Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Lignum-Holzbulletin im Sommer: Innovative Wohnbauten

Clevere Grundrisse, flexible Wände und Nutzungen, überraschende Materialkombinationen: Das Sommer-Holzbulletin geizt nicht mit Ideen. Die neue Ausgabe stellt das Wohn- und Werkhaus ‹Werk 11› in Biel, die Wohnsiedlung ‹Kuppe› im Quartier Trift Horgen, die ‹Maison autonome évolutive› in Soulce sowie drei aktuelle Zürcher Projekte vor: das ‹Performative Haus› und die beiden Überbauungen ‹Wohnen am Kelchweg› und ‹Wolkengespräch›.

Lignum-Holzbulletin 155/2025
Innovative Wohnbauten
32 Seiten A4, vierfarbig
Inhalt:
- Wohnen am Kelchweg, Zürich
- Wohnsiedlung ‹Kuppe›, Trift Horgen
- Wohnüberbauung Wolkengespräch, Zürich
- Wohnhaus Stampfenbachstrasse, Zürich
- Werk 11, Biel
- Wohnhaus, Soulce
Lignum-Mitglieder erhalten das Holzbulletin viermal jährlich automatisch und kostenlos per Post. Die vierteljährliche Bautendokumentation der Lignum kann man unabhängig von einer Mitgliedschaft abonnieren. Holzbulletin-Hefte können auch einzeln bezogen werden.
Die Ausgabe 155/2025 ‹Innovative Wohnbauten› ist ab 7. Juli im Lignum-Shop bestellbar. Lignum-Mitglieder erhalten sie Anfang Juli per Post.
Link Lieferbare Holzbulletin-Ausgaben

 

Die Wohnmobilität in der Schweiz folgt über den Lebensverlauf hinweg seit jeher klaren Mustern. Das zeigt die Studie ‹Wohnmobilität neu denken – zwischen individueller Entscheidung und strukturellen Rahmenbedingungen› der ZHAW School of Management and Law: Während junge Erwachsene motiviert durch Berufsstart, Familiengründung oder den Wunsch nach mehr Wohnraum häufig umziehen, nimmt die Umzugsbereitschaft im höheren Alter deutlich ab. Ältere Menschen verbleiben dabei häufiger in Wohnsituationen, die nicht mehr optimal zu ihren Bedürfnissen passen.

Angesicht der aktuellen Wohnungsknappheit bringt dies gesellschaftliche Herausforderungen mit sich. Neben Marktdynamiken – bestehende Mietverhältnisse sind oft günstiger als vergleichbare Angebote auf dem Markt – und politischen Rahmenbedingungen – so ist beispielsweise die Hypothekarfinanzierung auf eine langfristig tragbare Nutzung ausgelegt – spielt dabei auch das fehlende Angebot an flexiblen und attraktiven Wohnungen mit, die eine Verkleinerung ohne Qualitätsverlust ermöglichen.


Innovative Konzepte

Gefragt sind also innovative Wohnbauten – im städtischen Kontext ebenso wie auf dem Land. Die Verdichtung eines typischen Basler Hinterhofs zeigt, wie das im innerstädtischen Raum gelingen kann: An der Colmarstrasse haben Rahbaran Hürzeler Architects ein auf den Ort massgeschneidertes Ensemble aus Wohnungen, Kleingewerbe, Townhouses, Ateliers und Wohnpavillons mit einem gemeinschaftlichen Hof geschaffen.

Im neu erstellten Vorderhaus wählten sie die schlanke Betonstruktur mit Platten und Stützen und einer vorgehängten Fassade aus Holzbauelementen so, dass durch die Reduktion der tragenden Elemente auf wenige Stützen zum einen Material gespart und zum anderen Flexibilität erzeugt wird: Raumtrennende Leichtbauwände lassen sich bei Bedarf entfernen oder ergänzen, und der Grundriss wird wahlweise eine zusammenhängende Figur oder verfügt über vier getrennte Räume.


Adaptierbar bleiben

Einen gänzlich anderen Ansatz, was die Vorgehensweise betrifft, verfolgen die Gründer Oliver Herren und Philipp Wieting von Glück Homes: Basierend auf einem plattformgesteuerten Bauteilkatalog, dem Glück Blueprint, der sämtliche Informationen zu Design, Nachhaltigkeit und Architektur beinhaltet, wollen sie das Bauen standardisieren und damit vereinfachen – unabhängig von der Grösse des Projekts. Die Parametrisierung und die Steuerung über die Plattform ermöglichen Anpassungen an baurechtliche Rahmenbedingungen und Grundstücksformen. Die Bauteile werden anschliessend mittels Vorfertigung produziert. Ein erster Prototyp soll in Zürich Seebach realisiert werden – mit Holz und Lehm als Baumaterialien.

Zwei weitere Objekte im bündnerischen Urmein sowie in Baar in der Nähe des Skiorts Nendaz zeigen, wie sich der klassische Einfamilienhaustypus weiterentwickeln lässt, so dass er adaptierbar bleibt – auf ändernde Lebenskonstellationen oder abgestimmt auf den Jahreszeitenwechsel. So verfügt das Doppelhaus in Urmein über zwei schmale, gedämmte Haushälften, die sich einen offenen Hofraum teilen. Die beiden Ateliers im Erdgeschoss liessen sich bei Bedarf, beispielsweise im Alter, zu Kleinwohnungen umbauen. In einer Art Blindgeschoss von zwei Meter Höhe, zwischen Atelier und grosszügigem Wohnraum mit Küche unter dem Dach, liegen Bad und Schlafkammern, wie bei einem Schlafwagen.


Überraschende Ideen

Im Fall des Hauses in Baar war ursprünglich eine Umnutzung der bestehenden Scheune geplant. Diese erwies sich jedoch als zu klein dafür. Jetzt ergänzt ein eigenständiger, nicht unterkellerter Neubau mit 100 m2 Bruttogeschossfläche die Scheune, die als Kellerersatz und Versammlungsraum genutzt wird. Die Räume des Wohnhauses sind nutzungsneutral und rückbaubar konzipiert. Bis auf das Sockelgeschoss und zwei Wände im Obergeschoss besteht das Haus aus regionalem Brettschichtholz.

Ausgeklügelte Grundrisse, drehbare Wände, flexible Nutzungen und überraschende Materialkombinationen: Auch die folgend im Heft vorgestellten Projekte zeigen das Potential des Baustoffs Holz für zukunftsfähige Wohnraumlösungen. Konkret sind dies das Wohn- und Werkhaus ‹Werk 11› in Biel, die Wohnsiedlung ‹Kuppe› im Quartier Trift Horgen, die ‹Maison autonome évolutive› in Soulce sowie drei aktuelle Zürcher Projekte: das ‹Performative Haus› und die beiden Überbauungen ‹Wohnen am Kelchweg› und ‹Wolkengespräch›.

Zum Schluss noch ein paar Worte in eigener Sache: Seit Frühling 2019 hat die Architektin Ariane Joyet die Holzbulletin-Ausgaben für Cedotec mit der Auswahl und Redaktion von Westschweizer Objekten sowie der Übersetzung der Deutschschweizer Projekte begleitet. Sie geht Ende Juni in den wohlverdienten Ruhestand, weshalb dieses Heft die letzte von ihr mitbetreute Ausgabe ist. Herzlichen Dank, liebe Ariane, für Dein Engagement für das Bulletin bois!

Und nun wünschen wir Ihnen eine gute Lektüre und einen schönen Sommer.


Jutta Glanzmann
Technische Kommunikation