenburg›, deren massgebliche Mitfinanzierung dank einem enormen Effort der gesamten Wald- und Holzwirtschaft möglich wurde, erwies sich mit fast 1,9 Mio. Besuchern als Spitzenreiter in der Publikumsgunst und positionierte Wald und Holz mit einer unvergesslichen Ikone als Lösungsanbieter für eine nachhaltige Entwicklung.
Das ‹Palais de l’Equilibre› – ein Entwurf des Architekten Hervé Dessimoz mit dem Holzbauingenieur Thomas Büchi – ist eines der wenigen Bauwerke der Landesausstellung 2002, die nach ihrem Ende erhalten blieben. Es wurde 2004 als ‹Globe of Science and Innovation› im Teilchenforschungszentrum CERN in Genf wiederaufgebaut und dient dort seither als Besucherzentrum.
Eindrücklicher Abschied in Bévilard
Im Mai dieses Jahres erhielt Marc-André Houmard von der Lignum Waadt für sein Lebenswerk die Auszeichnung als ‹Monsieur Bois›. Kaum eine Bezeichnung passt besser zu diesem unermüdlichen Botschafter des Roh- und Werkstoffs Holz – mit der offiziellen Verleihung des Ehrentitels zeigte sich die Schweizer Wald - und Holzwirtschaft Marc-André Houmard tief verbunden.
Zahlreiche Persönlichkeiten aus der Holzbranche erwiesen dem Verstorbenen an der würdigen, von mehreren hundert Personen besuchten Trauerfeier in Bévilard denn auch die letzte Ehre. Vor Ort waren etwa die Ende Mai neugewählte Lignum-Präsidentin und Aargauer Nationalrätin Sylvia Flückiger mit Markus Mooser als Direktor des Cedotec – Lignum Office romand, VSSM-Zentralpräsident und Nationalratspräsident Ruedi Lustenberger, Hans Rupli als Präsident von Holzbau Schweiz sowie Jean-François Rime als Präsident von Holzindustrie Schweiz.
Persönlich Abschied nahmen aber auch unter vielen anderen WVS-Direktor Markus Brunner und HIS-Direktor Hansruedi Streiff, Vertreter der Berner Fachhochschule Architektur, Bau und Holz in Biel sowie manche Weggefährten früherer Jahre, etwa die ehemaligen VSSM- bzw. HIS-Präsidenten Hansjörg Zimmerli und Emil Mosimann.