Lignum-‹Holzbulletin› im Dezember: Geborgenheit in Holz

Lignum-Holzbulletin 137/2020: Care
Inhalt:
- Gesamtsanierung Haus 8, Klinik Beverin, Cazis
- Schul- und Wohnhaus Tanne, Langnau am Albis
- Geschützte Werkstätten, Lavigny
- Blindenschule, Zollikofen
- Aufstockung und Erweiterung Klinik aarReha, Schinznach-Bad
- Seniorenzentrum, Fondation Aigues-Vertes, Bernex
- Psychiatrisches Zentrum des FNPG Freiburg, Villars-sur-Glâne
40 Seiten A4, vierfarbig
Bestellbar ab Ende Dezember im Shop
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Ein Spaziergang im Wald wirkt beruhigend und inspiriert zugleich. In Japan hat diese Erkenntnis zu einer eigentlichen Therapie geführt, die neuerdings auch bei uns Beachtung findet: ‹shinrin yoku›, was soviel wie Waldbaden bedeutet. Der stressmindernde Effekt der Bäume lässt sich dabei offenbar auch wissenschaftlich belegen, wie verschiedene Forschungsprojekte und Feldstudien zeigen.
Erholung für Spitalpatienten im norwegischen Wald
Zwei Architekturprojekte, eines in Norwegen, das andere in Grossbritannien, machen sich diese Wirkung von Bäumen zunutze. In Gehdistanz zu zwei der grössten Spitäler Norwegens hat das Architekturbüro Snøhetta im Auftrag der Stiftung ‹Friluftssykehuset› zwei Holzkuben als Rückzugsorte für Patienten und ihre Angehörigen entworfen.
Der eine steht beim Universitätsspital in Oslo in der Nähe eines angrenzenden Waldes. Sein Schwestergebäude liegt in einem Laubwald beim Sørlandet-Spital in Kristiansand in Südnorwegen, mit Blick auf einen nahegelegenen Teich. Die 35 m2 grossen Räume bieten einen Kontrast zu den Krankenhauskomplexen und stellen einen ruhigen Ort zur Verfügung, wo Patienten die therapeutischen Qualitäten der Natur auf sich wirken lassen können. Formal erinnern die Volumen an Baumhäuser und sind deshalb wie schiefe Holzblöcke gestaltet, die sich in die Natur integrieren.
Holz-Insel für schwerkranke Menschen in Leeds
Auch beim Maggie’s Cancer Centre in Leeds steht neben dem Bezug zur Natur das Material Holz im Vordergrund: Das Londoner Büro Heatherwick Studio konzipierte dafür einen Bau, der sich aus drei Pavillons in Holzrahmenbauweise zusammensetzt und von Blumer Lehmann realisiert wurde.
Die Form der Pavillons, die unterschiedlich hoch sind, ist grossen Pflanzengefässen nachempfunden. Sie umfassen jeweils einen Beratungsraum, eine Küche und weitere Räume wie beispielsweise eine Bibliothek. Für die Gestaltung des Dachgartens liessen sich die Landschaftsarchitekten Balston Agius von den Wäldern Yorkshires inspirieren. Mit der Zeit soll sich das gesamte Center in einen üppig bewachsenen Garten verwandeln, an dessen Pflege sich auch Patienten und Besucher beteiligen können.
Neue Möglichkeiten mit Holz in der Schweiz
In der Schweiz realisiert man Bauten im Bereich der Pflege oder Betreuung ebenfalls vermehrt in Holz. Möglich wurde dies mit den angepassten Brandschutzvorschriften 2015. Für das Material Holz sprechen in diesem Segment zum einen die Schnelligkeit bei der Realisierung und das Bauen ohne grössere Lärmimmissionen, insbesondere wenn es um die Erweiterung eines bestehenden Komplexes geht. Ein weiterer Pluspunkt ist die geforderte Systemtrennung bei hochtechnischen Gebäuden, wie es Spitäler oder Kliniken sind.
Überdies haben viele der potentiellen Bauherrschaften – insbesondere auch der öffentlichen Hand – das Vertrauen aufbauen können, dass sich Holzbauten mit hoher architektonischer und technischer Qualität und mit guter Kostengenauigkeit realisieren lassen. Unabhängig von der Nutzung steht der Rohstoff Holz für eine nachhaltige Bauweise, und es lassen sich damit Räume schaffen, die für Heilungsprozesse und Genesung förderlich sind.
Projektvielfalt in verschiedenen Segmenten
Das Spektrum der realisierten Projekte, die wir Ihnen in dieser ‹Holzbulletin›-Ausgabe vorstellen, reicht vom Schul- und Wohnhaus Tanne für Menschen mit einer Hörsehbehinderung in Langnau am Albis über die Erweiterung des Hauses 8 der Klinik Beverin in Cazis bis zum ersten in Holzbau realisierten Spital im Kanton Freiburg. Holz spielt bei all diesen Projekten eine wichtige Rolle: sei es als Tragkonstruktion, als Material, mit dem sich die Orientierung im Raum haptisch erfassen lässt, oder als Rohstoff für die Gestaltung von wohnlichen Innenräumen im Zusammenspiel mit anderen Materialien.
Dass der Trend bei Kliniken und Spitälern auch weiterhin Richtung Holzbau geht, zeigen zwei aktuelle Projekte. Für das Haus T der psychiatrischen Klinik des Kantonsspitals Münsterlingen forderte die Bauherrschaft im Rahmen des im Januar 2020 entschiedenen Gesamtleistungswettbewerbs ausdrücklich einen Holzbau. Und auch beim Neubau des Kinderspitals in Zürich von Herzog & de Meuron findet Holz vielfältige Verwendung: Die Fassade des dreigeschossigen Akutspitals, das wie eine Rasterstadt mit Strassen, Kreuzungen und Plätzen funktioniert, besteht aus einem Geflecht verschiedener Materialien.
Eine primäre, raumhaltige Betonstruktur als Teil des Tragwerks fasst wie ein Regal Erd- und erstes Obergeschoss zusammen. Die Art der Füllungen aus Holz, Glas, Stoff und Pflanzen variiert abhängig von der Nutzung des dahinterliegenden Raumes. Auch im Innenausbau und für die Gestaltung der Patientenzimmer wird Holz verwendet. Das neue Kinderspital Zürich befindet sich aktuell im Bau und wird voraussichtlich 2022 eröffnet.
Jutta Glanzmann
Technische Kommunikation Lignum